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Das Zeugnis


5. Lektion

Das Zeugnis

Diese Lektion soll uns helfen, ein Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi zu erlangen, dieses zu festigen und selbst Zeugnis zu geben.

Was ist ein Zeugnis?

• Singen Sie das Lied „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Gesangbuch, Nummer 85).

Ein Zeugnis entspringt nicht allein dem Verstand. Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt, ein Zeugnis sei „ein Gefühl und nicht nur die Zusammenstellung von Tatsachen“ (Margaret Hoopes, „Community and Communing: The Power of Testimony Meeting“, Ensign, Januar 1978, Seite 50).

Wir empfangen ein Zeugnis vom Evangelium, „wenn der Heilige Geist zum Geist spricht, der in uns ist; es wird uns zuteil, wenn wir die Einflüsterungen der sanften, leisen Stimme vernehmen“. Es kommt als eine „ruhige, unerschütterliche Gewissheit“. …

„Jedes wirkliche Zeugnis muss drei wichtige Wahrheiten enthalten: 1. Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der Erretter der Welt (siehe LuB 46:13). 2. Joseph Smith ist der Prophet Gottes, durch den das Evangelium in dieser Evangeliumszeit wiederhergestellt worden ist. 3. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist ‚die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden‘ (LuB 1:30).“ (Bruce R. McConkie, Mormon Doctrine, 2. Auflage, Seite 785f.)

Präsident Joseph F. Smith hat folgendermaßen Zeugnis gegeben: „Brüder und Schwestern, ich möchte Ihnen gerne Zeugnis geben; denn ich habe eine Gewissheit erlangt, die mein ganzes Sein erfasst hat. Sie ist mir tief ins Herz gedrungen und erfüllt jede Faser meiner Seele, so dass es mir ein Bedürfnis ist, Ihnen zu sagen: . . Gott hat mir offenbart, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes, der Erlöser der Welt; dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war, ist und immer sein wird, ordiniert und erwählt, dieser Evangeliums- zeit vorzustehen. … Ich weiß, so wahr ich lebe, dass dies wahr ist, und von dieser Wahrheit gebe ich Zeugnis. … Ich weiß, dies ist das Reich Gottes, und Gott selbst führt das Steuer. Er präsidiert über sein Volk. Er präsidiert über den Präsidenten der Kirche… Und er wird auch weiterhin über die Führer dieser Kirche präsidieren – bis ans Ende der Welt. Er wird nicht zulassen, dass die Kirche einem anderen Volk gegeben oder den Menschen überlassen wird.“ (Gospel Doctrine, 1976, Seite 501f.)

Die Propheten des Herrn haben ein starkes Zeugnis vom Evangelium Jesu Christi. Doch ein eindrucksvolles Zeugnis ist nicht allein den Propheten vorbehalten. Präsident Brigham Young hat gesagt: „Es ist sowohl die Pflicht als auch das Recht eines Heiligen der Letzten Tage zu wissen, dass seine Religion wahr ist.“ (Discourses of Brigham Young, Seite 429.)

Wir alle haben das Recht und die Pflicht, ein Zeugnis von Jesus Christus, von Joseph Smith und vom lebenden Propheten zu erlangen. Wir können ein Zeugnis davon erlangen, dass das Buch Mormon, der Grundsatz des Zehnten, das Wort der Weisheit und jeder andere Evangeliumsgrundsatz wahr sind.

• Bitten Sie die Schwestern, Evangeliumsgrundsätze zu nennen, von denen sie ein Zeugnis erlangt haben. Lassen Sie sie gegebenenfalls auch erzählen, wie sie dieses Zeugnis erlangt haben.

Ein Zeugnis erlangt man durch den Heiligen Geist

Man erlangt ein Zeugnis, wenn der Heilige Geist dem Geist, dem Herzen und dem Verstand bezeugt, dass das Evangelium wahr ist.

