Andachten 2017
Ein Bindeglied


Ein Bindeglied

Ein Abend mit Elder David A. Bednar

Andacht für junge Erwachsene in aller Welt • 10. September 2017 • Pfahlzentrum des Pfahles Apex in North Carolina

Die Kette der Generationen

Meine Botschaft beruht auf einem Erlebnis, das Susan und ich im September 1999 hatten. Präsident Gordon B. Hinckley besuchte damals das Ricks College, die jetzige BYU Idaho, um das kurz zuvor fertiggestellte Spencer-W.-Kimball-Gebäude einzuweihen. Susan und ich fühlten uns geehrt, Präsident Hinckley und seine Frau an diesem denkwürdigen, vom Geist erfüllten Tag als Gäste bei uns zu haben.

Bei einer Andacht auf dem Universitätscampus sprach Präsident Hinckley zu den Studenten, Mitarbeitern und Lehrkräften. Ich saß auf dem Podium, nur wenige Meter vom Präsidenten der wiederhergestellten Kirche des Herrn entfernt, als er seine Ansprache hielt. Auch heute noch, während ich hier in eure Gesichter blicke und zu euch spreche, habe ich lebhaft in Erinnerung, wie Präsident Hinckley am Rednerpult im Hart-Auditorium stand. Ich erinnere mich an die Grundsätze, über die er sprach, an den Klang seiner Stimme und seinen Gesichtsausdruck und an das, was ich durch die Macht des Heiligen Geistes erkannte, als ich ihm zuhörte.

Bitte schaut euch nun einen Teil dieser Andacht an.

„Letzten Samstag und Sonntag waren wir in Columbus in Ohio und haben einen wunderschönen neuen Tempel geweiht. Der Tempel und das nahegelegene Gemeindehaus waren bei allen sechs Weihungssessionen vollständig besetzt. Der Geist des Herrn war zugegen. Es war ein herrliches und bedeutendes Ereignis in der Geschichte der Kirche, den zweiten Tempel im schönen Bundesstaat Ohio zu weihen.

Ich wurde von meiner Frau und meiner Tochter begleitet, die ihrer Mutter zur Seite stand. Zu unserer großen Freude war auch eine Enkeltochter, die in St. Louis lebt, mit zwei ihrer Kinder, unseren Urenkeln, zur Weihung gekommen. …

Als ich nun im Tempel in Columbus in Ohio saß und meine Urenkel betrachtete, erlebte ich etwas Eigenartiges. Ich erkannte plötzlich, dass ich mich in der Mitte befand – zwischen den drei mir bekannten Generationen vor mir und den drei Generationen nach mir. Mein Herz wandte sich buchstäblich meinen Vätern zu. Mein Herz wandte sich auch meinen Nachkommen zu. Ich stellte mir eine Kette der Generationen vor. Diese Kette reicht sehr weit in die ferne Vergangenheit zurück, von der wir nur sehr wenig wissen. Sie reicht nun bis drei Generationen nach mir. Vor meinem geistigen Auge sah ich diese Kette, bis heute ungebrochen und strahlend und stark. …

Während ich also im Tempel saß, dachte ich daran, dass ich ein Kettenglied bin und alle vergangenen Generationen und alle zukünftigen Generationen miteinander verbinde. Mein Sinn und mein Körper, Zellen und Glieder und Gelenke und Verstand, alles ist das Vermächtnis derer, die vor mir gelebt haben. Und all das wurde auch durch mich an meine Nachkommen weitergegeben. Ich kann es mir nicht erlauben, diese Kette zu unterbrechen. Meine Nachkommen können es sich nicht erlauben, diese Kette zu unterbrechen. …

Ich wünschte, ich fände die richtigen Worte, um euch jungen Leuten zu vermitteln, was ich damals im Tempel empfunden habe: den großen, überwältigenden Wunsch, dass weder ich noch meine Nachkommen jemals die Kette der Generationen unserer Familie unterbrechen.

