2019
Furchtlos erzählt er von der Wahrheit
Oktober 2019


Furchtlos erzählt er von der Wahrheit

Ausgerüstet mit einem Zeugnis vom Evangelium und von dessen Segnungen lässt sich Fabian nicht durch sein jugendliches Alter davon abhalten, mit Elan und Mut Missionsarbeit zu leisten.

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Fabian with missionaries

Über Las Tomas, einem Viertel, das auf den sandigen Hängen mit Blick auf Antofagasta erbaut wurde, geht die Sonne unter. Unten gehen nach und nach die Lichter an, als der Tag sich in dieser Hafenstadt im Norden Chiles allmählich dem Ende zuneigt.

Es ist Samstagabend und der dreizehnjährige Fabian H. könnte auch etwas mit seinen Freunden unternehmen. Doch Fabian, ein neues Mitglied der Kirche, entscheidet sich stattdessen dafür, den Abend mit den Vollzeitmissionaren zu verbringen. Es ist an der Zeit, „bei der Sammlung Israels zu helfen“1.

Unter all den engagiert bei der Missionsarbeit mitwirkenden Mitgliedern, mit denen Kellen VanNatter und Jordan Shelton während ihrer Vollzeitmission in Chile zusammengearbeitet haben, sticht Fabian heraus.

„Wenn er Zeit hatte, war er mit uns unterwegs und half bei der Missionsarbeit“, sagt Elder VanNatter. „Als die Sommerferien vorbei waren, war er nicht nur traurig, weil er wieder zur Schule gehen musste, sondern auch, weil er nicht mehr so viel Zeit hatte, mit uns unterwegs zu sein.“

Elder Shelton, der einige Monate Kellen VanNatters Mitarbeiter war, ergänzt: „Als wir in Antofagasta zusammen tätig waren, war Fabian vier-, fünfmal die Woche mit uns unterwegs – und das jede Woche. Von allen Mitgliedern, die mit uns zusammengearbeitet haben, war er der beste Missionar.“

Was motiviert einen jungen Mann derart zur Missionsarbeit, auch wenn er dafür von Klassenkameraden Geringschätzung erntet und Fremde ihn abweisend behandeln? Fabian verweist bei dieser Frage sogleich auf die Segnungen, die er und seine Familie empfangen haben, seit sie das Evangelium angenommen haben. Er möchte andere an diesen Segnungen teilhaben lassen.

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Fabian teaching with missionaries

„Unbeschreibliche Freude“

Kurz nachdem die Vollzeitmissionare an die Tür geklopft hatten, hatte Fabian begonnen, sich die Missionarslektionen anzuhören. Er erinnert sich noch an seine erste Abendmahlsversammlung.

„Ich kannte niemanden, als ich das Gemeindehaus betrat, und war deshalb etwas aufgeregt“, erzählt er. „Aber ich verspürte etwas Wunderbares. Es kam mir vor, als sei ich schon seit Monaten oder Jahren Mitglied der Kirche.“

Bei seiner Taufe ein paar Wochen später „verspürte ich unbeschreibliche Freude, als ich im Wasser untergetaucht wurde und wieder hervorkam. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch und wusste, dass ich Jesus Christus nachfolgen und mein Bestes geben würde, seine Gebote zu halten.“

Fabians Eltern Leonardo und Angela waren nicht miteinander verheiratet. Schon bald hörten sie sich zusammen mit ihrem Sohn die Missionarslektionen an und erfuhren dabei von der Tempelehe und der ewigen Familie. „Eine Woche später legte mein Vater einen Hochzeitstermin fest“, berichtet Fabian. „Meine Mutter war sehr glücklich.“

Vier Monate nachdem Fabian sich der Kirche angeschlossen hatte, folgte ihm seine Mutter in die Wasser der Taufe. „Das war einfach wunderbar“, sagt er.

Schon bald folgten weitere Segnungen. Fabians Vater, der sich in jungen Jahren hatte taufen lassen, wurde wieder in der Kirche aktiv. Das Evangeliumsstudium wurde ein wesentlicher Bestandteil des Familienlebens. Die Familienmitglieder rückten enger zusammen. Fabians Vater fand eine feste Arbeit. Und Fabian empfing das Aaronische Priestertum.

„Das Priestertum zu tragen, bedeutet mir viel. So kann ich das Abendmahl an die Mitglieder der Gemeinde austeilen und ihnen helfen, ihre Bündnisse zu erneuern“, erklärt er. „Besonders freue ich mich, wenn ich es an meine Familie und die Missionare, die mich unterwiesen haben, austeilen kann. Der stolze Blick, den mein Vater mir zuwirft, wenn er sieht, wie ich das Abendmahl austeile, macht mich sehr glücklich.“

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Fabian with missionaries talking to a young man

„Das wäre toll!“

Fabian begann mit der Missionsarbeit schon, bevor er sich taufen ließ.

