Für die Familie
5. Kursstunde: Förderung des Selbstvertrauens


5. Kursstunde

Förderung des Selbstvertrauens

Wie Kinder sich selbst sehen, hängt davon ab, wie andere, insbesondere Eltern und Geschwister, sie behandeln. Wenn sie geliebt und geachtet werden, fühlen sie sich auch liebenswert und annehmbar.

Ziele der Lektion

In dieser Kursstunde soll erreicht werden, dass die Eltern

  • verstehen, warum Kinder Selbstvertrauen brauchen

  • verstehen, wie Kinder Selbstvertrauen entwickeln

  • wissen, wie sie ihren Kindern helfen können, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln

Das Selbstvertrauen muss gefördert werden

Kinder, die Selbstvertrauen besitzen, kommen im Leben besser zurecht. Sie sind gesünder, optimistischer, umgänglicher und emotional gefestigter als Kinder, die sich weniger zutrauen. Letztere sind tendenziell besorgter und befangener, gehemmter, frustrierter und furchtsamer und neigen eher zu Misserfolgen.

Eine 24-jährige Angestellte, die in ihrem Beruf erfolgreich ist, wurde von liebevollen Eltern großgezogen, die ihre Fähigkeiten und Leistungen anerkannten. Sie kam in der Schule gut zurecht, hatte viele Freunde und engagierte sich vielfach in der Schule und der Kirche. Zurückblickend sagt sie: „Ich hatte keine Angst davor, etwas Neues zu wagen, weil ich wusste, was Gott, meine Eltern und meine engen Freunde von mir hielten. Sie alle ermutigten mich, mein Bestes zu geben. Die Anerkennung, die ich zu Hause erhielt, war sehr wichtig, als ich klein war, wurde aber unwichtiger, als ich größer wurde, weil ich erfuhr, dass Gott mich kennt und liebt. Ich weiß: Wenn ich rechtschaffen lebe, gemäß Gottes Plan, dann wird das, worauf es wirklich ankommt, auch gut gehen.“

Die meisten Eltern wünschen sich für ihre Kinder, dass sie so viel Selbstvertrauen entwickeln wie diese junge Frau. Kinder trauen sich normalerweise in manchen Bereichen etwas zu, in anderen dagegen weniger. Ein Kind kann ein hervorragender Schüler, aber sozial und körperlich sehr unsicher sein. Ein anderes Kind kann sehr gut in Sport sein, aber Schwierigkeiten beim Lernen haben. Die Eltern müssen ihren Kindern helfen, auf den Gebieten Selbstvertrauen zu entwickeln, die für ihr Wohlergehen wichtig sind. Sie sollen die Interessen, Talente und Fähigkeiten ihrer Kinder erkennen und achten.

Helfen Sie Ihren Kindern, Selbstvertrauen zu entwickeln

Eltern können viel dazu beitragen, dass ihre Kinder Selbstvertrauen entwickeln. Sie können voll Liebe und Achtung mit ihnen umgehen. Sie können ihnen helfen, Glauben an Gott zu erlangen und aufrechte Menschen zu werden. Sie können dafür sorgen, dass sie Fähigkeiten in den Bereichen entwickeln, die für ihr Wohlergehen wesentlich sind, und auch dafür, dass sie etwas für andere tun.

Behandeln Sie Kinder liebevoll und mit Achtung

Wie Kinder sich selbst sehen, hängt oft davon ab, wie andere, insbesondere Eltern und Geschwister, sie behandeln. Wenn sie geliebt und geachtet werden, neigen sie dazu, sich liebenswert und annehmbar zu fühlen. Wenn man sie nur unter bestimmten Voraussetzungen lieb hat, fühlen sie sich häufig nur dann geschätzt, wenn sie es anderen recht machen. Wenn man sie schlecht behandelt, neigen sie dazu, sich unsicher und wertlos zu fühlen.