Ich sage euch mit der ganzen Kraft, die ich aufbringen kann: Werdet kein schwaches Glied in eurer Kette der Generationen. Ihr seid mit einem herrlichen Vermächtnis auf diese Erde gekommen. Ihr stammt von großartigen Männern und Frauen ab, von Männern, die mutig und tapfer waren, und von Frauen, die Enormes geleistet haben und außerordentlichen Glauben hatten. Enttäuscht sie niemals. Tut niemals etwas, was die Kette schwächt, von der ihr ein wesentlicher Teil seid.“1

Das Bild einer Kette der Generationen konnte ich deutlich vor mir sehen. Die Warnung, kein schwaches Glied in der Kette der Generationen zu werden, bewegte mich tief. Die Ermahnung, niemals etwas zu tun, was die Kette der Generationen schwächt, drang mir in die Seele. Die einfachen und machtvollen Lektionen, die Susan und ich an jenem Septembernachmittag lernten, haben unsere Ehe, unsere Familie und jeden Bereich unseres Lebens für immer positiv verändert.

Familie Call

Susan wuchs in Afton in Wyoming auf. Als junges Mädchen kannte und bewunderte sie eine Familie in ihrer Gemeinde, die ein großartiges Beispiel für die Kette der Generationen ist.

Sister Susan K. Bednar’s remarks

In der Gemeinde, in der ich aufwuchs, lebte eine wundervolle Familie mit 14 Kindern. Die Eltern, Bessie und Evan Call, hatten im Tempel geheiratet und blieben ihren Bündnissen wahrhaftig treu. Sie brachten ihren Kindern die Lehre des wiederhergestellten Evangeliums bei und wurden damit gesegnet, dass sie zu rechtschaffenen Menschen heranwuchsen.

Vor einigen Jahren traf ich bei einer Abendmahlsversammlung eine hübsche junge Frau. Als sie sich mir vorstellte, erwähnte sie, dass ich ihre Mutter kannte. Ihre Mutter war eine Tochter von Bruder Call und seiner Frau und eine liebe Jugendfreundin von mir. Die junge Frau, die ich in der Abendmahlsversammlung traf, war die Enkelin der Calls. Auf meine Nachfrage erfuhr ich, dass sie das 44. von 96 Enkelkindern war, und ihr neugeborenes Kind war der 230. Urenkel von Bessie und Evan Call. Diese Zahlen machten mich sprachlos. Was für eine gewaltige Nachkommenschaft!

Seitdem habe ich oft gedacht: Was wäre geschehen, wenn Bruder Call und seine Frau nicht im Tempel geheiratet oder ihre Bündnisse nicht gehalten hätten? Was wäre geschehen, wenn sie nicht dem „außerordentlichen Glauben“ voriger Generationen treu geblieben wären? Was wäre geschehen, wenn sie ihre Kinder nicht durch Wort und Beispiel das Evangelium gelehrt hätten? Was wäre geschehen, wenn sie ein schwaches Glied in der Kette der Generationen gewesen wären? Wie viele Menschen wären davon betroffen gewesen? Die Antwort ist klar. Die Entscheidungen dieses Paares haben sich bereits auf mehr als 300 Familienmitglieder ausgewirkt – und ihre Zahl nimmt mit der Geburt weiterer Urenkel und Ururenkel noch zu.

Im Gegensatz dazu steht ein anderes Erlebnis, das ich mit einer lieben Freundin hatte, die ich schon sehr lange kenne und die nicht der Kirche angehört. Stellt euch meine Bestürzung vor, als sie eines Tages beiläufig erwähnte, dass eine ihrer Großmütter Mormonin gewesen war. Ich war verblüfft, da sie nichts über die Lehre und die Grundsätze des Evangeliums wusste und auch nie daran interessiert gewesen war. Ich kenne die Antwort nicht, aber ich habe mich oft gefragt: „Wo wurde diese Kette der Generationen unterbrochen?“ Eines steht ganz sicher fest: Meine Freundin war wegen der Entscheidungen derer, die ihr vorausgegangen sind, nicht mit den Segnungen des Evangeliums Jesu Christi aufgewachsen.

