2012
Glaube ich an Gott, bin ich nie allein
Februar 2012


Glaube ich an Gott, bin ich nie allein

„So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Römer 8:16)

Du bist nie allein, wenn du an Jesus Christus und an den Vater im Himmel glaubst.“ Sätze wie diesen habe ich oft gehört, aber ich habe sie früher nie so gründlich verstanden wie heute.

Jeder muss sich irgendwann einmal der unausweichlichen Tatsache stellen, dass er eines Tages vielleicht alleine sein wird. Für mich kam dieser Tag, nachdem ich geschieden war, die Kinder ausgezogen waren und ich vorzeitig in Rente gegangen war, eher als erwartet. Das quälendste Hindernis, das ich überwinden musste, lag für mich darin, mit dieser plötzlichen Stille und Leere zu leben, wo ich doch jahrelang schöne Zeiten mit Familie und Freunden, Ehemann, Kindern und Kollegen verbracht hatte.

Ich genoss zwar die Besuche meiner Heimlehrer und meiner Besuchslehrerinnen und anderer Freunde, aber die meiste Zeit fühlte ich mich völlig allein, und das gefiel mir gar nicht. Die anhaltende Stille löste schließlich einen Strom von Tränen aus, den ich nicht mehr zurückhalten konnte. Es gab nirgendwo Trost – außer auf meinen Knien im Gebet.

Nachdem ich – wie es mir vorkam – stundenlang zum Vater im Himmel geschrien hatte, ging eine Veränderung in mir vor, und ich spürte Gottes Geist. Einen Augenblick lang verebbten meine Tränen, als ich die Liebe, die meine Seele durchdrang, in mich aufnahm. Ich wusste, dass Gott meine Traurigkeit verstand, und daher fühlte ich mich so geborgen, dass ich noch länger weinte – so wie ein Kind, das hingefallen ist, weint, wenn es seine Mutter sieht. Als ich in Gedanken meinen Kopf sozusagen auf den Schoß meines Vaters im Himmel legte, wusste ich, dass er mich so lange trösten wollte, wie ich es brauchte. Gelegentlich hatte ich den flüchtigen Gedanken, dass ich zu alt sei, mich so zu verhalten. Ich wusste aber, dass es für den Vater im Himmel überhaupt keine Rolle spielte, wie alt oder wie jung ich war. Ich wusste einfach, dass er mich verstand und immer für mich da sein würde.

Heute kann ich die Stille genießen, auch wenn es mir immer noch lieber wäre, verheiratet zu sein. Ich lausche den Wellen des Meeres und betrachte den Sonnenuntergang. Ich halte buchstäblich inne und rieche an den Rosen. Ich achte auf die Führung durch den Heiligen Geist und handle entsprechend. Ich habe keine Angst davor, allein zu sein, weil ich nicht alleine bin, solange ich an den Vater im Himmel und an Jesus Christus glaube. Ich erkenne den Geist des Vaters im Himmel und den Geist Jesu Christi bei so gut wie allem, was ich tue.

„Du bist nie allein, wenn du an Jesus Christus und den Vater im Himmel glaubst.“ Diese Worte haben heute eine ganz neue, tiefere Bedeutung für mich. Ich weiß ohne jeden Zweifel, dass ich nie alleine bin. Ich bin seine Tochter, und er liebt mich.

Foto von Robert Casey