Eltern unterschätzen machmal den Einfluss, den ihr Verhalten auf ihre Kinder hat. Manche Eltern, die normalerweise liebevoll sind, machen gedankenlose Bemerkungen, die das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl ihrer Kinder massiv untergraben. Eine Mutter, die dazu neigte, andere zu bekritteln, sagte zu ihrem Sohn im Vorschulalter: „Deine Nase sieht wirklich komisch aus!“ Fast fünfzig Jahre später gestand der Sohn seinen Geschwistern bei einem Familientreffen, dass er sich aufgrund dieser Bemerkung sein Leben lang wegen seiner Nase geschämt habe. Seine Geschwister waren überrascht, denn sie konnten überhaupt nichts Komisches oder Unnormales an seinem Gesicht finden.

Elder H. Burke Peterson von den Siebzigern hat bekräftigt, wie machtvoll Liebe ein Menschenleben verändern kann: „Unbezwingbare Berge werden von denjenigen bestiegen, die das Selbstvertrauen besitzen, das die entwickeln, die wirklich geliebt werden. Die Gefängnisse und andere Einrichtungen sind voll von Menschen, die ausgehungert sind nach Zuneigung; selbst in manchen unserer Familien gibt es sie.“1

Es ist manchmal schwer, Kinder lieb zu haben, die sich respektlos verhalten. Sie neigen dazu, manches zu sagen und zu tun, was ihre Eltern zum Zorn reizt und in ihnen das Gefühl auslöst, versagt zu haben. Die Eltern reagieren darauf dann oft mit Worten und Taten, die dazu führen, dass das Kind sich nur noch wertloser fühlt und noch mehr aufbegehren will.

Jesus Christus beeinflusste andere zum Positiven, weil er weise entschied, wie er mit ihnen umging (siehe Johannes 8:11). Führer der Kirche und Fachleute können Menschen, die mit Problemen belastet sind, häufig dadurch helfen, dass sie ihnen zuhören, ohne zu reagieren, sie anleiten, ohne zu predigen, und Liebe ausdrücken und sie unterstützen, ohne sie abzulehnen. Auch Eltern können Liebe und Achtung zum Ausdruck bringen, selbst dann, wenn die Kinder nicht gehorchen. Sie können ein respektloses Kind freundlich behandeln; dadurch wird es zugänglicher und sie helfen ihm, in einer schwierigen Welt Frieden und Vertrauen zu finden.

Eine gestörte Beziehung kann wieder ins Lot kommen, wenn wenigstens ein Beteiligter willens ist, den Kreislauf zu durchbrechen und auf wütende Worte oder Taten freundlich und vernünftig zu reagieren. Es folgen einige Tipps für Eltern.

Finden Sie heraus, wie Sie Liebe und Achtung vermitteln können. Eltern sollen nach Wegen suchen, ihren Kindern Liebe und Achtung zu vermitteln, selbst dann, wenn sie respektlos und ungehorsam sind. Es ist möglich, das zu tun, ohne rücksichtsloses Verhalten gutzuheißen. Wenn Eltern ihre Kinder lieben, ist es ihnen sogar wichtig, einzuschreiten, wenn diese ungehorsam sind. In anderen Kursstunden wird eingehend behandelt, wie Eltern ihre Kinder liebevoll erziehen und zurechtweisen können: indem sie ihnen zuhören und mit ihnen reden, sie umsorgen, ihnen helfen, Probleme zu bewältigen, ihnen mitteilen, was sie erwarten, ihnen Wahlmöglichkeiten vorgeben und natürliche oder logische Konsequenzen folgen lassen. All dies soll aus Liebe getan werden, nicht aus Ärger. Liebe ist der entscheidende Grundsatz, der die Eltern im Umgang mit ihren Kindern in allem motivieren und leiten soll. Eltern können einem ungehorsamen Kind auf vielerlei Weise Liebe und Achtung vermitteln.

  • Sie können auf Momente achten, wo das Kind sich richtig verhält und es dafür loben: „Ich finde es ganz toll, wenn du mit anpackst und im Haushalt hilfst!“; „Ich bin stolz auf dich, weil du deiner kleinen Schwester geholfen hast.“ Die Eltern müssen aber darauf achten, dass sie es nicht übertreiben und zu viel sagen, sonst wirken sie unaufrichtig und erreichen mit ihrem Lob weniger.

