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Kapitel 13: Lehre und Bündnisse 30 bis 34


Kapitel 13

Lehre und Bündnisse 30 bis 34

Einführung und zeitlicher Überblick

Unmittelbar nach der zweiten Konferenz der Kirche, die Ende September 1830 in Fayette im Bundesstaat New York stattgefunden hat, empfängt der Prophet Joseph Smith Offenbarungen für David Whitmer, Peter Whitmer Jr. und John Whitmer. Diese Offenbarungen finden wir in Lehre und Bündnisse 30. Etwa zur selben Zeit beruft der Herr auch Thomas B. Marsh dazu, das Evangelium zu verkünden und die Kirche mit aufzubauen. Neben dieser Berufung stehen in Lehre und Bündnisse 31 auch einige Verheißungen und Ratschläge an Bruder Marsh für seine Mission und sein Privatleben.

Im Oktober 1830 empfängt Joseph Smith eine Offenbarung, die wir jetzt in Lehre und Bündnisse 32 finden. Darin werden Parley P. Pratt und Ziba Peterson vom Herrn berufen, sich Oliver Cowdery und Peter Whitmer Jr. auf deren Mission zu den Lamaniten im Westen Missouris anzuschließen. In einer weiteren Offenbarung in Lehre und Bündnisse 33 beruft der Herr Ezra Thayre und Northrop Sweet, das Evangelium zu verkünden. Die in Lehre und Bündnisse 34 aufgezeichnete Offenbarung wird im November 1830 gegeben. Der Herr lobt Orson Pratt darin für seinen Glauben und gebietet ihm, in Vorbereitung auf das Zweite Kommen Jesu Christi das Evangelium zu verkünden.

Sommer 1830Parley P. Pratt liest das Buch Mormon und lässt sich taufen.

September 1830Thomas B. Marsh zieht mit seiner Familie von Boston in Massachusetts nach Palmyra im Bundesstaat New York und lässt sich taufen.

19. September 1830Orson Pratt wird von seinem älteren Bruder Parley getauft.

26. bis 28. September 1830In Fayette im Bundesstaat New York wird die zweite Konferenz der Kirche abgehalten.

Ende September 1830Lehre und Bündnisse 30 und 31 werden empfangen.

Oktober 1830Lehre und Bündnisse 32 und 33 werden empfangen.

Oktober 1830Oliver Cowdery und seine Mitarbeiter begeben sich auf Mission zu den Lamaniten.

4. November 1830Lehre und Bündnisse 34 wird empfangen.

Lehre und Bündnisse 30: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Die zweite Konferenz der Kirche, die im September 1830 in Fayette abgehalten wird, erstreckt sich über drei Tage. Ein Diskussionspunkt bei dieser Konferenz ist der Stein, den Hiram Page benutzt hat, um seine angeblichen Offenbarungen zu empfangen (siehe Kommentar zu Lehre und Bündnisse 28 in diesem Leitfaden). Der Prophet Joseph Smith berichtet, dass sich „Bruder Page und alle anwesenden Mitglieder von dem besagten Stein und allem, was damit zusammenhing, [distanzierten,] sehr zur allgemeinen Befriedigung und Freude“. Anschließend nahmen die Heiligen „vom Abendmahl. Sie konfirmierten und ordinierten viele und erledigten an jenem und am folgenden Tag viele Angelegenheiten der Kirche. In dieser Zeit wurde uns die Macht Gottes reichlich kundgetan, der Heilige Geist kam auf uns herab und erfüllte uns mit unaussprechlicher Freude. Friede, Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe herrschten in reichem Maße unter uns.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 452.) Bevor die Heiligen die Konferenz verlassen, wird je eine Offenbarung für David Whitmer, Peter Whitmer Jr. und John Whitmer gegeben. Die Offenbarungen an die drei Brüder werden ursprünglich im Buch der Gebote separat veröffentlicht; doch schon in der Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse aus dem Jahr 1835 werden sie von Joseph Smith zu einem einzigen Abschnitt zusammengefasst.