„Ich erzählte dreien meiner Freunde, dass ich mich taufen lassen würde. Zwei von ihnen kamen zur Taufe“, berichtet er. „Ich erzähle gern vom Evangelium. Ich tue es, damit meine Freunde verstehen, woran wir glauben und was wir in der Kirche machen, und damit sie das Evangelium kennenlernen, sich taufen lassen und ein glücklicheres Leben führen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich einer von ihnen taufen ließe und Mitglied in meinem Kollegium würde. Das wäre toll!“

Fabian hat in der Schule immer ein Buch Mormon dabei. Er bringt auch Missionarsbroschüren mit, die er seinen Freunden geben kann. Er freut sich, wenn er Fragen über die Kirche beantworten und Freunde zu den Versammlungen am Sonntag und zu den wöchentlichen Aktivitäten der Jugendlichen einladen kann. Und ganz wie er es von den Missionaren gelernt hat, spricht er furchtlos auf der Straße Leute an und ermuntert sie, etwas über die Kirche zu erfahren und sich auf die Taufe vorzubereiten.

„Fabian ist es egal, wenn jemand meint, er sei komisch, weil er Zeugnis gibt“, sagt Elder VanNatter. „Er weiß, dass er das Richtige tut. Er weiß, dass geistige Belange wichtiger sind alles andere.“

Wenn Fabian Zeugnis ablegt, geben ihm seine Bekehrung, seine Liebe zum Evangelium und seine Segnungen die erforderliche Kraft, erklärt Elder Shelton und sagt weiter: „Er hat erlebt, wie sehr seine Familie gesegnet wurde. Das inspiriert ihn, so unerschrocken und direkt zu sein, wenn er seinen Freunden vom Evangelium erzählt. Einmal gab er einem Freund der Kirche Zeugnis, was für ein gewaltiger Segen es für seine Eltern war, zu heiraten, wie schwer es aber für ihn war, nach seiner Taufe vier Monate zu warten, bis seine Mutter sich taufen ließ. Die Erinnerung daran ging ihm so nahe, dass ihm die Tränen kamen. Dann bezeugte er, dass Gott für uns sorgt, wenn wir die Gebote halten.“

Fabians Zeugnis verleiht ihm als Mitglied bei der Missionsarbeit viel Überzeugungskraft, meint Elder VanNatter.

„Er sagt nicht etwa: ‚Ich habe gehört, wie jemand in der Kirche dies oder das gesagt hat‘. Stattdessen spricht er immer über seine eigenen Erfahrungen, zum Beispiel darüber, wie er sich gefühlt hat, als er zum ersten Mal in die Kirche kam, oder wie er sich fühlt, wenn er im Buch Mormon liest. Alles ist glaubwürdig und echt.“

„Es geht mir jedes Mal besser“

Wenn Fabian mit anderen über das Evangelium spricht, hilft ihm das auch noch anderweitig:

„Manchmal passiert mir in der Schule zwar etwas Schlimmes, aber dann klopfen die Missionare an die Tür und fragen, ob ich ihnen beim Unterweisen helfen möchte“, erzählt er. „Wenn ich mit ihnen unterwegs bin, sind all meine Probleme vergessen. Jedes Mal, wenn ich mit ihnen unterwegs bin, mit ihnen in den heiligen Schriften lese und ihnen helfe, anderen vom Evangelium zu erzählen, geht es mir besser. Wenn ich vom Evangelium und von meiner Bekehrung erzähle, wird mein Zeugnis gestärkt. Und wenn ich das Evangelium verkünde, kann ich anderen ein Vorbild sein, zum Beispiel auch meiner kleinen Schwester.“

Es überrascht nicht, dass es eines von Fabians größten Zielen ist, selbst auf Vollzeitmission zu gehen, wenn er die Schule abgeschlossen hat.

„Ich möchte denen, die die Wahrheit nicht kennen, davon erzählen“, erklärt er. „Ich möchte sie auffordern, sich von ihren Sünden reinwaschen zu lassen. Ich möchte ihnen erklären, wie sie und ihre Lieben eine ewige Familie werden können. Ich möchte sie ermuntern, jetzt glücklich zu sein und nach diesem Leben in einem Zustand nie endenden Glücks zu leben.“

Anmerkung

  1. Russell M. Nelson, „Hoffnung Israels“, Andacht für Jugendliche in aller Welt, 3. Juni 2018, Beilage zum Liahona im September 2018, Seite 16; siehe auch HopeofIsrael.ChurchofJesusChrist.org