2019
Ein Wäschesack voll Liebe
September 2019


Ein Wäschesack voll Liebe

Bild
laundry bag

Illustration von John Kachik

Meiner Familie fiel es nicht leicht, meinen Entschluss, mich der Kirche Jesu Christi anzuschließen, zu akzeptieren. Als ich ankündigte, dass ich eine Vollzeitmission erfüllen würde, ohne dafür bezahlt zu werden, verstand kaum einer, wie ich das bewerkstelligen wollte und warum ich es überhaupt wollte. Meine Eltern wollten sich gern mit mir freuen, aber es war schwer für sie, dass ich die Religion, in der sie mich erzogen hatten, „aufgab“.

Als ich meine Berufung in die Honduras-Mission Tegucigalpa erhielt, enthielt der Umschlag auch eine Liste all dessen, was ich mitbringen musste. Meine Mutter stellte fest, dass auf der Liste auch ein Wäschesack stand. Damit konnte sie etwas anfangen! Sie kaufte gleich schweren, blauen Jeansstoff und nähte mir einen einfachen, praktischen Wäschesack – mit Liebe gemacht. Es war ein Geschenk, das lange von Nutzen sein sollte.

Dieser Wäschesack begleitete mich in die Missionarsschule und dann nach Honduras. Er zog mit mir von einem kleinen Dorf zum anderen, und mit der Zeit wurde aus Dunkelblau allmählich Hellblau, ähnlich wie eine Jeans mit der Zeit zur Lieblingshose wird, die wie angegossen sitzt. Am Ende meiner Mission gab ich fast meine ganze Kleidung einer Familie, die mir ans Herz gewachsen war. Den Wäschesack aber behielt ich. Meine Mutter hatte ihn für mich genäht, auch wenn sie nicht verstand, wie wichtig eine Mission war.

Nahezu 30 Jahre später erhielt unser ältester Sohn seine Berufung in die Kalifornien-Mission Carlsbad, nebst einer Liste all dessen, was er brauchen würde. Wir lasen sie gemeinsam und als wir bei „Wäschesack“ ankamen, holten wir den Sack hervor, den mir meine Mutter genäht hatte. Er war inzwischen noch stärker ausgeblichen, doch bald schon war er auf dem Weg nach Kalifornien.

Ein paar Jahre später wurde meine Tochter in die Ohio-Mission Cleveland berufen und der Wäschesack begleitete sie dorthin. Als sie zurückkam, brachte sie ihn wieder mit. Er war noch etwas heller geworden, war aber noch immer nicht verschlissen.

Der Wäschesack erinnert mich daran, dass manches uns immer wieder Segen bringt, wie etwa all das Wertvolle, was man auf Mission lernt oder daraus, dass man anderen liebevoll Gutes tut – wie meine Mutter mir. Inzwischen ist der Wäschesack Teil der Missionarstradition unserer Familie, die sich hoffentlich nie abnutzt.