2006
Ein Zuhause wie im Himmel – eine Familie für die Ewigkeit
Juni 2006


Ein Zuhause wie im Himmel – eine Familie für die Ewigkeit

Der Bau eines Zuhauses für die Ewigkeit

Es stimmt mich demütig, dass ich als Schlusssprecher dieser Versammlung die Erste Präsidentschaft vertreten darf. Wir sind durch die Ausführungen von Elder Bednar, Elder Perry und Schwester Parkin inspiriert und erbaut worden. Im Mittelpunkt unserer Gedanken standen das Zuhause und die Familie, und wir wurden daran erinnert, dass „die Familie … die Grundlage eines rechtschaffenen Lebens [ist], und keine andere Institution … ihren Platz einnehmen oder ihre wesentlichen Aufgaben erfüllen [kann].“1

Ein Zuhause ist weit mehr als ein Haus, das aus Holz, Ziegeln oder Steinen gebaut wurde. Ein Zuhause besteht aus Liebe, Opferbereitschaft, Achtung. Wir tragen die Verantwortung für das Zuhause, das wir errichten. Wir müssen beim Bau weise vorgehen, denn die Ewigkeit ist keine kurze Reise. Es gibt Ruhe und Sturm, Licht und Schatten, Freude und Kummer. Wenn wir uns aber wirklich Mühe geben, kann unser Zuhause ein Stück Himmel auf Erden sein. Unsere Gedanken, unsere Taten und unser Leben beeinflussen nicht nur den Erfolg, den wir auf Erden haben, sondern weisen auch den Weg zu unseren ewigen Zielen.

Manche Familien in der Kirche bestehen aus Mutter, Vater und Kindern, die alle zu Hause leben, wohingegen andere voller Wehmut miterlebt haben, wie erst der eine, dann ein anderer und dann noch einer ausgezogen ist. Manchmal besteht eine Familie aus einer einzigen Person. Wie auch immer die Familie sich zusammensetzt, sie bleibt bestehen – denn Familien können ewig sein.

Wir können vom größten aller Architekten lernen – vom Herrn selbst. Er hat uns gelehrt, wie wir bauen müssen. Er hat verkündet: „Keine Familie, die in sich gespalten ist, wird Bestand haben.“ (Matthäus 12:25.) Und später fügte er warnend hinzu: „Siehe, mein Haus ist ein Haus der Ordnung, … und nicht ein Haus der Verwirrung.“ (LuB 132:8.)

Der Herr hat am 27. Dezember 1832 in einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith in Kirtland in Ohio gesagt: „Organisiert euch; bereitet alles vor, was nötig ist; und errichtet ein Haus, nämlich ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes.“ (LuB 88:119; siehe auch 109:8.)

Wo könnte jemand von uns einen besser geeigneten Entwurf finden, nach dem man klug und solide bauen kann? Ein solches Haus entspricht den Bauvorschriften, die wir bei Matthäus finden – es ist ein Haus, das „auf Fels“ gebaut ist (Matthäus 7:24,25; siehe auch Lukas 6:48; 3 Nephi 14:24,25), ein Haus, das den Regenschauern des Unglücks, den Fluten des Widerstands und den Winden des Zweifels, die in unserer veränderlichen und schwierigen Welt allgegenwärtig sind, standhalten kann.

Manch einer mag fragen: „Aber diese Offenbarung sollte die Anleitung zum Bau eines Tempels sein. Ist sie heute noch von Belang?“

Ich würde erwidern: „Hat der Apostel Paulus nicht verkündet: ‚Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?‘“ (1 Korinther 3:16.)

Lassen Sie den Herrn den Generalunternehmer für unser Bauprojekt sein. Dann kann ein jeder von uns Subunternehmer sein, der für einen wesentlichen Bereich des ganzen Projekts verantwortlich ist. Auf diese Weise sind alle von uns Baumeister. Neben dem Bau unseres eigenen Hauses haben wir auch die Aufgabe, beim Aufbau des Gottesreiches hier auf Erden mitzuhelfen, indem wir unsere Berufungen in der Kirche treu und wirkungsvoll erfüllen. Nun, da wir mit dem Bau beginnen, möchte ich gern Richtlinien von Gott, Lektionen aus dem Leben und einige Punkte zum Nachdenken anführen.

Gehen Sie auf die Knie und beten Sie!

„Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.“ (Sprichwörter 3:5,6.) Das hat der weise Salomo, der Sohn Davids, der König von Israel, gesagt.