Als ein Glied in der Kette der Generationen muss euch klar sein, dass eure jetzigen und zukünftigen Entscheidungen nicht nur euch selbst betreffen. Eure Entscheidungen haben ebenso Auswirkungen auf diejenigen, die euch vorangegangen sind, wie auf diejenigen, die euch folgen. Das Beispiel, das ihr mit eurem Gehorsam gegenüber Evangeliumsgrundsätzen gebt, der Einfluss, den ihr damit nehmt, die Überzeugungskraft eurer persönlichen Rechtschaffenheit und die Folgen eurer guten oder schlechten Entscheidungen wirken sich auf viele Generationen aus. Bitte seid ein starkes Glied in eurer Kette der Generationen!

Ich habe ein Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi. Ich bezeuge, dass die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist und dass die Familie im Hinblick auf die ewige Bestimmung von Gottes Kindern im Mittelpunkt steht.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus uns durch sein Sühnopfer von unseren Sünden und falschen Entscheidungen erlöst. Und er gibt uns Kraft, die unsere eigene übersteigt, dem Evangelium und den von uns geschlossenen Bündnissen treu zu bleiben, vor allem, wenn wir schwierige Zeiten durchleben.

Ich weiß, dass der Heilige Geist uns Eindrücke in Herz und Sinn eingibt und uns dabei unterstützt, Möglichkeiten zu erkennen und umzusetzen, wie wir ein treues Glied in der Kette der Generationen sein können. Im Namen Jesu Christi. Amen.

End of Sister Susan K. Bednar’s remarks

Ein Bindeglied

Ich möchte nun auf Präsident Hinckleys Worten über unsere „Kette der Generationen“ aufbauen. Er erklärte deutlich und eindringlich, was wir nicht tun sollen: ein schwaches Glied in der Kette der Generationen werden. Ich möchte unser Augenmerk auf das richten, was wir tun sollen: ein Bindeglied in der Kette der Generationen werden.

In Lehre und Bündnisse 128:18 erfahren wir, „dass die Erde mit einem Fluch geschlagen werden wird, wenn es nicht irgendeine Art von Bindeglied zwischen den Vätern und den Kindern gibt, nämlich im Rahmen irgendeines Sachgebiets – und siehe, was ist dieses Sachgebiet? Es ist die Taufe für die Toten. Denn ohne sie können wir nicht vollkommen gemacht werden, und auch sie können nicht ohne uns vollkommen gemacht werden. Und ebenso können weder sie noch wir ohne diejenigen vollkommen gemacht werden, die im Evangelium gestorben sind; denn mit der Einleitung der Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten – und diese Evangeliumszeit wird gerade erst eingeleitet – ist es notwendig, dass eine gänzliche und vollständige und vollkommene Vereinigung und Verbindung der Evangeliumszeiten und Schlüssel und Mächte und Herrlichkeiten stattfindet und von den Tagen Adams, ja, bis in die gegenwärtige Zeit offenbart wird.“2

Betrachtet bitte einmal zwei grundlegende Fragen, die sich aus dieser Schriftstelle ergeben.

Erstens: Was ist das Bindeglied? Präsident Joseph F. Smith hat erklärt: „Es muss eine Verbindung geben, eine Verschmelzung von Eltern und Kindern und Kindern und Eltern, bis die ganze Kette der Familie Gottes zu einer einzigen Kette zusammengeschweißt ist und sie alle die Familie Gottes und Christi werden.“3

Die Wiederherstellung der Vollmacht und der Schlüssel des Priestertums in dieser letzten Evangeliumszeit ermöglicht es jedem von uns, die für unsere eigene Errettung und die Erhöhung der Familie notwendigen heiligen Handlungen zu empfangen, zu achten und im Gedächtnis zu behalten. Elija ist tatsächlich erschienen, wie es verheißen wurde, um die Priestertumsschlüssel und die Siegelungsvollmacht zu übertragen, durch die sich Herzen einander zuwenden und Bindeglieder zwischen den Generationen geschmiedet werden. In diesen Letzten Tagen gibt es erneut bevollmächtigte Diener des Herrn auf Erden, die die heiligen Segnungen überbringen können, die der Erretter gegeben hat, nämlich: „Was auch immer du auf Erden siegelst, wird im Himmel gesiegelt sein, und was auch immer du in meinem Namen und durch mein Wort auf Erden bindest, spricht der Herr, das wird ewiglich in den Himmeln gebunden sein.“4

Deshalb „schaffen die heiligen Handlungen, die wir stellvertretend im Tempel vollziehen, [angefangen bei der Taufe,] ein ewiges Bindeglied zwischen den Generationen, das den Zweck der Erschaffung der Erde erfüllt“5.