  • Sie können ihre Zuneigung zum Ausdruck bringen: „Sascha, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich lieb habe und froh bin, dass du zu unserer Familie gehörst.“

  • Sie können ihm körperliche Zuneigung zeigen. Manchmal kann es hilfreich sein, die Schulter oder den Arm des Kindes zu berühren und ein paar liebe Worte zu sagen wie: „Schön, dich zu sehen!“ Die Eltern sollen nicht beleidigt sein oder negativ reagieren, falls das Kind davon irritiert zu sein scheint. Möglicherweise bedeuten die Berührung und die Worte ihm mehr, als es sich eingestehen und zeigen will.

Sprechen Sie niemals schlecht über Ihre Kinder. Wenn Eltern schon etwas Negatives über ihre Kinder gesagt haben, sollen sie umgehend damit aufhören und sich dazu verpflichten, das nie wieder zu tun, ganz egal, wie wütend sie werden oder wie gerechtfertigt sie sich fühlen. Wenn die Kinder zurechtgewiesen werden müssen, können die Eltern das tun, ohne erniedrigende Worte zu gebrauchen. Die negativen Worte der Eltern bleiben den Kindern meist vorrangig in Erinnerung und wirken sich darauf aus, wie sie sich selbst sehen und wie sie sich verhalten. Gedankenlose Bemerkungen wie „Kannst du denn gar nichts richtig machen?“ oder „Du bist so schwer von Begriff!“ können dauerhaften Schaden anrichten. Selbst gutgemeinte Bemerkungen können destruktiv wirken und Schaden anrichten: „Dan gibt sich ja alle Mühe, aber er ist eben nicht so begabt wie Henry.“

Christof

Als Christof auf die Oberschule kam, hatte er in den meisten Fächern sehr schlechte Noten. Er schwänzte oft und blieb zu Hause (beide Eltern waren berufstätig und tagsüber fort), fing an zu rauchen und Drogen zu nehmen und wurde wegen Ladendiebstahls inhaftiert. Im letzten PV-Jahr hatte er aufgehört, zur Kirche zu gehen. Er stritt sich oft mit seinem Vater; dabei drohte er manchmal sogar, gewalttätig zu werden.

Christofs Bischof kümmerte sich liebevoll um ihn und war ihm ein Freund; er spornte ihn an, keine Drogen mehr zu nehmen und sein Leben zu ändern. Christof reagierte positiv darauf. Er hörte auf zu rauchen, stritt sich nicht mehr mit seinen Eltern und kam auch wieder zur Abendmahlsversammlung. Eines Tages sagte Christofs Vater, der selbst mit Problemen zu kämpfen hatte, in einem Moment, als er gerade wütend war, zu ihm: „Warum hörst du nicht auf mit diesem Theater? Tu doch nicht so, als ob du was wärst, was du gar nicht bist!“ Obwohl Christof nichts darauf antwortete, war er am Boden zerstört. Von dem Moment an fiel er in sein altes Verhalten zurück. Der Bischof konnte ihn nicht mehr dazu bringen, noch einmal zur Kirche zu kommen.

Gehen Sie Ihren Kindern mit gutem Beispiel voran. Eltern sollten sich bemühen, glücklich zu sein. Sie sollen versuchen, sich selbst zu mögen, und mit Achtung über ihre Fähigkeiten und Vorzüge sprechen, ohne anzugeben oder sich etwas darauf einzubilden. Wenn die Eltern Probleme haben, wodurch ihnen dies schwerfällt, müssen sie sie lösen, damit sie diese Probleme nicht an ihre Kinder weitergeben. Bei Bedarf sollen sie sich helfen lassen. Eine depressive Jugendliche berichtete, dass ihre Mutter, so lange sie zurückdenken konnte, immer offen über ihre Unzulänglichkeit und ihren Selbsthass sprach. „Ich schloss daraus: Wenn Mutter nicht gut genug war, konnte ich niemals besser sein, da ich ja ein Teil von ihr bin.“ Manchmal werden Kinder, die ihre Eltern überhaupt nicht mögen, ihnen schließlich um so ähnlicher. Das Beispiel der Eltern beeinflusst Kinder immer sehr stark, auch dann, wenn sie die Eltern abzulehnen scheinen.