Auf diesem, dem amerikanischen Kontinent hat Jakob, der Bruder Nephis, verkündet: „Blickt mit festem Sinn auf Gott, und betet zu ihm mit überaus großem Glauben.“ (Jakob 3:1.)

Dieser von Gott inspirierte Rat ist heute für uns wie kristallklares Wasser für ausgedörrte Erde. Wir leben in einer schwierigen Zeit.

Nur wenige Generationen zuvor hätte man sich die Welt, in der wir jetzt leben, mit all den Problemen, die sie aufweist, nicht vorstellen können. Wir sind von Sittenlosigkeit, Pornografie, Gewalt, Drogen und einer Vielzahl anderer Übel umgeben, die die heutige Gesellschaft plagen. Wir stehen vor der Herausforderung, ja, es ist sogar unsere Pflicht, nicht nur uns selbst „vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren“ (Jakobus 1:27), sondern auch unsere Kinder und andere, für die wir Verantwortung tragen, sicher durch das stürmische Meer der Sünde, von dem wir alle umschlossen sind, zu führen, damit wir eines Tages zu unserem himmlischen Vater zurückkehren und bei ihm leben können.

Um unsere eigene Familie unterweisen zu können, müssen wir bei ihr sein, uns Zeit nehmen und unser Bestes geben. Wenn wir mit unserer Unterweisung etwas bewirken wollen, müssen wir unserer Familie unentwegt Beispiel geben und Zeit aufwenden, die wir mit jedem einzelnen Familienmitglied allein verbringen, um zu beraten und anzuleiten.

Oft fühlen wir uns von der Aufgabe, vor der wir stehen, überfordert. Es ist aber immer Hilfe zur Hand. Gott, der jedes seiner Kinder kennt, wird unser inbrünstiges und von Herzen kommendes Gebet erhören, wenn wir Hilfe brauchen, um unsere Familie zu leiten. Solch ein Gebet löst mehr Probleme, lindert mehr Leid, beugt mehr Übertretungen vor und verleiht der Seele des Menschen größeren Frieden und mehr Zufriedenheit als sonst etwas.

Diese Führung und Leitung brauchen wir nicht nur für unsere eigene Familie, wir sind auch in Ämter berufen worden, in denen wir Verantwortung für andere tragen. Als Bischof oder Ratgeber, als Führer eines Priestertumskollegiums oder einer Hilfsorganisation haben Sie Gelegenheit, entscheidenden Einfluss auf das Leben anderer zu nehmen. Der eine oder andere stammt vielleicht aus einer Familie, in der nicht jeder der Kirche angehört oder in ihr aktiv ist, manch anderer wiederum hat sich vielleicht von seinen Eltern abgewandt und macht sich nichts aus ihren inständigen Bitten und ihrem Rat. Wir können ein Werkzeug in den Händen des Herrn sein, um im Leben eines Menschen, der sich in einer solchen Situation befindet, etwas zu verbessern. Ohne die Leitung unseres himmlischen Vaters können wir jedoch nicht alles schaffen, wozu wir berufen worden sind. Derlei Hilfe kommt durch das Gebet.

Ein bekannter Richter in den USA wurde einmal gefragt, was wir als Bürger in den Ländern der Welt tun können, um Kriminalität und Gesetzesbruch zu verringern und in unserem Leben und unserem Land mehr Frieden und Zufriedenheit zu schaffen. Wohlüberlegt antwortete er: „Ich würde vorschlagen, dass man das gute alte Familiengebet wieder einführt.“

Sind wir in der Kirche nicht dankbar, dass das Familiengebet bei uns nicht überholt ist? Es steckt viel Wahrheit in dem viel zitierten Sprichwort: „Betet die Familie miteinander, so bleibt sie beieinander.“

Der Herr selbst hat uns geboten, das Familiengebet zu pflegen, als er sagte: „Betet in euren Familien immer in meinem Namen zum Vater, damit eure Frauen und eure Kinder gesegnet seien.“ (3 Nephi 18:21.)

Als Eltern, Lehrer und Führer in jedweder Funktion können wir es uns nicht leisten, diese denkbar gefährliche Reise durch das Erdendasein ohne einen Beistand vom Himmel auf uns zu nehmen, der uns bei der Leitung derer, für die wir verantwortlich sind, unterstützt.

Wenn wir als Familie und allein zu Gott beten, so tun wir das doch voller Glauben und Gottvertrauen! Gehen Sie auf die Knie und beten Sie!