Die zweite Frage: Wie beschützt das Bindeglied die Erde davor, mit einem Fluch geschlagen zu werden? Präsident Joseph Fielding Smith hat erklärt: „Es geht nicht allein um die Taufe für die Toten, sondern auch um die Siegelung der Eltern aneinander und die Siegelung der Kinder an die Eltern; es soll ‚eine gänzliche und vollständige und vollkommene Vereinigung und Verbindung der Evangeliumszeiten und Schlüssel und Mächte und Herrlichkeiten‘ vom Anfang bis zum Ende der Zeit stattfinden … Wäre diese [durch Elija wiederhergestellte] Siegelungsmacht auf Erden nicht vorhanden, würden am Tage der Wiederkunft des Herrn nicht Ordnung, sondern heillose Verwirrung und allgemeine Unordnung herrschen. Dies ist aber nicht möglich, denn im Reich Gottes ist selbstverständlich alles einem vollkommenen Gesetz unterworfen.“6

Warum würde die Erde verflucht werden? „Ganz einfach deshalb, weil wir alle von Gott verworfen würden, wenn Väter und Kinder nicht miteinander verbunden wären – diese aneinander zu binden ist die eigentliche Arbeit für die Toten. Das ganze Werk Gottes würde ansonsten zunichte gemacht werden. … Die Wiederherstellung der Siegelungsvollmacht ist der Sauerteig, der die Erde davor bewahrt, beim Kommen Christi völlig verwüstet zu werden.“7

Diese grundlegenden Evangeliumswahrheiten machen uns verständlich, warum „die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht“8.

Manche von euch haben aufgrund von Misshandlung oder Missbrauch oder in einer zerrütteten Familie großen Kummer erfahren. Deshalb liegt euch womöglich wenig oder gar nichts daran, mit Menschen verbunden zu sein, die euch tiefen Schmerz und großes Leid zugefügt haben.

Bitte hört gut zu: Ewige Familienverbindungen bestehen nur durch Priestertumsvollmacht und persönliche Rechtschaffenheit. Was immer sich in eurer Familie an Schlechtem zugetragen haben mag: Ich bezeuge und verheiße euch, dass der Herr Jesus Christus die Quelle der Heilung, der Erneuerung und der Wiederherstellung ist, die ihr braucht.

Das Weinen mag in der Nacht eures Unglücks nicht aufgehört haben, aber am Morgen eures neuen Lebens kann die Freude kommen, die unser Erlöser und Erretter ermöglicht.9

Was folgt daraus?

Wenn im Kollegium der Zwölf Apostel wichtige Belange besprochen wurden, fragte Präsident Boyd K. Packer zwischendurch häufig: „Was folgt nun daraus?“ Ich verstand seine Frage wie folgt: „Welche in geistiger Hinsicht wichtige Auswirkung hat diese Idee, dieser Vorschlag oder diese Maßnahme auf das Leben der Mitglieder der Kirche? Wird es denjenigen, denen wir dienen, wirklich ein Segen sein?“ Im Grunde genommen forderte er uns auf, den Wert und die weiterführenden Folgen unseres Gesprächsgegenstands zu überdenken. Ich habe festgestellt, dass die Frage „Was folgt nun daraus?“ äußerst hilfreich ist, wenn ich über etwas nachdenke. Sie lenkt meine Gedanken auf das Wesentliche und lässt mich erkennen, was am wichtigsten ist.