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Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten
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Karte 6: Mission bei den Lamaniten, 1830/31

Lehre und Bündnisse 30

Der Herr unterweist David, Peter Jr. und John Whitmer hinsichtlich ihrer Aufgabe im Werk Gottes

Lehre und Bündnisse 30:1-4. Du hast die Menschen gefürchtet und hast dich nicht auf mich verlassen

David Whitmer hatte als einer der drei Zeugen einen Engel und die Platten gesehen, auf denen das Buch Mormon geschrieben war. Er hatte durch den Propheten Joseph Smith weitere Offenbarungen empfangen (siehe LuB 14; 17; 18). Als aber sein Schwager, Hiram Page, behauptete, für die Kirche Offenbarungen zu empfangen, wurde David Whitmer irregeleitet. Der Herr wies David Whitmer zurecht, weil er die Menschen gefürchtet hatte, statt sich auf Gott zu verlassen (siehe LuB 30:1).

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat sich dazu geäußert, inwiefern Stolz dazu führen kann, dass man die Menschen fürchtet:

„Der Stolze hat mehr Angst vor dem Urteil der Menschen als vor dem Urteil Gottes. (Siehe Lehre und Bündnisse 3:6,7; 30:1,2; 60:2.) Was die Menschen von ihm denken, wiegt schwerer als das, was Gott von ihm denkt.

König Noa war im Begriff, Abinadi die Freiheit zu schenken, doch als die schlechten Priester an seinen Stolz appellierten, war Abinadis Tod in den Flammen besiegelt. (Siehe Mosia 17:11,12.) Herodes war bestürzt über den Wunsch seiner Frau, Johannes den Täufer enthaupten zu lassen, doch sein von Stolz getragener Wunsch, vor seinen Gästen gut dazustehen, brachte ihn dazu, Johannes töten zu lassen. (Matthäus 14:9; siehe auch Markus 6:26.)

Die Furcht vor dem Urteil der Menschen tut sich dadurch kund, dass man um ihre Anerkennung bemüht ist. Der Stolze liebt ‚die Ehre der Menschen mehr als die Ehre Gottes‘. (Johannes 12:42,43.) Die Sünde tut sich in dem Beweggrund kund, aus dem wir etwas tun. Jesus sagte, er tue immer, was Gott gefalle. (Siehe Johannes 8:29.) Täten wir nicht gut daran, das Wohlgefallen Gottes zu unserem Beweggrund zu machen, statt darauf erpicht zu sein, uns über unseren Bruder zu erheben und besser zu sein als er?“ (Siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Ezra Taft Benson, Seite 264f.)

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, inwiefern sich die Heiligen nicht von Weltlichem beeinflussen lassen sollen: „Wir dienen unserem Erretter nicht gut, wenn wir die Menschen mehr fürchten als Gott. Er hat einige Führer in seiner wiederhergestellten Kirche getadelt, weil sie nach dem Lob der Welt trachteten und ihr Sinn mehr auf die Dinge der Erde gerichtet war als auf die Dinge des Herrn (siehe LuB 30:2; 58:39). Diese Züchtigung erinnert uns daran, dass wir aufgerufen sind, die Maßstäbe des Herrn zu verbreiten, und nicht, denen der Welt zu folgen. Elder John A. Widtsoe hat erklärt: ‚Wir können nicht wie andere Menschen herumlaufen, wie andere reden oder wie andere handeln, denn wir haben eine andere Bestimmung, Verpflichtung und Verantwortung auferlegt bekommen, und wir müssen uns entsprechend verhalten.‘ [Frühjahrs-Generalkonferenz 1940.] Das hat aktuellen Bezug zu allem, was gerade ‚in‘ ist.“ („Selbstlos dienen“, Liahona, Mai 2009, Seite 95.)

Lehre und Bündnisse 30:5-8. Verkünde mein Evangelium

Im Juni 1829 hatte der Herr Peter Whitmer Jr. mitgeteilt, dass es für ihn, Peter, „von größtem Wert“ sei, Umkehr zu verkünden (siehe LuB 16:4,6). Im September 1830 wurde Peter Whitmer berufen, als Mitarbeiter von Oliver Cowdery eine Mission zu erfüllen und unter den Lamaniten die Kirche zu aufzurichten. Der Nachdruck auf die Bedeutung der Missionsarbeit ist im Laufe der Geschichte der Kirche unverändert geblieben.