• Lesen Sie LuB 8:2,3. Erklären Sie, wie der Heilige Geist Zeugnis gibt. Verweisen Sie auf Grundbegriffe des Evangeliums, 7. Kapitel, Abschnitt „Warum ist der Heilige Geist notwendig?“

Für einige ist es ein intensives Erlebnis, wenn sie ein Zeugnis erlangen. Das galt zum Beispiel für Heinrich Stilger aus Frankfurt. Die Missionare hatten ihn besucht und er hatte beschlossen, sich taufen zu lassen. Doch als das Taufdatum näher rückte, begann er, an seiner Entscheidung zu zweifeln. Er hatte Schwierigkeiten, nach dem Wort der Weisheit und dem Gesetz des Zehnten zu leben. Die Missionare waren zwar geduldig, konnten ihn aber nicht dazu bewegen, ein Taufdatum festzusetzen. Dann kam ein anderer Missionar und forderte ihn auf, um ein Zeugnis zu beten. Das tat er schließlich auch. Später erzählte Bruder Stilger: „Ich sah eine leuchtende Gestalt und hörte eine Stimme, die mir sagte, dass das Wort der Weisheit und das Gesetz des Zehnten Gebote von Gott sind.“ („His Testimony Came through Prayer“, Church News, 17. Januar 1970, Seite 6.)

Die meisten Menschen empfangen ihr Zeugnis auf weniger Aufsehen erregende Weise. Ihr Zeugnis ist deswegen aber nicht weniger wichtig oder begründet. Selbst Propheten und Apostel der Kirche haben ihr Zeugnis auf weniger Aufsehen erregende Weise empfangen. Präsident David O. McKay hat erzählt, wie er sein Zeugnis erlangt hat:

„Als Junge hörte ich ein Zeugnis über die Grundsätze des Evangeliums, die Macht des Priestertums und über die Göttlichkeit dieses Werkes. Ich hörte, wie wir ermahnt wurden, dass auch wir ein solches Zeugnis erlangen könnten, wenn wir nur darum beteten. Doch irgendwie bildete ich mir als Jugendlicher ein, man könne nur durch eine Art Kundgebung ein Zeugnis erlangen. Ich las über die erste Vision des Propheten Joseph Smith und wusste, dass das, was ihm zuteil geworden war, von Gott kam; ich hörte von Ältesten, die Stimmen gehört hatten, … und irgendwie gewann ich den Eindruck, dass dies der Ursprung eines jeden Zeugnisses sei. …

Ich weiß noch, wie ich eines Nachmittags über die Hügel ritt, über das alles nachsann und zu dem Schluss kam, dass diese stille Gegend hervorragend geeignet sei, um ein solches Zeugnis zu erlangen. Ich hielt mein Pferd an. …

Ich kniete nieder und schüttete Gott mit aller Inbrunst mein Herz aus. Ich bat ihn um ein Zeugnis vom Evangelium – in der Hoffnung, irgendeine Kundgebung zu erleben oder irgendwie verwandelt zu werden, so dass es für mich keine Zweifel mehr gäbe.

Ich erhob mich und stieg auf mein Pferd. Als es wieder lostrottete, sagte ich zu mir: ‚Nein, mein Lieber, es hat sich nichts geändert. Ich bin immer noch der Gleiche, der ich war, als ich mich niedergekniet habe.‘ Die erhoffte Kundgebung war ausgeblieben. …

Das Zeugnis davon, dass dieses Werk von Gott ist, … habe ich dadurch erlangt, dass ich gemäß dem Willen Gottes handelte – im Einklang mit der Verheißung Christi: ‚Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.‘ (Johannes 7:17)“ („A Personal Testimony“, Improvement Era, September 1962, Seite 628f.)

Präsident Marion G. Romney hat geschildert, wie er ein Zeugnis erlangt hat: „Manchmal erlangt man nur langsam ein Zeugnis, und zwar über einen längeren Zeitraum hinweg. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir plötzlich ein Zeugnis zuteil wurde. … Ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals kein Zeugnis gehabt zu haben. Natürlich ist es im Laufe der Jahre fester geworden, aber ich kann mich an keine Zeit erinnern, wo ich nicht geglaubt hätte. Doch unabhängig davon, ob man ein Zeugnis plötzlich oder Schritt für Schritt erlangt – es bewirkt etwas im Menschen. Wer ein Zeugnis erlangt hat, ist ein anderer Mensch geworden.“ („How to Gain a Testimony“, New Era, Mai 1976, Seite 11.)

Wie auch immer man sein Zeugnis erlangt, es ist ein Segen für uns und hilft uns, im Evangelium Fortschritt zu machen.

Wir müssen uns bereitmachen, ein Zeugnis zu erlangen

• Zeigen Sie ein Poster mit der folgenden Liste oder verweisen Sie auf das, was an der Tafel steht:

  1. Den Wunsch haben, zu glauben.

  2. In der heiligen Schrift forschen.

  3. Den Willen Gottes tun.

  4. Voll Glauben an Christus nachsinnen und beten.

  5. Oft fasten und beten.

Den Wunsch haben, zu glauben

Der erste Schritt – nämlich den Wunsch zu haben, ein Zeugnis zu erlangen – ist wichtig.