Vielleicht fragt ihr euch gerade: „Bruder Bednar, was folgt nun aus Ihrer Botschaft an uns?“ Ich denke, dass die Antwort auf diese Frage in drei Fragen steckt, die sich einige von euch jetzt vielleicht stellen.

Viele junge Frauen und Männer, die an dieser Andacht teilnehmen, sind in ihrer Familie die erste Generation, die der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehört. Ihr habt euch die Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi angehört und habt sie angenommen. Ihr habt euch mit der richtigen Priestertumsvollmacht taufen und konfirmieren lassen und seid jetzt dabei, mit festem Glauben an Christus vorwärtszustreben. Ob ihr euch erst vor kurzem oder schon vor längerer Zeit bekehrt habt: Ihr seid das Lebenselixier der Kirche und die Errettung eurer jetzigen und eurer zukünftigen Familie. Ihr seid das erste Glied in eurer Kette der Generationen.

Aber vielleicht fragt ihr euch: „Ich bin das einzige Mitglied der Kirche in meiner Familie und erlebe großen Widerstand von meinen Eltern, Geschwistern und anderen Familienangehörigen. Wie kann ich da ein starkes Bindeglied werden?“

Wenn ihr Geschichten über die ersten Pioniere dieser Evangeliumszeit lest und hört, die Verfolgung und körperliche Entbehrungen ertragen haben und die über die Prärie gezogen sind, um sich im Salzseetal anzusiedeln, fragt ihr euch vielleicht, ob ihr das auch gekonnt hättet. Doch viele von euch tun das, was sie getan haben! Ihr erlebt freilich nicht die genau gleichen Schwierigkeiten wie die Pioniere damals, aber der Widerstand gegen die wiederhergestellte Wahrheit ist auch heute vorhanden und wird sogar noch stärker.

Im April 1986 verstarb ein Stammeshäuptling in Zentralghana. Bei den Beerdigungsvorbereitungen half auch Fred Antwi, der Halbbruder des Häuptlings, der sich ein Jahr zuvor durch Taufe und Konfirmierung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angeschlossen hatte. Ohne dass Fred davon wusste, plante die jüngere Schwester des Häuptlings, die sogenannte Königinmutter, dass er der neue Stammeshäuptling werden solle.

Am Abend vor der Beerdigung sprach ein Familienmitglied im Vertrauen mit Fred und fragte ihn: „Weißt du, welche Pläne deine Familie mit dir hat?“ Fred erwiderte: „Nicht, bevor man es mir sagt.“ Das Familienmitglied sagte dann: „Du wirst der neue Häuptling.“ Fred war überrascht und sagte nachdrücklich: „Nein! Meine Religion lässt das nicht zu. Es geht nicht.“

Häuptling zu sein ist eine Ehre. Der Häuptling ist der oberste Anführer der zum Stamm gehörenden Dörfer. Sein Wort gilt und wird von allen befolgt. Der Häuptling wird finanziell unterstützt und bekommt alles, was er seiner Meinung nach braucht. Fred war Zweigpräsident, als er von der Möglichkeit erfuhr, dass er der neue Häuptling wird. Er war schlichtweg nicht bereit, an Stammesritualen teilnehmen, die im Widerspruch zu den Grundsätzen des Evangeliums des Erretters standen.

Ich erzähle nun in Freds Worten, wie er auf die überraschende Ankündigung seiner Schwester reagierte. „Am selben Abend fuhr ich mit meinem Auto zu einem Dorf in der Nähe und besuchte einen unserer Stammesältesten. Ich wollte mit ihm über die Neuigkeiten sprechen, die ich erfahren hatte. Er erklärte mir: ‚Ich weiß, was geplant ist, aber ich kann dir nicht helfen. Du kannst es nicht verhindern, Häuptling zu werden.‘“

Fred erwiderte: „Du weißt, dass ich Christ bin. Ich kann wegen meiner Religion nicht Häuptling werden, weil ich vieles von dem, was ein Häuptling tun muss, nicht tun werde.“ Der Stammesälteste entgegnete: „Dann musst du zu deinen Stammesführern gehen und ihnen sagen, dass du Christ bist und deshalb nicht Häuptling sein kannst.“ Fred berichtete: „Ich fuhr wieder zurück und sagte das den Stammesführern, aber sie ignorierten es.“