Machen Sie sich auf und dienen Sie!

Das Leben des Herrn dient uns als Beispiel. Die Art und Weise, wie Jesus den Menschen gedient hat, ist für uns wie ein gleißender Suchscheinwerfer der Güte. Er gab den Gliedern des Verkrüppelten Kraft, den Augen des Blinden das Augenlicht, den Ohren des Tauben das Gehör und dem Körper des Toten das Leben.

Seine Gleichnisse zeugen von großer Macht. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter führte er uns vor Augen, dass wir unseren Nächsten lieben müssen (siehe Lukas 10:30-35). Durch seine Güte gegenüber der Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war, lehrte er Mitgefühl und Verständnis (siehe Johannes 8:3-11). In seinem Gleichnis vom anvertrauten Geld lehrte er uns, dass jeder an sich arbeiten und nach Vollkommenheit streben muss (siehe Matthäus 25:14-30). Es mag wohl seine Absicht gewesen sein, uns auf unsere Rolle beim Aufbau einer ewigen Familie vorzubereiten.

Jeder von uns – ob Priestertumsführer oder Beamter in einer Hilfsorganisation – ist für die Berufung, die er trägt, verantwortlich. Wir sind für die Arbeit, zu der wir berufen wurden, eingesetzt worden. In Lehre und Bündnisse 107:99 sagt der Herr: „Darum lasst nun einen jeden seine Pflicht lernen und mit allem Eifer das Amt ausüben lernen, zu dem er bestimmt worden ist.“ Wenn wir für diejenigen, für die wir aufgrund unserer Berufungen in der Kirche Verantwortung tragen, da sind und ihnen Kraft geben, sind wir gleichzeitig auch ihrer Familie ein Segen und stärken sie. Somit kann der Dienst, den wir in unserer Familie und in unseren Berufungen in der Kirche leisten, sich auf die Ewigkeit auswirken.

Vor vielen Jahren stand ich als Bischof einer großen Gemeinde mit über tausend sehr unterschiedlichen Mitgliedern mitten in Salt Lake City vor vielen Herausforderungen.

Eines Sonntagnachmittags erhielt ich einen Anruf vom Inhaber einer Drogerie, die im Gebiet unserer Gemeinde lag. Er erzählte mir, dass am Morgen ein Junge in sein Geschäft gekommen war und sich an der Erfrischungstheke einen Eisbecher gekauft hatte. Er hatte es mit Geld bezahlt, das er aus einem Briefumschlag entnommen hatte, und als er ging, hatte er den Umschlag liegen gelassen. Als der Geschäftsinhaber die Gelegenheit hatte, sich den Briefumschlag näher anzuschauen, stellte er fest, dass es ein Spendenumschlag für das Fastopfer war, der mit dem Namen und der Telefonnummer unserer Gemeinde bedruckt war. Als er mir den Jungen, der in seinem Laden gewesen war, beschrieb, wusste ich sofort, wer gemeint war – ein junger Diakon aus unserer Gemeinde, der aus einer Familie kam, die weniger aktiv war.

Zuerst war ich schockiert und enttäuscht angesichts des Gedankens, dass einer unserer Diakone Fastopfergeld, das für die Bedürftigen gedacht war, nimmt und damit am Sonntag in einen Laden geht und sich eine Leckerei kauft. Ich beschloss, den Jungen noch am selben Nachmittag zu besuchen und ihn über die heiligen Gelder der Kirche zu belehren und darüber, dass er als Diakon die Pflicht hatte, diese Gelder einzusammeln und zu behüten.

Als ich zu ihm nach Hause fuhr, bat ich in einem stillen Gebet um Führung, was ich sagen sollte, um die Angelegenheit zu regeln. Ich kam an und klopfte an die Tür. Die Tür wurde von der Mutter des Jungen geöffnet, und ich wurde ins Wohnzimmer gebeten. Das Zimmer war zwar nur spärlich beleuchtet, aber mir blieb nicht verborgen, wie klein und heruntergekommen es war. Die wenigen Möbelstücke waren abgenutzt. Die Mutter selbst sah ausgelaugt aus.

Meine Entrüstung über die Tat ihres Sohnes vom Morgen trat in den Hintergrund, als mir klar wurde, dass diese Familie wirklich in Not war. Ich fühlte mich gedrängt, die Mutter zu fragen, ob überhaupt etwas zu essen im Haus war. Unter Tränen gestand sie, dass nichts da war. Sie erzählte mir, dass ihr Mann schon eine Weile arbeitslos war und dass sie nicht nur dringend etwas zu essen brauchten, sondern auch Geld, um die Miete bezahlen zu können, damit sie nicht aus dem winzigen Haus geworfen würden.