Zeigen Sie Interesse an Ihren Kindern und nehmen Sie Anteil. Wie schon erwähnt: Es mag Eltern schwerfallen, sich für ihre Kinder zu interessieren und Anteil an ihrem Leben zu nehmen, wenn sie ungehorsam und ablehnend sind. Aber der Aufwand lohnt sich. Ein Vater, der finanziell nicht so gut gestellt war, kaufte Karten für eine Eishockey-Ausscheidung, weil sein Sohn, der die Schule abgebrochen und auch schon Drogen genommen hatte, diese Sportart liebte und mit ihm hingehen wollte. Der Sohn war kürzlich aus einer Drogenklinik entlassen worden und kämpfte darum, clean zu bleiben. Dieses Erlebnis belebte ihre Beziehung neu, denn Vater und Sohn konnten sich über ein Thema unterhalten, das sie beide interessierte, und positive Gefühle füreinander entwickeln.

Helfen Sie Ihren Kindern, Glauben an Gott zu erlangen

Kinder entwickeln großes Vertrauen, wenn sie sich in ihrer Beziehung zum Vater im Himmel sicher fühlen und wissen, dass sie geistige Segnungen und Verheißungen sowie Anleitung für ihr Leben erlangen können. Jesus Christus lehrt: „Alles kann, wer glaubt.“ (Markus 9:23.) Ohne Glauben gibt es kein Vertrauen. Vertrauen entwickelt man auch dadurch, dass man rein und tugendhaft lebt.

Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt, dass „allein [Tugend] von Reue befreit. Das ruhige Gewissen, das sich daraus ergibt, ist der einzige innere Frieden, der nicht vorgetäuscht ist.“ Er hat außerdem festgestellt:

„Die Stimme neuzeitlicher Offenbarung spricht eine Verheißung aus, eine unvergleichliche Verheißung, die auf ein einfaches Gebot folgt.

Hier ist das Gebot: ‚Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren.‘ Und hier ist die Verheißung: ‚Dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden. …

Der Heilige Geist wird dein ständiger Begleiter sein, … und deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer.‘ (LuB 121:45,46.) …

Ich durfte zu verschiedenen Anlässen mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und wichtigen Regierungsvertretern anderer Länder sprechen. Am Ende habe ich jeweils darüber nachgedacht, welch lohnendes Erlebnis es ist, voll Selbstvertrauen in der Gegenwart eines anerkannten Führers zu stehen. Und dann dachte ich, wie herrlich und wie wundervoll es doch sein muss, voller Vertrauen – ohne Angst und Verlegenheit – in der Gegenwart Gottes zu stehen. Diese Verheißung gilt jedem tugendhaften Mann und jeder tugendhaften Frau.“2

Solches Vertrauen werden Kinder entwickeln, wenn sie lernen, glaubenstreu und tugendhaft zu leben. Eltern sollen sich bemühen, selbst glaubenstreu und tugendhaft zu leben und dadurch ihren Glauben zu zeigen, damit ihre Kinder Vertrauen in den Herrn entwickeln. Kinder lernen am besten, wenn ihre Eltern ihnen ein Vorbild sind. Eltern sollen „[ihre] Kinder in Licht und Wahrheit [aufziehen]“ (LuB 93:40), indem sie im Alltag Zeit für Geistiges schaffen (Familiengebet, Schriftstudium, Gespräche über das Evangelium, Engagement in der Kirche).

Helfen Sie Ihren Kindern, aufrechte Menschen zu werden

Kinder haben das Licht Christi (siehe Johannes 1:9; Moroni 7:16; LuB 93:2), und wenn sie das Alter der Verantwortlichkeit erreichen, können sie Richtig und Falsch unterscheiden. Wenn Kinder auf ihr Gewissen hören und so gut sie können gemäß ihrem Urteilsvermögen handeln, werden sie unabhängiger von anderen und selbstsicherer, auch was ihre Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen, anbelangt. Man muss Kindern nicht nur beibringen, weisen Rat von ihren Eltern und Führern der Kirche zu befolgen, sondern auch, selbständig zu denken und sich mehr und mehr zuzutrauen, ihr Leben eigenständig zu meistern. Dazu sind sie zunehmend in der Lage, wenn sie reifer werden und lernen, auf innere Eingebungen zu hören. Eltern können diese Entwicklung fördern, indem sie ihren Kindern wahrnehmen helfen, was sie über sich selbst denken, und sie dazu anhalten, im Einklang mit dem Licht Christi zu leben, das in ihnen ist.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten einmal eine Ehebrecherin zu Jesus und fragten ihn, ob sie gesteinigt werden sollte, wie das Gesetz es verlangte. Jesus forderte sie auf, sich selbst zu beurteilen: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Johannes 8:7.) Als diesen Schriftgelehrten und Pharisäern klar wurde, wie ihr Verhalten einzuschätzen war, waren sie sprachlos und „[gingen] einer nach dem anderen fort“ (Vers 9).