Fred erzählte weiter: „Mein Halbbruder [der bisherige Häuptling] sollte um Mitternacht begraben werden. Ich fuhr mit meinem Auto hinter den anderen Autos her, in denen meine Angehörigen saßen. Als wir auf dem Weg zur Beerdigung an eine Kreuzung kamen, fuhr ich nicht mit den anderen nach links, sondern bog rechts ab auf eine Straße in Richtung Cape Coast und raste davon.“

Die nächsten sechs Monate hatte Fred keinen Kontakt zu seiner Verwandtschaft. Später erfuhr er, dass er zum nächsten Häuptling ernannt worden wäre, wenn er zur Beerdigung gegangen wäre. Das hätte ihn in eine sehr schwierige Lage versetzt. Schließlich erfuhr er, dass sein Neffe, ein Sohn der Königinmutter, zum neuen Häuptling ernannt worden war.

Als Fred rechts abbog und nach Cape Coast fuhr, stärkte er das erste Glied in seiner Kette der Generationen. Fred war standhaft in seinem Zeugnis von der Lehre und den Grundsätzen des wiederhergestellten Evangeliums, und sein Leben nahm auf wunderbare Weise einen ganz anderen Verlauf. Er und seine Frau waren die ersten Vollzeitmissionare aus Westafrika, die beauftragt wurden, im Tempel in Ghana zu dienen. Derzeit ist Fred Ratgeber in der Präsidentschaft des Accra-Tempels in Ghana und seine Frau ist Assistentin der Oberin.

Als Neubekehrter in der wiederhergestellten Kirche des Erretters wurde Fred gesegnet und gestärkt, damit er den großen Widerstand seitens seiner Familie und seiner Freunde und Bekannten überwinden konnte. Er und seine Frau haben ihre Kinder eifrig im Evangelium Jesu Christi unterwiesen und in ihrer Familie rechtschaffene Gepflogenheiten verankert, die sich auf Generationen auswirken. Genauso wie es mit Fred und seiner Frau begann, beginnt es auch mit euch!

Euch, die ihr die erste Generation in der Kirche seid, sage ich: Es beginnt mit euch! Ihr seid die Pioniere für eure Vorfahren wie auch für eure Nachkommen. Verstorbene Angehörige, die euch in der Kette der Generationen vorausgegangen sind, beten um eure Hilfe, und alle, die nach euch kommen werden, zählen auf eure Glaubenstreue. Ja, ihr besitzt die Kraft, ein starkes Bindeglied zu werden. Denkt daran: Es beginnt mit euch. Und mit der Hilfe des Herrn könnt ihr es schaffen.

Einige von euch fragen sich vielleicht: „Wie soll es mir gelingen, eine ewige Familie zu gründen und aufzubauen, wenn ich selbst nicht aus einer starken, gläubigen Familie von Mitgliedern komme?“ Ein paar Gedanken aus meiner eigenen Erfahrung können euch hoffentlich nützen.

Meine eigenen „Ketten der Generationen“ sind auf meinen Ahnenlinien mütterlicherseits und väterlicherseits sehr verschieden. In der Kette meiner Mutter gehöre ich zur fünften Generation, die der Kirche angehört. Die Vorfahren meiner Mutter haben sich in der Anfangszeit der Wiederherstellung in England und in der Schweiz der Kirche angeschlossen. Daher bin ich in der Linie meiner Mutter ein Glied in einer langen Kette glaubenstreuer Generationen.

In der Kette meines Vaters gehöre ich zur ersten Generation, die der Kirche angehört. Da sich mein Vater erst später in seinem Leben der Kirche anschloss, waren mein Bruder und ich die ersten Bednars, die das Priestertum empfingen. Ich war der Erste in unserer Familie, der als Vollzeitmissionar berufen wurde. Und so bin ich, wie so viele von euch, das erste Bindeglied zum Evangelium in der Kette der Bednar-Generationen.

