1: LIEBE ERWEICHT DAS HERZ

"1: LIEBE ERWEICHT DAS HERZ," Teil B: Grundbegriffe der Evangeliumsunterweisung – Die Schüler lieben, ()


Eine neue Lehrerin hatte Probleme mit etlichen Schülern, die im Unterricht störten. Sie wandte sich um Rat an ein Mitglied der Sonntagsschulleitung, und dieser schlug ihr vor, sie solle ein Experiment versuchen. Sie solle einen Störenfried auswählen und ihm auf fünf verschiedene Arten zeigen, dass ihr an ihm gelegen war. Einige Wochen danach fragte der Führer die Lehrerin, wie es ihr ginge. Sie erzählte, dass der eine, den sie ausgesucht hatte, nicht mehr den Unterricht störe, und sie war eben dabei, dasselbe Experiment mit einem zweiten zu versuchen. Nach zwei Wochen fragte der Führer wieder nach. Die Lehrerin sagte, sie könne kaum mehr jemand für ihr Experiment finden.

Als der Führer sie ein drittesmal deswegen ansprach, sagte sie, dass sie das Experiment inzwischen mit drei Schülern durchgeführt hatte, und jedesmal, wenn sie sie spüren ließ, dass ihr an ihnen lag, hörten sie auf, den Unterricht zu stören. Hier hatte jedesmal die Liebe ein Herz erweicht.

Die Liebe einer Lehrkraft hat große Macht

Wenn wir denjenigen, die wir unterweisen, Liebe zeigen, werden sie für den Geist empfänglicher. Sie lernen begeisterter und sind gegenüber uns und den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe offener. Oft erwacht in ihnen ein erneutes Bewusstsein ihres ewigen Wertes, und sie haben vermehrt den Wunsch nach Rechtschaffenheit.

Elder Dallas N. Archibald von den Siebzigern hat gesagt:

„Richtiges Lehren erweitert die Seele. Zum Beispiel: Vergleichen wir einmal ein Kind mit einem leeren Glas und unsere Erkenntnis und Erfahrung, die wir über die Jahre angesammelt haben, mit einem Eimer Wasser. … Wir [können] einen Eimer Wasser nicht direkt in ein kleines Glas schütten. …

Indem man aber Erkenntnis mittels richtiger Grundsätze überträgt, kann man sozusagen das Glas erweitern.

Diese Grundsätze sind überzeugende Rede, Langmut, Milde und Sanftmut, ungeheuchelte Liebe, Wohlwollen und reine Erkenntnis. Dadurch wird das Glas, nämlich die Seele des Kindes, erweitert, so dass es viel mehr als den ursprünglichen Eimer voll aufzunehmen vermag.“ (Der Stern, Januar 1993, Seite 23.)

Eine PV-Lehrerin hat berichtet, wie lohnend es gewesen ist, dass sie die Kinder ihrer Klasse zu Hause besucht und sich für ihr Leben interessiert hatte. Ein kleiner Junge war nie gern in ihre Klasse gegangen, und wenn er blieb, machte er nicht mit. Aber nachdem seine Lehrerin ihn einmal kurz zu Hause besucht und mit ihm über seine Lieblingssachen gesprochen hatte, begann er, sich auf die Primarvereinigung zu freuen. Ein anderes Kind hatte in der Klasse noch nie ein Wort gesagt, doch als die Lehrerin es zu Hause besuchte, redete es wie ein Wasserfall. Danach begann es auch im Unterricht mitzuarbeiten. (Siehe Norda D. Casaus, „One on One“, Ensign, Februar 1994, Seite 59.)

Wie sich christusgleiche Liebe auf unseren Unterricht auswirkt

Der Apostel Paulus schreibt: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte: wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.“ (1 Korinther 13:1,2.) In dieser Evangeliumszeit hat der Herr gesagt, „niemand kann bei diesem Werk helfen, wenn er nicht demütig und voller Liebe ist, Glauben, Hoff- nung und Nächstenliebe hat.“ (LuB 12:8.)

Wenn wir unsere Schüler zum Guten beeinflussen möchten, müssen wir mehr tun, als nur gern zu unterrichten: Wir müssen diejenigen lieben, die wir unterrichten. Unseren Erfolg bewerten wir am besten danach, wie unsere Schüler Fortschritt machen, und nicht danach, wie ausgezeichnet unser Unterricht war.

Die Liebe drängt uns dazu, uns anders vorzubereiten, anders zu unterrichten. Wer seine Schüler liebt, betet für sie. Er tut alles, was er kann, um ihre Interessen, ihre Leistungen, ihre Bedürfnisse und ihre Sorgen kennenzulernen. (Siehe „Verstehen Sie Ihre Schüler“, Seite 33f.) Er schneidet den Unterricht auf ihre Bedürfnisse zu, auch wenn das mehr Zeit und Mühe kostet. Er bemerkt es, wenn einer fehlt, und er beachtet die, die da sind. Er bietet seine Hilfe an, wenn Hilfe gebraucht wird. Es geht ihm um ihr ewiges Wohlergehen, und er will alles tun, was ihm möglich ist, um dazu beizutragen, und alles unterlassen, was schaden könnte.

Viele der wichtigsten Eigenschaften eines glaubenstreuen und guten Evangeliumslehrers haben mit Liebe zu tun. Der Prophet Mormon hat gelehrt:

„Und Nächstenliebe ist langmütig und wohlwollend und neidet nicht und ist nicht aufgeblasen, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, denkt nichts Böses und freut sich nicht am Übeltun, sondern freut sich an der Wahrheit; sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.

Darum, … wenn ihr nicht Nächstenliebe habt, seid ihr nichts, denn die Nächstenliebe vergeht nie. Darum haltet an der Nächstenliebe fest, die das größte ist von allem, denn alles sonst muss vergehen – aber die Nächstenliebe ist die reine Christusliebe, und sie dauert für immer fort, und bei wem am letzten Tag gefunden wird, dass er sie besitzt, mit dem wird es wohl sein.“ (Moroni 7:45–47.)

Zusätzliche Information

Mehr darüber, wie wichtig es ist, die Schüler zu lieben, finden Sie im Kurs Das Evangelium lehren, Lektion 2 (Seite 194ff.).