Wenn jemand etwas tut, was er für gut und richtig hält, denkt er positiv über sich selbst, ist mit sich zufrieden und verspürt Selbstvertrauen. Tut jemand dagegen etwas, was nicht in Ordnung ist, ist er normalerweise nicht mit sich zufrieden und verliert an Selbstachtung.

Folgende Fallbeispiele verdeutlichen, was die Selbsteinschätzung bewirkt:

Robin, Rebekka und Daniel

Robin löst eine schwierige Mathe-Aufgabe. Er denkt positiv über sich selbst: „Ich kann das! In diesem Fach kann ich gute Zensuren bekommen.“ Er wird selbstsicherer.

Rebekka sagt etwas Unwahres. Ihre Lüge rückt sie bei ihren Freundinnen in ein gutes Licht; eine Freundin umarmt sie sogar dafür. Für einen Moment freut sie sich darüber, aber dann verspürt sie Reue und leidet unter ihrem schlechten Gewissen. Ihre Selbsteinschätzung fällt negativ aus: „Ich habe gelogen. Das war verkehrt. Ich stand dadurch zwar gut da, aber es war alles nur Schwindel.“ Ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstachtung bekommen einen Dämpfer.

Daniel weigert sich, sich wie seine Freunde über Tom, einen körperlich behinderten Klassenkameraden, lustig zu machen. Daniels Freunde schließen ihn daraufhin aus ihrer Clique aus. Das tut Daniel weh, aber er weiß auch, dass er sich richtig verhalten hat. Er bewertet sich positiv.

Wenn ein Kind seine Eltern zu einem Problem um Rat fragt, sollen diese es auf altersgerechte Weise dazu anhalten, darüber nachzudenken, was es selbst davon hält und was der Geist ihm dazu eingibt. Dazu können Sie geeignete Fragen stellen wie „Wie fühlst du dich denn dabei?“ „Bist du zufrieden damit, wie du mit dem Problem umgegangen bist?“ „Du hast mir zwar gesagt, was deine Freunde für richtig halten, aber ich wüsste gern, was du denkst.“ „Wie würde man sich hier denn richtig verhalten?“

Wenn Eltern ein Kind dazu auffordern, sein Verhalten zu beurteilen, sollen sie dabei ruhig vorgehen und das Kind weder anklagen noch verurteilen.

Im folgenden Fallbeispiel half eine Mutter ihrer Tochter, eigene Ansichten zu überdenken und leitete sie dadurch an, wie sie sich verhalten sollte.

Carolin

Die 14-jährige Carolin und ihre Freundin Jenny fingen an, Annika zu meiden und versuchten auch, sie von Schul- und Freizeitaktivitäten auszuschließen. Annika tat das weh; sie fühlte sich abgelehnt. Carolins Mutter bekam das mit und stellte ihre Tochter zur Rede.

Mutter:

Ich mache mir Sorgen um dich und Annika. Was ist denn los?

Carolin:

Sie hält sich für die Allertollste. Wir stutzen sie einfach ein bisschen zurecht.

Mutter:

Und wie macht ihr das?

Carolin:

Jenny und ich lassen sie links liegen. Wenn sie vorbeikommt, reden wir nicht mit ihr. Das ist alles.

Mutter:

Sie war also gemein zu euch?

Carolin:

Eigentlich nicht. Wir mögen sie eben nicht. Sie kann ja in der Schule die Arrogante spielen, aber hier halt nicht.

Mutter:

Eins wüsst ich ja gern, Carolin. Wie fühlst du dich denn dabei, wenn du sie so behandelst?

