1990–1999
Die Kraft der Kirche hat ihre Wurzeln in Christus
April 1993


Die Kraft der Kirche hat ihre Wurzeln in Christus

Ich fordere Sie alle auf, denken Sie mit mir über verschiedene Gründe dafür nach, warum der wahre Charakter und die wahre Kraft dieses Werkes das Genie jedes Menschen übersteigen.

Ich möchte Sie alle wissen lassen, daß ich Sie von Herzen lieb habe. Es fasziniert mich immer, wenn gebildete Menschen in der Welt über den Einfluß und die Kraft der Kirche sprechen.

Ich möchte Ihnen Ausführungen von Harold Bloom vortragen, der ein jüdischer Religionsgelehrter ist. Er ist ein bekannter Professor und lehrt sowohl an der Universität New York als auch in Yale.

Professor Bloom hat über die Kraft und Zukunft der Kirche geschrieben, und er ist voll des Lobes über Joseph Smith und nennt ihn „ein wahres religiöses Genie, das in unserer Geschichte einzigartig ist”. Er lobt die „Sicherheit seines Instinkts, sein nicht berechnendes Erkennen dessen, wessen genau es bedurfte, um einen neuen Glauben ins Leben zu rufen” (The American Religion, New York, 1992, Seite 82f.).

Joseph Smith und der Mormonismus, so meint er, „haben der Welt einen menschlicheren Gott und einen göttlicheren Menschen” geschenkt (Seite 100). Bloom sagt auch: „Ich bezweifle auch nicht, daß Joseph Smith wirklich ein Prophet war. Wo in der gesamten amerikanischen Geschichte finden wir seinesgleichen?” (Seite 95.) „Nichts anderes in der gesamten amerikanischen Geschichte macht auf mich den gleichen Eindruck wie … die frühen Mormonen, wie Joseph Smith, Brigham Young, Parley und Orson Pratt und die Männer und Frauen, die ihre Anhänger und Freunde waren.” (Seite 79.)

Ich freue mich, daß ich den eindrucksvollen Schlußfolgerungen von Dr. Bloom meine Ansichten hinzufügen darf. Er hat sich dazu geäußert, wieviel anders ein Gläubiger den Mormonismus sehen mag, und ich bin ein Gläubiger. Ich bin auch jemand, der sich jahrzehntelang wissenschaftlich und beruflich mit Forschungsarbeiten zu Menschenführung und Macht befaßt hat, der Institutionen hierzu beraten hat, und ich möchte Ihnen etwas darüber sagen, worin ich die wirkliche Kraft der Kirche sehe. Ich fordere Sie alle auf, denken Sie mit mir über verschiedene Gründe dafür nach, warum der wahre Charakter und die wahre Kraft dieses Werkes das Genie jedes Menschen übersteigen.

Erstens, die Kraft der Kirche beruht auf göttlicher Vollmacht. Gott der Vater und der Sohn sind Joseph Smith erschienen und haben die Wiederherstellung ihrer Kirche eingeleitet. Jesus Christus hat diejenigen, die als einzige die Schlüsselvollmacht des Priestertums innehaben und Gottes Werk aufschließen und leiten können, erwählt und ordiniert. Die Macht und Vollmacht der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel erstrecken sich auf das gesamte von Christus bestimmte Werk in aller Welt. Er hat die Apostel und die Siebziger dazu bestimmt, in alle Länder zu reisen und die Kirche aufzubauen und zu lenken. Außerdem beruft der Herr „ortsgebundene geistliche Diener” (siehe LuB 124:137), die dort bleiben, wo wir sind, und uns zum Segen gereichen, und hat seine ordinierten Stellvertreter folgendermaßen bestätigt: „Sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.” (LuB 1:38.) Diejenigen, die Vollmacht haben, haben keinen Zweifel daran, um wessen

Werk es sich hier handelt und für wen wir tätig sind.

