2019
Tomicka Barnes – Alabama, USA
August 2019


Gelebter Glaube

Tomicka Barnes

Alabama, USA

Bild
Tomicka with her nephew

Nach der Kirche spielt Tomicka Barnes gerne mit ihrem kleinen Neffen Aiden, der hier auf dem Foto zwei Monate alt ist.

Bild
Tomicka writing

„Wenn es schwierig wird und Sie nicht beten, in den heiligen Schriften lesen oder in die Kirche gehen wollen, dann tun Sie es, bis Sie es wieder wollen“, sagt Tomicka Barnes, die zur Entspannung gerne malt. „Etwas zu schaffen, wirkt therapeutisch.“

Bild
Tomicka playing the ukelele

Tomicka Barnes hat mehrere Jahre in einem Trio Alt gesungen, das in der Kirche, bei Hochzeiten und auch bei religionsübergreifenden Weihnachtskonzerten aufgetreten ist. „Ich spiele jetzt Ukulele, weil ich seit jeher ein Instrument spielen lernen wollte“, sagt sie. „Das war schon immer mein Traum. Ich bin noch nicht sehr gut, aber es macht mir Spaß.“

Es war nicht die Beschränkung des Priestertums an sich, die an Tomicka Barnesʼ Glauben rüttelte, sondern die Mutmaßungen, die einige Mitglieder der Kirche darüber anstellten. Schwester Barnes stand vor der Entscheidung, der Kirche den Rücken zu kehren oder weiter an der eisernen Stange festzuhalten. Dank dem Buch Mormon hielt sie am Evangelium fest.

Leslie Nilsson, Fotograf

Bild
Tomicka Barnes

Ich bin in der Kirche aufgewachsen. Ich ging in die PV und durchlief das JD-Programm. Ich fand es toll! Meine besten Freunde waren Mitglieder der Kirche. Als ich dann fürs Studium wegzog, war ich nicht mehr so aktiv in der Kirche, wie ich hätte sein sollen.

Ich hatte nie an der Wahrheit des Evangeliums gezweifelt. Nach dem Studium las ich jedoch davon, dass Afroamerikanern das Priestertum nicht übertragen werden durfte. Es fing an, mir wirklich etwas auszumachen – nicht so sehr das Verbot an sich, sondern die Gründe, die manche Leute dafür anführten.

Einige sagten zum Beispiel: „Ihr wart beim Krieg im Himmel halt nicht so tapfer“, oder: „Ihr seid nicht so intelligent oder nicht so treu.“ Das passte einfach nicht zu dem, was meine Mutter mich als wahr gelehrt hatte und was auch andere schwarze Mitglieder der Kirche, die ihren Glauben sehr beispielhaft leben, mir nahegebracht hatten. Ebenso wenig passte es zu dem, was ich bei glaubensstarken Schwarzen außerhalb der Kirche mitbekommen hatte.

Es kam der Zeitpunkt, als mein Glauben in der Krise steckte und ich überlegte, ob ich allem einfach den Rücken kehren sollte. Doch in diesem Moment kam mir der Gedanke: „Ist das Buch Mormon wahr? Glaube ich, dass es wahr ist?“

Meine Antwort lautete: „Ja, ohne den leisesten Zweifel glaube ich, dass es wahr ist.“ Dann gab mir der Geist ein: „Nun, wenn das Buch Mormon wahr ist, dann ist auch alles andere wahr.“

Mir wurde bewusst, dass das Evangelium vollkommen ist, die Menschen sind es jedoch nicht. Folglich muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen, dass Menschen manchmal etwas tun oder sagen, was nicht mit dem Evangelium übereinstimmt.

Manchmal sagen Mitglieder der Kirche etwas Falsches. Das Evangelium ist vollkommen, die Menschen sind es jedoch nicht. Die Kirche ist für unvollkommene Menschen gedacht. Wir versuchen, vollkommen zu werden, sind jedoch noch weit davon entfernt.

Ein Freund fragte mich einmal geradeheraus: „Wieso bist du in der Kirche geblieben, obwohl du all das wusstest?“ Ich antwortete: „Dank meinem Zeugnis vom Buch Mormon.“ Ich glaube, dass es wahr ist. Nein, ich weiß, dass es wahr ist.

Deshalb konnte ich gar nicht anders, als in der Kirche zu bleiben.