Carolin:

(fühlt sich angegriffen) Na, sie verdient es halt! Irgendwer muss sie ja mal zurechtstutzen.

Mutter:

Du hast aber gesagt, dass sie euch gar nichts getan hat. Ich würde gern wissen, wie du dich dabei fühlst, wenn du jemanden schlecht behandelst, nur weil du ihn zufällig nicht leiden kannst.

Carolin:

Ich fühl mich ganz gut, und außerdem will ich nicht darüber reden!

Mutter:

Na gut, wie du möchtest. Ich hoffe, du denkst noch ein bisschen darüber nach. Ich hab dich sehr lieb, aber was du da sagst, gefällt mir überhaupt nicht.

Am nächsten Abend kam Carolin auf ihre Mutter zu.

Carolin:

Du hattest Recht. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wie ich mich verhalten habe. Du hast mich dazu gebracht, mich selbst zu betrachten. Was ich dabei gesehen habe, hat mir nicht gefallen. Um ehrlich zu sein: Ich bin eifersüchtig auf Annika. Sie hat in der Schule eine Menge Freunde. Ich wünschte, ich hätte nur halb so viele. Ich weiß, dass das kein Grund dafür ist, gemein zu ihr zu sein. Ich bin zu ihr hingegangen und habe mich entschuldigt. Jetzt fühle ich mich viel besser. Danke, dass du mir geholfen hast!

Nicht jedes Kind wird so drastisch reagieren. Dennoch kann man Kinder dadurch, dass man sie auffordert, ihr Verhalten einzuschätzen, äußerst wirkungsvoll dahin führen, dass sie so handeln, wie es ihren Auffassungen und Erwartungen entspricht. Wenn man Kindern beibringt, ihr eigenes Verhalten zu beurteilen, ist das oft deshalb so effektiv, weil die Beurteilung nicht von den Eltern kommt.

Wollen Eltern diese Selbsteinschätzung aber auf schroffe, verurteilende Art erzwingen, verliert das Kind möglicherweise das, was es verkehrt gemacht hat, völlig aus den Augen und konzentriert sich nur noch auf das gravierende Fehlverhalten seiner Eltern. Oder aber es entwickelt unnötig schwere Schuldgefühle oder verurteilt sich selbst.

Bei Kindern, die dazu neigen, sehr streng mit sich selbst zu sein, sollten die Eltern sehr vorsichtig damit sein, sie zur Selbstbeurteilung aufzufordern. Diese Kinder brauchen genaue Anleitung von ihren Eltern, um sich selbst zu bewerten. So eine Einschätzung muss richtig sein; sie darf nicht der verzerrten Denkweise entspringen, die ein Kind entwickeln kann, wenn es depressiv ist oder Schweres durchgemacht hat.

Helfen Sie ihren Kindern, Kompetenz zu entwickeln

Wenn Eltern hohe, aber realistische Erwartungen stellen, entwickeln ihre Kinder eher das Selbstvertrauen, dass ihnen etwas gut gelingen kann. Das geschieht insbesondere dann, wenn sie zu Hause in einem liebevollen Umfeld Unterstützung erfahren und durch Ausprobieren lernen können, ohne erniedrigt oder verurteilt zu werden, wenn sie etwas verkehrt machen. Wenn Kinder spüren, dass man ihnen hilft, sie liebt und sie ermutigt, es erneut zu versuchen, lernen sie bereitwillig aus Rückschlägen. Sie müssen auch erfahren, dass der himmlische Vater sie sogar dann liebt, wenn sie Fehler machen.

Kinder müssen mithilfe ihrer Eltern Kompetenz in Bereichen entwickeln, die für ihre Zukunft wichtig sind; sie müssen lernen zu arbeiten, zu lernen, Ziele zu erreichen, Regeln zu befolgen und mit anderen auszukommen. Wenn sie das alles immer besser beherrschen, nimmt ihr Selbstvertrauen zu. Die Eltern sollen den Kindern beibringen, wie man arbeitet, indem sie Seite an Seite mit ihnen arbeiten, besonders, wenn sie noch klein sind. Die Eltern sollen freundlich und geduldig sein und sich darum bemühen, dass die Arbeit den Kindern auch Spaß macht. Sie sollen ihre Kinder zu Tätigkeiten anspornen, bei denen die Kinder Erfolg haben können, und ihnen helfen, Talente und natürliche Fähigkeiten zu entwickeln. Sie dürften sie aber nicht zu etwas drängen, nur weil sie ihre Ambitionen für das Kind befriedigen wollen, vor allem, wenn es um etwas geht, was für das Wohlergehen des Kindes ohne Belang ist. So etwas wäre für beide Seiten nur enttäuschend.