Zweitens, unserem gottgegebenen Zweck entspringt eine ungeheure Kraft. Der Kirche geht es nicht um gesellschaftlichen Status, auch nicht um politische oder wirtschaftliche Macht. Uns geht es darum, alle Menschen einzuladen, zu Christus zu kommen und in ihm vollkommen zu werden. Die offenbarten Evangeliumslehren vermitteln uns einen Einblick in das Wesen Gottes und seinen Plan zu unserer Errettung. Die Kirche ist ein gottgegebenes Werkzeug, das uns helfen soll, uns für das ewige Leben bereitzumachen, nämlich das Leben mit Gott. Das ist unser heiliger Zweck, und er beeinflußt alles, was mit dem Reich des Herrn zu tun hat.

Auch die Kraft der Kirche hat mit ihrer wesentlichen Arbeit zu tun. Unsere Arbeit besteht darin, die richtige Lehre und die Grundsätze des Evangeliums zu lehren und allen Menschen die errettenden heiligen Handlungen zugänglich zu machen, damit sie alles empfangen, was der Vater hat (siehe LuB 84:38). Präsident Howard W. Hunter hat erklärt, die Kirche habe „eine allumfassende Botschaft, … die wiederhergestellt worden ist, um den Bedürfnissen aller Menschen zu entsprechen” (Generalkonferenz, Oktober 1991). Die Kirche ist tatsächlich dabei, eine ausgedehnte Familie zu schaffen, die jede Rasse, jedes Glaubensbekenntnis, jede Sprache, jedes Geschlecht, die Armen und Bedürftigen, die Sünder und die Heiligen, die Lebenden und die Toten in das barmherzige und gerechte Wirken des Planes Gottes für alle seine Kinder aufnimmt.

Unsere Kraft stammt von den glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage, die Jünger Jesu Christi und nicht bloß Mitglieder der Kirche sind. Die Kraft der Kirche gründet sich im wesentlichen auf die Jüngerschaft, die im Glauben des einzelnen an den Herrn Jesus Christus wurzelt. Wir beweisen unseren Glauben im Wasser der Taufe, durch die würdige Teilnahme am Abendmahl, durch den Gottesdienst im Tempel und durch Redlichkeit im täglichen Leben. Ein wahrer Jünger besiegelt seinen Glauben im Dienen, das durch Liebe zu Jesus Christus und zu den Menschen auf der Erde motiviert ist.

Die Stärke der Kirche wurzelt auch im Gehorsam gegenüber dem Grundsatz der Treuhandschaft. Wir erkennen an, daß alles, was wir besitzen, Gott gehört. Wir und alle Brüder und Schwestern, die uns vorangegangen sind, kommen gemeinsam, um für den Aufbau des Gottesreiches unseren Zehnten, unsere Zeit und unsere Talente zu opfern. Wir trachten danach, einander als Mitmenschen aufzubauen und uns als Bundesvolk zu etablieren, dessen Leben sich um Christus dreht.

Und zu guter Letzt rührt die Kraft der Kirche auch daher, daß wir um ständige Verbesserung bemüht sind. Unsere grundlegendsten Lehren bewegen uns dazu, uns zu verbessern, und zwar persönlich und als Gemeinschaft. Wir beraten uns miteinander. Wir beten gemeinsam und im stillen. Wir gestehen unsere Schwächen ein, forschen in den heiligen Schriften und sinnen darüber nach, was wir ändern müssen. Wir ziehen rechtschaffenen Nutzen aus den vom Himmel inspirierten Gaben aus Wissenschaft, Technik und Kunst. Wir korrelieren und korrigieren und bringen uns immer wieder auf den richtigen Kurs. Dabei bringen wir alle Wahrheit ein, die wir annehmen können, um unser Leben und die Führung und Organisation dieses Werkes mit den Lehren und dem vollkommenen Beispiel unseres Führers, Jesus Christus, in Einklang zu bringen.