Mein Vater war ein guter, hingebungsvoller und fleißiger Mann. Ich liebe ihn und habe beim gemeinsamen Arbeiten viel Wertvolles von ihm gelernt, was dazu beigetragen hat, mich zu dem Menschen zu machen, der ich heute bin. Meine Mutter brachte mir bei, zu beten und die heiligen Schriften zu schätzen. Ich liebe sie und bin dankbar für die Flamme des Glaubens, die sie in mir entfacht hat. Interessanterweise kann ich mich aber nicht daran erinnern, dass wir jemals gemeinsam als Familie gebetet, in den Schriften gelesen oder Familienabend abgehalten hätten. Mit meiner Mutter betete ich und las im Buch Mormon, aber es geschah niemals gemeinsam mit beiden Eltern und den Kindern.

Mit der Hilfe des Herrn könnt ihr eine ewige Familie aufbauen, auch wenn ihr selbst nicht aus einer Familie kommt, wie sie manchmal auf der Titelseite des Liahona zu sehen ist. Bitte denkt immer daran: Es beginnt mit euch!

Gerade weil ich solche rechtschaffenen Gepflogenheiten im Zuhause meiner Kindheit nicht erlebt hatte, keimte in mir der starke Wunsch auf, mit Susan eifrig daran zu arbeiten, in unserem Zuhause solche rechtschaffenen Gepflogenheiten zu einem Teil unseres Familienlebens zu machen. Wir haben uns miteinander beraten und in unseren Gebeten um Hilfe gefleht, und wir sind inspiriert und dabei gesegnet worden, unseren Kindern die Grundsätze des wiederhergestellten Evangeliums des Erretters nahezubringen. Wir waren sicherlich keine vollkommenen Eltern, aber wir erhielten die geistigen Gaben, die wir brauchten, und fanden Hilfe und Kraft, die unsere eigene überstieg.10

Ihr seid genauso wenig Gefangene vergangener Erlebnisse wie ich. Wir sind nicht gänzlich und vollständig Opfer unserer gegenwärtigen Umstände oder Gefangene unseres Umfelds. Der Heilige Geist wird uns alles zeigen, was wir tun sollen, einschließlich rechtschaffener Gepflogenheiten im Familienleben, die wir selbst nicht erlebt haben. Es beginnt mit euch! Und mit der Hilfe des Herrn könnt ihr es schaffen.

Manchen von euch ist das Herz gebrochen, weil Angehörige oder geachtete Führer heilige Ehebündnisse nicht in Ehren gehalten haben. Vielleicht fragt ihr euch: „Wenn meine Eltern oder andere Paare, die ich kenne, im Tempel gesiegelt wurden und ihre Ehe gescheitert ist, wie kann ich dann hoffen, dass meine Ehe für immer halten wird?“

Wenn ihr in der eigenen Familie eine schmerzliche Scheidung miterleben musstet oder darunter gelitten habt, dass euer Vertrauen verletzt wurde, dann denkt bitte daran, dass auch hier gilt: Es beginnt mit euch! Ein Glied in eurer Kette der Generationen mag gebrochen sein, aber jede andere rechtschaffene Verbindung und was von der Kette übrig ist, bleibt trotz alledem von ewiger Bedeutung. Ihr könnt eure Kette stärken und möglicherweise sogar dabei mithelfen, die gebrochenen Verbindungen wiederherzustellen. Dieses Werk wird Zug um Zug vollbracht.

Wir sind Söhne und Töchter Gottes. Nach Gottes ewigem Plan des Glücklichseins besitzen wir die Gabe der Entscheidungsfreiheit und sind imstande, selbständig zu handeln. Wir sind nicht bloß Gegenstände, auf die eingewirkt wird. Wir können selbst über unser Handeln bestimmen und sollen uns voll Eifer darum bemühen, viel Rechtschaffenheit zustande zu bringen.11

Eine erfüllende, glückliche Ehe findet man nicht einfach; vielmehr wird sie durch einen Mann und eine Frau geschaffen, die ihre Bündnisse halten. Ich habe die Befürchtung, dass sich einige von euch auf eine endlose Suche nach etwas begeben haben, was gar nicht existiert. Es gibt keinen vollkommenen potenziellen Ehepartner, der euch vor seelischem Schmerz und geistigem Kummer bewahren kann. Doch mit der Kraft des Herrn können glaubenstreue Männer und Frauen, die selbständig handeln, die erfüllende Ehe und die ewige Familie schaffen, die sie sich erhoffen und ersehnen.