• Lesen Sie Alma 32:26,27. Wie hat der Wunsch, die Wahrheit zu erkennen, Präsident McKay und Heinrich Stilger beeinflusst? Wie hat dieser Wunsch Joseph Smith beeinflusst? (Joseph Smith – Lebensgeschichte 10–20.)

In der heiligen Schrift forschen

Das Schriftstudium trägt dazu bei, dass wir ein Zeugnis erlangen. Wir erlangen kein Zeugnis, wenn wir uns nicht darum bemühen.

• Lesen Sie LuB 9:7–9. Wie kann das Schriftstudium uns helfen, ein Zeugnis zu erlangen?

Den Willen Gottes tun

Präsident David O. McKay erhielt sein Zeugnis dadurch, dass er den Willen des Herrn erfüllte. Wir alle können ein Zeugnis erlangen, wenn wir den Willen des Herrn tun.

• Lesen Sie Johannes 7:17. Wie kann das Halten der Gebote dazu führen, dass wir ein Zeugnis erlangen?

Voll Glauben an Christus nachsinnen und beten

Um vom Heiligen Geist Erkenntnis zu empfangen, müssen wir darum bitten. Außerdem müssen wir darauf vertrauen, dass Gott uns liebt und dass er uns helfen wird, die Eingebungen des Heiligen Geistes zu erkennen.

• Lesen Sie Moroni 10:3–5. Warum ist das Gebet so wichtig, wenn man ein Zeugnis erlangen will?

Oft fasten und beten

Fasten verstärkt die Kraft des Betens. Fasten und Beten trägt dazu bei, dass man ein Zeugnis erlangt.

• Lesen Sie Alma 5:45,46. Wie helfen uns Fasten und Beten dabei, ein Zeugnis zu erlangen?

Einer jungen Frau namens Annette Parkinson fiel es schwer, ein Zeugnis zu erlangen, obwohl sie gebetet, in der heiligen Schrift gelesen und die Gebote gehalten hatte. Sie erzählt:

„Mich verfolgte hartnäckig die Angst, dass ich getäuscht worden sei, dass ich mir nur einredete, ich hätte ein Zeugnis, anstatt durch den Heiligen Geist wirklich ein Zeugnis zu empfangen. Eine solche Täuschung fürchtete und verabscheute ich fast mehr als alles andere. Der Gedanke, völlig auf Gott zu vertrauen, machte mir ebenso große Angst wie ein Sprung ins Leere, bei dem man hofft, dass jemand da ist, der einen auffängt. Mir war jedoch bewusst, dass ich etwas unternehmen musste, wenn ich jemals ein Zeugnis erlangen wollte.

Ich stellte fest, dass man Glauben nicht von heute auf morgen entwickeln kann. Aber ich bemühte mich aufrichtig, auf den Herrn zu vertrauen und dieses Vertrauen auch zu zeigen. Im Laufe der Zeit begann sich etwas Wundervolles in mir zu vollziehen. Eines Tages – ich saß gerade auf meinem Bett – empfand ich etwas, was mir noch nie zuvor bewusst geworden war. Dennoch war mir dieses Gefühl nicht völlig unbekannt. Ich weiß noch, wie ich da saß und im Stillen dachte: ‚Der Herr hat mein Beten erhört! Ich weiß jetzt, dass er lebt. Ich weiß es wirklich!‘

Es war ein tiefes, überwältigendes und doch angenehmes und friedliches Gefühl. Ich wusste, dass Gott lebt, und war sehr glücklich darüber!

Dies war natürlich nicht das Ende meiner Anstrengungen. Ich musste noch immer erkennen, dass Jesus Christus wirklich mein Erretter ist, dass Joseph Smith ein Prophet war und dass der Präsident der Kirche ein Prophet ist. …

Seit damals hat sich mein Verständnis vom Evangelium hundertmal vergrößert, und ich habe von vielem ein Zeugnis erlangt.“ („Trust, a Key to Testimony“, New Era, Februar 1978, Seite 33.)

• Warum ist es manchmal schwer, dem Herrn gegenüber Vertrauen zu entwickeln? Wie wirkt sich unser Wunsch, ein Zeugnis zu erlangen bzw. es zu festigen, auf unser Tun aus?