Manch einer hat vielleicht, wie Dr. Bloom anklingen läßt, „eine gesunde Angst” vor der zukünftigen Macht der Mormonen (siehe The American Religion, Seite 86). Ihnen antworten wir demütig: Es handelt sich auch heute noch um das Werk des Allmächtigen. Dies ist nicht die Kirche von Joseph Smith. Es ist die Kirche Jesu Christi. Es ist die einzige Organisation auf der ganzen Welt, die nicht scheitern wird. Wir erleben heute, wie sich die Worte des Propheten Daniel erfüllen: Der Gott des Himmels wird ein Reich errichten, das die ganze Erde erfüllt und für immer bestehen bleibt (siehe Daniel 2:29-45).

Professor Bloom hat sich über die Geduld unserer Kirchenführer lobend geäußert. Geduld entspringt gerechtfertigtem Optimismus. Elder Heber C. Kimball, ein Apostel der Anfangszeit, veranschaulicht das eindrucksvoll. Er kam 1838 von einer Mission aus England zurück und stellte fest, daß die Hälfte der Mitglieder in Kirtland die Kirche verlassen hatte. Der Prophet Joseph Smith und mehrere wichtige Führer saßen für fünf Monate im Gefängnis. Fünf der Apostel und zwei der Drei Zeugen waren abtrünnig geworden. Tausende der Mitglieder in Missouri waren vom Pöbel überfallen und aus ihren Häusern vertrieben worden, die man angezündet hatte. Elder Kimball, der jetzt in dieser schweren Zeit zurückkam, schrieb: „Ich kann aufrichtig sagen, daß ich die Kirche noch nie in einem besseren Zustand gesehen habe, seit ich ihr angehöre. Diejenigen, die übriggeblieben sind, sind fest und standhaft, voller Liebe und guter Werke, … Sie haben alles verloren und sind jetzt bereit, hinzugehen und der sterbenden Welt das Evangelium zu verkünden.” (Orson F. Whitney, The Life of Heber C. Kimball, Salt Lake City, 1992, Seite 246.)

Gleichzeitig brachte Joseph Smith im Gefängnis in Liberty die folgenden inspirierenden Worte zu Papier: „Was für eine Macht soll den Himmeln Halt gebieten? Eben so gut könnte ein Mensch seinen schwachen Arm

ausstrecken wollen, um den Missouri in seinem vorgezeichneten Lauf anzuhalten oder ihn stromauf zu wenden, wie den Allmächtigen daran hindern, vom Himmel herab über die Heiligen der Letzten Tage Erkenntnis auszugießen.” (LuB 121:33.)

Mit großem Optimismus schrieb der Prophet Joseph dem Herausgeber des Chicago Democrat: „Keine unheilige Hand kann dem Werk Einhalt gebieten; mag Verfolgung wüten, der Pöbel sich zusammenrotten, mögen Armeen aufmarschieren, möge es verleumdet werden - Gottes Wahrheit wird kühn, edel und unabhängig vorwärts schreiten, bis sie jeden Kontinent durchdrungen, jeden Landstrich heimgesucht hat, bis sie durch jedes Land gezogen und in jedem Ohr erklungen ist, bis die Absichten Gottes erfüllt sind und der erhabene Jahwe sagen wird: das Werk ist vollbracht.” (History ofthe Church, 4:540.)

Wir freuen uns darüber, daß die Zukunft unserem Herrn gehört, der diese Welt erschaffen, den Erlösungsplan aufgestellt und diese Kirche aufgerichtet hat. Denn er selbst hat verkündet: „Denn ich, der Herr, habe die Hand ausgestreckt, um die Kräfte des Himmels zu gebrauchen; noch könnt ihr es nicht sehen, aber noch eine kleine Weile, dann werdet ihr es sehen und werdet wissen, daß ich bin und daß ich kommen und mit meinem Volk regieren werde.” (LuB 84:119.)

Keine andere Institution hat den göttlichen Charakter der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Das liegt daran, daß sie die wahre Vollmacht, einen offenbarten Zweck, ein gottgegebenes Werk, engagierte Jünger, eine Vorstellung von ihrer Treuhandschaft und motivierende Grundsätze für ewigen Fortschritt hat. Das bezeuge ich demütig und dankbar im Namen unseres Herrn und Erretters Jesus Christus. Amen.