Generalkonferenz
„Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin“
Frühjahrs-Generalkonferenz 2024


„Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin“

Wir können ruhig sein und wissen, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist

Vor kurzem gab ich anlässlich eines für Medienvertreter reservierten Termins bei den Tagen der Offenen Tür für ein neues Haus des Herrn einer Gruppe Journalisten eine Führung durch das heilige Bauwerk. Ich beschrieb, weshalb wir in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Tempel haben, und antwortete auf viele ausgezeichnete Fragen.

Bevor wir den celestialen Saal betraten, erklärte ich, dass dieser besondere Raum im Haus des Herrn symbolisch für den Frieden und die Schönheit des himmlischen Zuhauses steht, in das wir nach diesem Leben zurückkehren können. Ich sagte unseren Gästen, dass wir im celestialen Saal Stille wahren würden, ich aber gerne auf jede Frage einginge, sobald wir die nächste Station der Führung erreicht hätten.

Nachdem wir den celestialen Saal verlassen hatten und uns am nächsten Haltepunkt sammelten, fragte ich unsere Gäste nach ihren Eindrücken. Einer der Journalisten sagte äußerst bewegt: „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt. Ich wusste nicht, dass es eine solche Stille auf der Welt überhaupt gibt; ich habe schlicht nicht geglaubt, dass solche Ruhe möglich ist.“

Die Aufrichtigkeit und Unverblümtheit der Aussage des Betreffenden verfehlten nicht ihre Wirkung auf mich. Die Reaktion des Journalisten verdeutlichte auch einen wichtigen Aspekt von Ruhe: die Unruhe in unserer äußeren Umgebung überwinden und abstellen.

Als ich später über die Worte des Journalisten nachdachte und mir das oftmals hektische Tempo unseres modernen Lebens vor Augen führte – die Geschäftigkeit, den Lärm, die Ablenkungen und die Umwege, die so oft nach unserer Aufmerksamkeit zu verlangen scheinen –, fiel mir eine Schriftstelle ein: „Seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“1

Ich bete darum, dass der Heilige Geist uns nun alle erleuchtet, wenn wir eine höhere und heiligere Dimension der Ruhe in unserem Leben betrachten – eine innere geistige Seelenruhe, die uns erkennen und daran denken lässt, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist. Diese bemerkenswerte Segnung steht allen Mitgliedern der Kirche offen, die sich treu bemühen, ein Teil des Bundesvolks des Herrn zu werden.2

Seid ruhig

1833 waren die Heiligen in Missouri heftiger Verfolgung ausgesetzt. Zusammengerottete Horden hatten sie aus ihren Häusern im Kreis Jackson vertrieben, und einige Mitglieder der Kirche hatten versucht, sich in anderen umliegenden Landkreisen niederzulassen. Doch die Verfolgung hielt an, und es gab viele Todesdrohungen. Unter diesen schwierigen Umständen offenbarte der Herr dem Propheten Joseph Smith in Kirtland in Ohio diese Worte:

„Darum sei euer Herz in Bezug auf Zion getrost, denn alles Fleisch ist in meiner Hand; seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“3

Ich glaube, dass die Ermahnung des Herrn, ruhig zu sein, viel mehr umfasst, als lediglich zu schweigen oder innezuhalten. Vielleicht möchte er, dass wir „allzeit und in allem und überall, wo auch immer [wir] uns befinden [mögen]“4, an ihn und seine Macht denken und uns auf ihn und seine Macht verlassen. „Seid ruhig“ kann uns also auch dazu anhalten, uns unablässig auf den Erretter als ultimative Quelle geistiger Seelenruhe zu konzentrieren, die uns die Kraft verleiht, Schwieriges zu tun und zu überwinden.

Baut auf den Fels

Wahrer Glaube bündelt sich stets im Herrn Jesus Christus als den göttlichen und einziggezeugten Sohn des ewigen Vaters und stellt ihn und die erlösende Mission, die er erfüllt hat, in den Mittelpunkt.

„Denn er hat den Zwecken des Gesetzes Genüge geleistet, und er beansprucht alle, die Glauben an ihn haben; und wer Glauben an ihn hat, wird an allem Guten festhalten; darum tritt er für die Sache der Menschenkinder ein.“5

Jesus Christus ist unser Erlöser,6 unser Mittler7 und unser Fürsprecher8 beim ewigen Vater und der Fels, auf den wir das geistige Fundament unseres Lebens bauen müssen.