Selbstloses Füreinanderdasein in der Ehe erfordert Geduld und Ausdauer, während die Welt unablässig Egoismus und Selbstsucht fördert. Aber es beginnt mit euch, wenn ihr handelt und voll Glauben an den Erretter vorwärtsstrebt, euch stets um Hilfe vom Himmel bemüht und eure sittliche Entscheidungsfreiheit rechtschaffen ausübt. Mit der Hilfe des Herrn könnt ihr es schaffen.

Verheißungen, Segen und Zeugnis

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bitte euch inständig mit der ganzen Kraft meiner Seele: Werdet ein Bindeglied in eurer Kette der Generationen.

Ihr werdet ein Bindeglied, wenn ihr wie das Ehepaar Call die einfachen Gewohnheiten pflegt, durch sie ihre heiligen Bündnisse gehalten und ihren Kindern beigebracht haben, das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi zu leben und zu lieben.

Ihr werdet ein Bindeglied, wenn ihr wie Bruder Antwi mit Mut und Glauben an den Erretter in die richtige Richtung abbiegt.

Ihr werdet ein Bindeglied, wenn ihr darauf vertraut, dass der Heilige Geist euch alles zeigt und euren Weg erhellt, selbst wenn ihr nicht im Voraus genau wisst, wohin ihr gehen oder was ihr tun sollt.

Ihr werdet ein Bindeglied, wenn ihr eifrig und beherzt die Finsternis aus eurer Mitte vertreibt12 und standhaft den verführerischen Übeln der Letzten Tage trotzt.

Ich erflehe für euch einen apostolischen Segen, dass ihr durch die Macht des Heiligen Geistes noch besser erkennt, wie wichtig euer Platz in der Kette der Generationen ist. Ich weiß, dass ihr in eurem Bemühen, ein starkes Bindeglied zu werden, gesegnet und gestärkt werdet. Und ich verheiße euch, dass ihr es mit der Hilfe des Herrn schaffen könnt!

Voll Freude bezeuge ich, dass Jesus Christus der lebendige Sohn des lebendigen Gottes ist. Ich weiß, dass er lebt, dass er auferstanden ist, dass er uns kennt und dass er jeden Einzelnen von uns liebt. Ich bezeuge, dass die Vollmacht und die Schlüssel des Priestertums, die auf der Erde und im Himmel binden, in diesen Letzten Tagen auf der Erde wiederhergestellt wurden. Und ich weiß: Wenn wir dem ewigen Plan des Vaters folgen, sind wir in diesem Leben glücklich, und unsere Familie kann für immer zusammen sein. Dies bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.

Anmerkungen

  1. Gordon B. Hinckley, „Chains“, Andacht am Ricks College, 7. September 1999, video.byui.edu; siehe auch „Ricks College Devotional, September 7, 1999“, Discourses of President Gordon B. Hinckley, Volume 1: 1995–1999, 2005, Seite 471–477

  2. Lehre und Bündnisse 128:18; Hervorhebung hinzugefügt

  3. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph F. Smith, Seite 411

  4. Lehre und Bündnisse 132:46

  5. D. Todd Christofferson, „Die Erlösung der Toten und das Zeugnis von Jesus“, Liahona, Januar 2001, Seite 12

  6. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Fielding Smith, Seite 240f.

  7. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Fielding Smith, Seite 241f.

  8. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Mai 2017, Umschlaginnenseite hinten

  9. Siehe Psalm 30:6

  10. Siehe „Lord, I Would Follow Thee“, Hymns, Nr. 220

  11. Siehe Lehre und Bündnisse 58:27,28

  12. Siehe Lehre und Bündnisse 50:23-25