Eltern sollen darauf achten, wann ihr Kind etwas erreicht, und es loben, wenn es etwas Gutes, Bemerkenswertes tut.

Halten Sie sich beim Loben an die folgenden Richtlinien:

  • Seien Sie aufrichtig. Kinder merken es, wenn Lob nur aufgesetzt ist, und reagieren ablehnend darauf.

  • Loben Sie das Verhalten und sagen Sie, was es für Sie bedeutet. Beispiel: „Ich finde es wirklich schön, wenn du uns Gesellschaft leistest und wir uns friedlich unterhalten können, ohne uns zu streiten. Das bedeutet mir sehr viel.“ Die Eltern sollen es vermeiden, das Kind selbst zu loben, also beispielsweise zu sagen: „Du bist so ein lieber Junge (liebes Mädchen).“ Möglicherweise fühlt das Kind sich gar nicht so lieb und empfindet das Lob als vorgetäuscht und manipulativ.

  • Fassen Sie sich kurz. Ein paar Worte sind besser als viele. Wenn Eltern beim Loben kein Ende finden, ist das dem Kind nur peinlich, und etwas, was gut gemeint war, wirkt sich negativ aus.

  • Loben Sie unverhofft. Wenn Eltern ein Kind jedes Mal loben, verliert ihr Lob an Wirkung. Wenn man ein Kind gar nicht lobt, leidet es, weil es viel zu wenig Zuwendung bekommt, die es dringend braucht. Gelegentliches, unverhofftes Lob bewirkt am meisten. Eltern müssen darauf achten, wenn ihre Kinder etwas Bedeutsames tun, und dies auch anerkennen.

Ermöglichen Sie Ihren Kindern, dass sie ihren Mitmenschen dienen

Durch Dienstprojekte lernen Kinder, selbstlos zu sein und an das Wohlergehen anderer zu denken. Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt, wie wertvoll es ist, wenn man dient:

„Das Wunder des Dienstes am Nächsten geht mit der Verheißung Jesu einher, dass wir uns finden, indem wir uns selbst verlieren!

Wir ‚finden‘ uns selbst nicht nur in dem Sinne, dass wir Gottes Führung in unserem Leben anerkennen, sondern auch dadurch, dass unsere Seele in dem Maße wächst, wie wir auf geeignetem Wege unseren Mitmenschen dienen. Wir gewinnen an Persönlichkeit, wenn wir dienen. Wir werden greifbarer, wenn wir anderen dienen – ja, es ist leichter, uns selbst zu ‚finden‘, weil es viel mehr in uns zu finden gibt!“3

Vertrauen in den Herrn

Kinder erlangen Vertrauen, wenn sie Glauben, Tugend und Redlichkeit entwickeln. Eltern können ihren Kindern auch Vertrauen einflößen, indem sie sie lieben und achten, ihnen helfen, Kompetenzen zu entwickeln, und ihnen Gelegenheit geben, anderen zu dienen.

Zum Glauben an den Herrn hat Präsident Ezra Taft Benson erklärt: „Ich gebe Ihnen Zeugnis: Nur Jesus Christus allein vermag uns die Hoffnung, das Vertrauen und die Stärke zu verleihen, die wir brauchen, um die Welt zu überwinden und über unsere Schwächen hinauszuwachsen. Dazu müssen wir an ihn glauben und nach seinen Gesetzen und Lehren leben.“4

Anmerkungen

  1. Ensign, Mai 1977, Seite 69

  2. Herbst-Generalkonferenz 1970

  3. „There Is Purpose in Life“, New Era, September 1974, Seite 4

  4. Der Stern, Dezember 1990, Seite 3