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat sich dazu geäußert, weshalb die Heiligen den Blick immer auf die Verkündigung des Evangeliums richten werden: „Die Missionsarbeit ist nicht unsere einzige Aufgabe in dieser wunderbaren Kirche, die so ausgedehnt und groß ist. Doch beinahe alles andere hängt davon ab, dass die Menschen zuerst das Evangelium Jesu Christi hören und zum Glauben kommen. Gewiss war Jesu letzte Weisung an die Zwölf deswegen so schlicht wie grundlegend: ‚Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.‘ [Matthäus 28:19.] Dann – und nur dann – können sich alle weiteren Segnungen des Evangeliums einstellen: Zusammenhalt in der Familie, Jugendprogramme, das verheißene Priestertum und heilige Handlungen, die letztlich zum Tempel führen. Doch wie Nephi bezeugt hat, kann all dies erst Wirklichkeit werden, wenn man durch das Tor eingetreten ist [siehe 2 Nephi 33:9]. Angesichts all dessen, was entlang des Weges zum ewigen Leben zu tun ist, brauchen wir viel mehr Missionare, die dieses Tor öffnen und Menschen hindurchhelfen.“ (Siehe „Wir alle sind gefordert“, Liahona, November 2011, Seite 46f.)

Lehre und Bündnisse 30:6. Errichte meine Kirche unter den Lamaniten

Mehr über die Verwendung des Ausdrucks Lamaniten im Buch Lehre und Bündnisse findest du im Kommentar zu Lehre und Bündnisse 28:8-10,14-16 in diesem Leitfaden.

Lehre und Bündnisse 30:9-11. Verkünde mein Evangelium wie mit der Stimme einer Posaune

John Whitmer war einer der acht Zeugen für die Platten, auf denen das Buch Mormon geschrieben war. Er half dem Propheten Joseph Smith während der inspirierten Übersetzung der Bibel kurze Zeit auch als Schreiber. In einer Offenbarung, die im Juni 1829 durch den Propheten gegeben wurde, sagte ihm der Herr: „Was für dich von größtem Wert sein wird, das ist, diesem Volk Umkehr zu verkünden, damit du Seelen zu mir bringst.“ (LuB 15:6.) Nach der Konferenz der Kirche im September 1830 wurde John Whitmer vom Herrn geboten, er solle sich aufmachen und in seinem Werk arbeiten, zuerst im Gebiet um Seneca Falls im Bundesstaat New York, wo Philip Burroughs nicht weit von der Familie Whitmer entfernt wohnte (siehe LuB 30:9,10). Nur wenige Wochen bevor diese Offenbarung empfangen wurde, hatte Parley P. Pratt einer Gruppe gepredigt, die in Philip Burroughsʼ Haus zusammengekommen war, und einige der Anwesenden hatten sich bekehrt. Obwohl Philip Burroughs in Lehre und Bündnisse 10 als „Bruder“ bezeichnet wird, gibt es keinerlei Aufzeichnung darüber, dass er sich je der Kirche angeschlossen hat. Seine Frau ließ sich jedoch taufen.

Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat den Mitgliedern der Kirche in Erinnerung gerufen, warum sie ihre Stimme zur Verkündigung des Evangeliums erheben sollen: „‚Mit großer Ernsthaftigkeit‘ (LuB 123:14) müssen wir das Licht des Evangeliums denjenigen bringen, die nach Antworten suchen, die der Erlösungsplan zu bieten hat. Viele sorgen sich um ihre Familie. Manche suchen in einer Welt, in der sich Wertvorstellungen ständig ändern, nach Sicherheit. Wir haben die Möglichkeit, ihnen Hoffnung zu schenken und Mut zu machen und sie einzuladen, mit uns zu kommen und sich denen anzuschließen, die das Evangelium Jesu Christi annehmen. Das Evangelium des Herrn ist auf der Erde und wird sich für sie hier und in der Ewigkeit, die vor uns liegt, segensreich auswirken.“ („Seelen zu mir bringen“, Liahona, Mai 2009, Seite 110.)