Wir müssen unser Zeugnis ständig stärken

Elder Heber C. Kimball hat gesagt:

„Um die vor Ihnen liegenden Schwierigkeiten bewältigen zu können, ist es notwendig, dass Sie für sich selbst wissen, dass dieses Werk wahr ist. …

Die Zeit kommt, wo niemand mit geborgtem Licht bestehen kann. Ein jeder muss sich von dem Licht in seinem Innern leiten lassen. Doch wie soll jemand bestehen, der dieses Licht nicht hat?“ (Zitiert von Orson F. Whitney in Life of Heber C. Kimball, 3. Auflage, Seite 450.)

Präsident Harold B. Lee hat gesagt: „Ein Zeugnis ist nichts, was man heute hat und von ganz allein für immer behält. Ein Zeugnis ist zerbrechlich. Es lässt sich ebenso schwer festhalten wie ein Mondstrahl. Man muss es sich jeden Tag neu erkämpfen.“ (Zitiert von J. M. Heslop in „President Harold B. Lee Directs Church; Led by the Spirit“, Church News, 15. Juli 1972, Seite 4.)

Elder George Q. Cannon hat geschrieben: „Es genügt nicht, dass wir gestern oder vorgestern, vor einer Woche, vor einem Monat oder vor einem Jahr gewusst haben, dass dieses Werk wahr ist; um glücklich zu sein, müssen wir auch heute wissen, dass es wahr ist. … Wir können uns die Wahrheit nur dadurch im Herzen bewahren, dass wir Gott nahe sind.“ (Gospel Truth, 1:343.)

Alma hat das Zeugnis mit einem Samenkorn verglichen, um das man sich kümmern muss, damit es zu einem schönen Baum heranwächst.

• Lesen Sie Alma 32:37,38. Durch welches Verhalten können wir unser Zeugnis verlieren?

• Lesen Sie Alma 32:41. Wie können wir unser Zeugnis nähren?

Wir können unser eigenes Zeugnis und das Zeugnis anderer Menschen unter anderem dadurch festigen, dass wir oft Zeugnis geben. Es ist unsere Pflicht, Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche Zeugnis zu geben. Wir können jeden Monat in der Fast- und Zeugnisversammlung bezeugen, dass wir wissen, dass bestimmte Evangeliumsgrundsätze wahr sind. Wir können auch erklären, woher wir dies wissen. Wir können Zeugnis geben vom göttlichen Wesen und vom Sühnopfer unseres Erretters sowie davon, dass Joseph Smith als Prophet berufen wurde und dass unser heutiger Prophet berufen wurde. Wenn wir Zeugnis geben, verstehen wir besser, was wir empfinden, und können es besser würdigen. Dadurch wächst unser Zeugnis in uns. Wenn man Zeugnis gibt, macht einem dies oft überhaupt erst bewusst, dass man ein Zeugnis hat.

Wenn wir durch die Macht des Heiligen Geistes Zeugnis geben, können andere Menschen vom Heiligen Geist ein Zeugnis empfangen. Dann wissen sie, dass das, was wir sagen, wahr ist. Darüber hinaus werden sie möglicherweise den Wunsch entwickeln, ihre Fehler zu überwinden und ein besserer Mensch zu werden. Eine gute Zeugnisversammlung kann die Mitglieder einer Gemeinde beziehungsweise eines Zweigs einander näher bringen, so dass sie sich als große Familie wahrnehmen.

Zum Abschluss

Das Zeugnis gehört zum Kostbarsten, was ein Mensch besitzen kann. Wir müssen ein rechtschaffenes Leben führen, unseren Mitmenschen dienen und Zeugnis geben. Wenn wir dies tun, wird unser Zeugnis machtvoller werden und unserem Leben große Freude, Kraft und Frieden geben.

Auftrag

Suchen Sie nach Gelegenheiten, anderen Zeugnis zu geben.

Vorzubereiten

Vor dem Unterricht:

  1. Arbeiten Sie das 7. Kapitel – Abschnitt „Warum ist der Heilige Geist notwendig?“ – in Grundbegriffe des Evangeliums durch.

  2. Studieren Sie Alma 32:26–43 und Ether 12:6.

  3. Singen Sie zu Beginn des Unterrichts das Lied „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Gesangbuch, Nummer 85).

  4. Fertigen Sie das in der Lektion erwähnte Poster an oder schreiben Sie den Text an die Tafel.

  5. Bitten Sie einige Teilnehmerinnen, nach Ihren Vorgaben Begebenheiten, Schriftstellen oder Zitate aus der Lektion vorzutragen.