Helaman erklärt: „Denkt daran, denkt daran, dass unser Erlöser – und das ist Christus, der Sohn Gottes – der Fels ist, auf dem ihr eure Grundlage bauen müsst; damit, wenn der Teufel seine mächtigen Winde aussenden wird, ja, seine Blitzstrahlen im Wirbelsturm, ja, wenn all sein Hagel und sein mächtiger Sturm an euch rütteln, dies keine Macht über euch haben wird, euch in den Abgrund des Elends und des endlosen Wehs hinabzuziehen, und zwar wegen des Felsens, auf den ihr gebaut seid, der eine sichere Grundlage ist, und wenn die Menschen auf dieser Grundlage bauen, können sie nicht fallen.“9

Das Symbol von Christus als „Fels“, auf den wir die Grundlage oder das Fundament unseres Lebens errichten sollen, ist äußerst lehrreich. Bitte beachten Sie in diesem Vers, dass der Erretter nicht die Grundlage ist. Vielmehr werden wir ermahnt, unser persönliches geistiges Fundament auf ihn zu bauen.10

Das Fundament ist der Teil eines Gebäudes, das es mit dem Boden verbindet. Ein starkes Fundament bietet Schutz vor Naturkatastrophen und vielen anderen zerstörerischen Kräften. Ein ordentliches Fundament verteilt das Gewicht eines Bauwerks auch über eine große Fläche, damit der darunterliegende Boden nicht überlastet wird, und sorgt für ebenen Baugrund.

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Haus mit starkem Fundament

Eine starke und zuverlässige Verbindung zwischen Boden und Fundament ist unerlässlich, wenn ein Bauwerk im Laufe der Zeit robust und stabil bleiben soll. Für bestimmte Bauarten können auch Ankerbolzen und Stahlstangen verwendet werden, um das Fundament eines Gebäudes an dem harten, felsigen Grundgestein zu befestigen, das unterhalb von Bodenschichten wie Erde und Kies liegt.

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Am Grundgestein verankertes Haus

In ähnlicher Weise muss das Fundament unseres Lebens mit dem Fels Christi verbunden sein, wenn wir fest und standhaft bleiben wollen. Die heiligen Bündnisse und Verordnungen des wiederhergestellten Evangeliums des Erretters lassen sich mit den Ankerbolzen und Stahlstangen vergleichen, mit denen ein Gebäude mit dem Grundgestein verbunden wird. Jedes Mal, wenn wir heilige Bündnisse treu empfangen, verinnerlichen, in Erinnerung behalten und erneuern, wird unser geistiger Anker noch stärker und unverrückbarer an dem Felsen befestigt, der Jesus Christus ist.

„Darum, wer an Gott glaubt, der darf mit Gewissheit auf eine bessere Welt hoffen, ja, nämlich einen Platz zur rechten Hand Gottes, und diese Hoffnung kommt aus Glauben und wird für die Menschenseelen zum Anker, der sie sicher und standhaft machen würde, immer reich an guten Werken, und sie bewegen würde, Gott zu verherrlichen.“11

Schrittweise und im Laufe der Zeit12 immer mehr ziert Tugendhaftigkeit immerfort unsere Gedanken, wird unser Vertrauen in der Gegenwart Gottes immer stärker und ist der Heilige Geist unser ständiger Begleiter13. Wir werden tiefer verwurzelt, gefestigter, unerschütterlicher und beständiger.14 Wenn das Fundament unseres Lebens auf dem Erretter errichtet ist, kommen wir in den Genuss davon, ruhig zu sein, denn wir haben die geistige Gewissheit, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist.

Heilige Zeiten, heilige Stätten und das Zuhause

Der Herr bereitet heilige Zeiten und heilige Stätten, damit wir diese innere Seelenruhe erfahren und mehr darüber lernen können.

Zum Beispiel ist der Sabbat der Tag Gottes, eine heilige Zeit, die dafür vorgesehen ist, an den Vater zu denken und ihn im Namen seines Sohnes anzubeten, an heiligen Handlungen des Priestertums teilzunehmen und heilige Bündnisse zu empfangen und zu erneuern. Jede Woche verehren wir den Herrn beim Evangeliumsstudium zuhause und ebenso als „Mitbürger der Heiligen“15 beim Abendmahl und in anderen Versammlungen. An seinem heiligen Tag sind unsere Gedanken, unsere Taten und unser Auftreten Zeichen, die wir Gott geben, und ein Gradmesser für unsere Liebe zu ihm.16 Wenn wir es wünschen, können wir jeden Sonntag ruhig sein und wissen, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist.