Lehre und Bündnisse 31: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Thomas B. Marsh ist jung verheiratet und lebt in der Nähe von Boston in Massachusetts. Er hat in der Bibel gelesen und sich mit unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften beschäftigt, bekommt aber das Gefühl, „eine neue Kirche werde entstehen, die die Wahrheit in ihrer Reinheit aufweisen werde“ (Thomas B. Marsh, „History of Thos. Baldwin Marsh“ [von ihm geschrieben in Great Salt Lake City, November 1857], Deseret News, 24. März 1858, Seite 18). Er wird vom Herrn gedrängt, in den Westen des Bundesstaates New York zu reisen. Dort erfährt er von Joseph Smith und den goldenen Platten und versucht, mehr darüber herauszufinden. Er kommt mit Martin Harris in Palmyra und auch mit Oliver Cowdery zusammen, denn Joseph Smith wohnt damals in Harmony im Bundesstaat Pennsylvania. Thomas Marsh kehrt nach Boston zurück, steht in Briefwechsel mit Oliver Cowdery und findet auf diese Weise mehr über das Werk Gottes heraus. Nachdem er erfahren hat, dass die Kirche Jesu Christi gegründet worden ist, zieht er mit seiner Familie nach Palmyra, wo sie im September 1830 eintreffen. Schon bald lässt er sich von David Whitmer taufen und nimmt noch im selben Monat an der zweiten Konferenz der Kirche teil. Thomas Marsh empfängt durch eine Offenbarung, die auf jener Konferenz durch den Propheten Joseph Smith gegeben wird, persönlich Führung vom Herrn.

Lehre und Bündnisse 31

Der Herr beruft Thomas B. Marsh, Parley P. Pratt und Ziba Peterson, das Evangelium zu verkünden

Lehre und Bündnisse 31:1-6. Wenn wir dem Herrn treu dienen, segnet er unsere Familie

Als Vater kleiner Kinder machte sich Thomas Marsh zweifellos Sorgen um Frau und Kinder, als sie von Massachusetts nach New York zogen. In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 31 wurde ihm verheißen, aufgrund seines Glaubens und seines Dienstes für den Herrn werde seine Familie eines Tages zum Glauben kommen und mit ihm in der Kirche sein. Damals hatten Thomas Marsh und seine Frau Elizabeth drei Söhne im Alter von neun, sieben und drei Jahren. Elizabeth Marsh bekehrte sich später im Jahr 1831 (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 194, Anmerkung 412). Die Verheißung des Herrn, er werde Familie Marsh segnen, muss Thomas Marsh Kraft gegeben haben, als er berufen wurde, im Werk Gottes mitzuarbeiten.

Ähnliche Verheißungen stehen auch heute denen offen, die bestrebt sind, sich dem Dienst des Herrn zu widmen. Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat diese Begebenheit erzählt:

„Ein Ehepaar [auf Vollzeitmission] war … besorgt darüber, dass es die jüngste Tochter, die nicht mehr in der Kirche aktiv war, allein lassen müsste. Ihr glaubenstreuer Vater schrieb: ‚Wir beteten ständig für sie und fasteten regelmäßig. Während der Generalkonferenz wisperte mir der Geist dann zu: „Wenn ihr dient, werdet ihr euch nicht mehr um eure Tochter sorgen müssen.“ Also meldeten wir uns bei unserem Bischof. Eine Woche nachdem wir unsere Berufung erhalten hatten, teilten sie und ihr Freund uns mit, dass sie sich verlobt hatten. Noch ehe wir nach Afrika aufbrachen, gab es bei uns eine Hochzeit. [Daraufhin trommelten wir unsere Familie zusammen] und hielten Familienrat. … Ich gab Zeugnis vom Herrn und von Joseph Smith … und sagte, ich würde ihnen allen gern einen väterlichen Segen geben. Ich fing beim ältesten Sohn an, dann kam seine Frau an die Reihe, und fuhr so fort bis zum Jüngsten … [einschließlich unseres neuen Schwiegersohns].‘ …