Ich habe die Sache mit dem Fastopfer nie erwähnt, denn mir war klar geworden, dass der Junge höchstwahrscheinlich entsetzlich hungrig gewesen ist, als er in den Laden ging. Stattdessen leitete ich umgehend Hilfe für die Familie in die Wege, damit sie etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf hatte. Darüber hinaus konnten wir mit der Hilfe der Priestertumsführer in der Gemeinde dem Mann Arbeit verschaffen, sodass er künftig für seine Familie sorgen konnte.

Als Führer des Priestertums und der Hilfsorganisationen haben wir ein Anrecht darauf, dass der Herr uns dabei hilft, unsere Berufungen groß zu machen und unsere Aufgaben zu erfüllen. Trachten Sie nach seiner Hilfe, und wenn Sie Inspiration erhalten, lassen Sie sich von ihr leiten, damit Sie wissen, wohin Sie gehen, wen Sie besuchen, was Sie sagen und wie Sie es sagen sollen. Wir können einen Gedanken noch so oft fassen – solange wir ihn nicht in die Tat umsetzen, tun wir niemandem etwas Gutes.

Mögen wir denen, für die wir Verantwortung tragen, wahre Hirten sein. John Milton hat in seinem Gedicht „Lycidas“ geschrieben: „Die hungrigen Schafe blicken auf und werden nicht geweidet.“ (Zeile 125.) Der Herr selbst sagte zu dem Propheten Ezechiel: „Weh den Hirten Israels, die … die Herde … nicht auf die Weide [führen].“ (Ezechiel 34:2,3.)

Es ist unsere Aufgabe, für die Herde zu sorgen – denn die kostbaren Schafe, diese zarten Lämmer sind überall zu finden: zu Hause in unserer eigenen Familie, im Haus unserer Verwandten, und sie warten auf uns in unseren Berufungen. Jesus ist unser Vorbild. Er hat gesagt: „Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen.“ (Johannes 10:14.) Wir haben die Aufgabe, Hüter zu sein. Mögen wir uns alle aufmachen und dienen.

Reichen Sie die Hand, um zu retten!

Auf der Reise durchs Leben bleibt so mancher auf der Strecke. Manche missachten die Wegweiser, die zum ewigen Leben führen, nur um festzustellen, dass der Umweg, den sie gewählt haben, schließlich in eine Sackgasse führt. Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, Selbstsucht und Sünde fordern alle einen hohen Tribut in einem Menschenleben. Manche marschieren aus unerklärlichen Gründen im Gleichschritt zum Klang einer anderen Trommel und müssen später erkennen, dass sie nur dem Rattenfänger von Kummer und Leid gefolgt sind.

Im Jahr 1995 gedachte die Erste Präsidentschaft derer, die die Herde Christi verlassen haben, und veröffentlichte einen besonderen Aufruf mit dem Titel „Kommen Sie doch zurück!“ In dieser Botschaft hieß es:

„Denen, die aus irgendeinem Grund abseits der Gemeinschaft der Kirche stehen, sagen wir: Kommen Sie zurück. Wir laden Sie ein, zurückzukommen und an der Freude teilzuhaben, die Sie einst gekannt haben. Sie werden viele finden, die Sie mit offenen Armen empfangen, Ihnen helfen und Sie trösten werden.

Die Kirche braucht Ihre Kraft, Liebe, Treue und Hingabe. Der Weg, auf dem man die vollen Segnungen der Mitgliedschaft in der Kirche wieder erlangen kann, ist festgelegt und sicher, und wir sind bereit, alle aufzunehmen, die diesen Wunsch haben.“

Vielleicht kann ich Ihnen mit einer Szene, die sich häufig wiederholt, veranschaulichen, wie Sie selbst die Hand reichen und retten können. Schauen wir uns eine Familie an, in der es einen Sohn namens Jack gibt. Als Jack noch jung war, stritten er und sein Vater oft heftig miteinander. Einmal, als er gerade siebzehn war, war es besonders schlimm. Jack sagte zu seinem Vater: „Das bringt das Fass zum Überlaufen. Ich gehe. Mich siehst du hier nie wieder!“ Er ging in sein Zimmer und packte seine Tasche. Seine Mutter flehte ihn an, zu bleiben, aber er war zu wütend, um ihr zuzuhören. Er ließ sie weinend in der Tür stehen.