Ein zentrales Merkmal unserer Gottesverehrung am Sabbat besteht darin, am „heiligen Tag [des Herrn] ins Haus des Betens [zu] gehen und [unsere] heiligen Handlungen dar[zu]bringen“17. Die Gebetshäuser, in denen wir uns am Sabbat versammeln, sind Gemeindehäuser und andere genehmigte Einrichtungen – heilige Stätten der Andacht, der Gottesverehrung und des Lernens. Jedes Gemeindehaus und jede Einrichtung wird durch Priestertumsvollmacht als Stätte geweiht, wo der Geist des Herrn wohnen kann und Gottes Kinder „zur Erkenntnis ihres Erlösers“18 gelangen können. Wenn wir es wünschen, können wir an unseren heiligen Stätten der Gottesverehrung ruhig sein und immer sicherer wissen, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist.

Der Tempel ist eine weitere heilige Stätte, die speziell dafür vorgesehen ist, Gott zu verehren, ihm zu dienen und ewige Wahrheiten zu lernen. Im Haus des Herrn denken, handeln und kleiden wir uns anders als an jedem anderen Ort, den wir aufsuchen mögen. Wenn wir es wünschen, können wir in seinem heiligen Haus ruhig sein und wissen, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist.

Heilige Zeit und heilige Stätten dienen im Wesentlichen ein und demselben Zweck: unsere Aufmerksamkeit immer wieder auf den Vater im Himmel und seinen Plan zu richten, auf den Herrn Jesus Christus und sein Sühnopfer, auf die erbauliche Macht des Heiligen Geistes und auf die Verheißungen, die mit den heiligen Verordnungen und Bündnissen des wiederhergestellten Evangeliums des Erretters einhergehen.

Heute wiederhole ich einen Grundsatz, den ich bereits betont habe. Unser Zuhause soll die ideale Verbindung aus heiliger Zeit und heiliger Stätte sein, wo der Einzelne und die Familie ruhig sein und wissen können, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erretter ist. Es ist ganz gewiss unerlässlich, dass wir unser Zuhause verlassen, um am Sabbat und im Haus des Herrn Gott zu verehren. Doch nur wenn wir mit der geistigen Perspektive und Kraft, die wir an diesen heiligen Stätten und durch diese heiligen Beschäftigungen erlangen, nach Hause zurückkehren, können wir unsere Konzentration auf die wichtigsten Ziele des Erdenlebens aufrechterhalten und die Versuchungen überwinden, die in unserer gefallenen Welt so weit verbreitet sind.

Die Erfahrungen, die wir kontinuierlich am Sabbat, im Tempel und zuhause machen, sollen uns mit der Macht des Heiligen Geistes, mit einer beständigen und stärkeren Bündnisbeziehung zum Vater und zum Sohn und mit dem „vollkommenen Glanz der Hoffnung“19 auf Gottes ewige Verheißungen ausrüsten.

Wenn das Zuhause und die Kirche in Christus zusammengefasst werden,20 mögen wir zwar immer noch von allen Seiten bedrängt werden, aber wir werden weder gedanklich noch emotional verzagen. Unsere Umstände und Herausforderungen mögen uns verwirren, aber wir werden nicht verzweifeln. Wir mögen verfolgt werden, aber wir werden auch erkennen, dass wir niemals allein sind.21 Wir können geistige Kraft empfangen, um fest, standhaft und treu zu werden und zu bleiben.

Verheißung und Zeugnis

Ich verheiße: Wenn wir das Fundament unseres Lebens auf Jesus Christus als dem Felsen errichten, können wir durch den Heiligen Geist mit persönlicher und geistiger Seelenruhe gesegnet werden, die uns erkennen und daran denken lässt, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind, dass Jesus Christus unser Erretter ist und dass wir in die Lage versetzt werden können, Schwieriges zu tun und zu überwinden.

Ich bezeuge voller Freude, dass Gott unser Vater im Himmel ist, dass wir seine Kinder sind und dass Jesus Christus unser Erlöser und der „Fels“ unserer Errettung ist. Dies bezeuge ich im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.