Jack ging über den Hof und war gerade im Begriff, durch das Tor zu gehen, als er hörte, wie sein Vater ihm hinterherrief: „Jack, ich weiß, ich trage einen Großteil der Schuld daran, dass du gehst. Das tut mir aufrichtig Leid. Wenn du jemals zurückkommen willst, bist du hier immer willkommen. Und ich will mich bemühen, dir ein besserer Vater zu sein. Ich hab’ dich lieb, und ich werde dich immer lieb haben.“

Jack schwieg. Er ging zum Busbahnhof und kaufte sich eine Fahrkarte zu einem Ort in weiter Ferne. Als er im Bus saß und die Kilometer vorbeifliegen sah, kamen ihm die Worte seines Vaters wieder in den Sinn. Ihm wurde klar, wie viel Mut und wie viel Liebe sein Vater hatte aufbringen müssen, um sagen zu können, was er gesagt hatte. Sein Vater hatte sich entschuldigt. Er hatte ihn gebeten, zurückzukommen. Seine Worte schwangen immer noch in der Sommerluft: „Ich hab’ dich lieb.“

Jack wusste, dass er jetzt am Zuge war. Ihm wurde klar, dass er nur dann inneren Frieden finden konnte, wenn er seinem Vater mit der gleichen inneren Reife und Güte und Liebe entgegentrat, die dieser ihm erwiesen hatte. Jack verließ den Bus. Er kaufte sich eine Rückfahrkarte und machte sich auf den Heimweg.

Kurz nach Mitternacht kam er an, ging ins Haus und schaltete das Licht an. Da saß sein Vater mit gesenktem Kopf im Schaukelstuhl. Als er aufblickte und Jack sah, stand er auf. Sie fielen einander in die Arme. Jack sagte später: „Diese letzten Jahre zu Hause gehörten zu den glücklichsten in meinem Leben.“

Hier war ein Vater, der seinen Zorn unterdrückte und seinen Stolz zügelte und die Hand ausstreckte, um seinen Sohn zu retten, bevor dieser zu einem von den unzähligen Verlorenen wurde, die aus einer zerfallenen Familie und einem zerrütteten Zuhause stammen. Liebe verband sie miteinander und heilte ihre Wunden – Liebe, die man so oft spürt, aber so selten zum Ausdruck bringt.

Vom Berg Sinai hören wir mit lautem Donnerhall: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ (Exodus 20:12.) Und später, von demselben Gott, vernehmen wir das Gebot: „Ihr sollt liebevoll miteinander leben.“ (LuB 42:45.)

Halten wir uns an den Plan des Herrn!

Gehen Sie auf die Knie und beten Sie! Machen Sie sich auf und dienen Sie! Reichen Sie die Hand, um zu retten! All dies sind unerlässliche Bestandteile von Gottes Bauplan, nach dem ein Haus ein Zuhause und das Zuhause ein Himmel auf Erden wird.

Bei der heiligen und feierlichen Verantwortung, die wir zu Hause und in unseren kirchlichen Berufungen haben, kommt es auf Ausgewogenheit an. Wir müssen Weisheit, Inspiration und den gesunden Menschenverstand nutzen, wenn wir für unsere Familie sorgen und unsere Berufung in der Kirche erfüllen, denn beides ist von entscheidender Bedeutung. Wir dürfen weder unsere Familie noch unsere Berufungen in der Kirche vernachlässigen.

Bauen wir fachmännisch, machen wir es uns nicht zu leicht, und halten wir uns an seinen Plan. Dann richtet der Herr, unser Bauaufseher, vielleicht die gleichen Worte an uns, die er sprach, als er Salomo – einem Bauherrn aus einer anderen Epoche – erschien: „Ich habe … dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt. Meinen Namen werde ich für immer hierher legen, meine Augen und mein Herz werden allezeit hier weilen.“ (1 Könige 9:3.) Dann werden wir ein Zuhause wie im Himmel haben und eine Familie für die Ewigkeit. Und wir werden in der Lage sein, auch anderen Familien zu helfen, sie zu stützen und ihnen ein Segen zu sein.

Ich bete voller Demut und Aufrichtigkeit darum, dass ein jeder von uns diese Segnung erhält. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkung

  1. Schreiben von der Ersten Präsidentschaft vom 11. Februar 1999, abgedruckt in Der Stern, Dezember 1999, Seite 1