Als der treue Vater in dieser Geschichte seine Angehörigen segnete, verspürte sein Schwiegersohn den Einfluss des Heiligen Geistes. Der Vater schrieb: ‚Gegen Ende unseres ersten Jahres erweichte sich das Herz [unseres Schwiegersohnes], was die Kirche betraf. Unmittelbar bevor wir nach Hause zurückkehrten, besuchte er uns zusammen mit unserer Tochter. In seinem Koffer befand sich die erste Sonntagskleidung, die er je hatte. Sie gingen mit uns in die Kirche, und nach unserer Rückkehr nach Hause ließ er sich taufen. Ein Jahr später wurden sie im Tempel gesiegelt.‘“ („Missionarsehepaare – Segnungen für Opfer und Dienen“, Liahona, Mai 2005, Seite 40.)

Lehre und Bündnisse 31:5. Schlage mit deiner ganzen Seele deine Sichel ein, und deine Sünden sind dir vergeben

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Die goldene Ernte

Die goldene Ernte, Gemälde von David Merrill. In den heiligen Schriften ist von Weizengarben die Rede, die die Früchte der Missionsarbeit darstellen – etwa bekehrte Seelen (siehe LuB 31:4,5; 33:7,9).

Zu den Segnungen, die Thomas B. Marsh verheißen wurden, gehörte auch die Zusicherung, dass ihm durch seine eifrigen Bestrebungen, das Evangelium zu verkünden, die Sünden vergeben werden sollten (siehe LuB 31:5). Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat auf den Zusammenhang hingewiesen, der zwischen dem Verkünden des Evangeliums und der Vergebung unserer Sünden besteht:

„Eine natürliche Folge der Bekehrung ist die fortdauernde Vergebung der Sünden, insofern man nach dem Evangelium lebt. Und dazu gehört auch, dass man andere am Evangelium teilhaben lässt. Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: ‚Dem Herrn zufolge werden uns die Sünden eher vergeben, wenn wir Seelen zu Christus bringen und der Welt weiterhin standhaft Zeugnis geben; und gewiss wünschen wir uns jede zusätzliche Hilfe bei dem Bestreben, Vergebung für unsere Sünden zu erlangen.‘ (Ensign, Oktober 1977, Seite 5.)

Im Buch Lehre und Bündnisse heißt es: ‚Denn ich will euch eure Sünden mit diesem Gebot vergeben – dass ihr standhaft bleibt in eurem Sinn, voll ernster Besinnung und im Geist des Betens, und indem ihr aller Welt Zeugnis gebt von all jenem, was euch mitgeteilt wird.‘ (LuB 84:61; Hervorhebung hinzugefügt.) Weiter heißt es im Buch Lehre und Bündnisse: ‚Doch seid ihr gesegnet, denn das Zeugnis, das ihr gegeben habt, ist im Himmel aufgezeichnet, sodass die Engel es betrachten können; und sie freuen sich über euch, und eure Sünden sind euch vergeben.‘ (LuB 62:3; Hervorhebung hinzugefügt.) …

Die Lehre erscheint mir ganz klar: Sündenvergebung ist ein fortdauernder Vorgang. Und wenn ein jeder von uns bestrebt ist, rein zu werden, ja sogar geheiligt zu werden, sehe ich für uns keine bessere Möglichkeit, als dass wir anderen Kindern unseres himmlischen Vaters helfen, die Wahrheit zu finden.“ („Write Down a Date“, Ensign, November 1984, Seite 16.)

Lehre und Bündnisse 31:9-13. Warnungen zur Vorsicht an Thomas B. Marsh

Obwohl Thomas B. Marsh für seinen Glauben gelobt wurde (siehe LuB 31:1) und ihm große Segnungen verheißen wurden, riet ihm der Herr auch eindringlich zur Vorsicht. 1835 wurde Thomas Marsh in das erste Kollegium der Zwölf Apostel in dieser Evangeliumszeit berufen. Später wurde er zum Präsidenten dieses Kollegiums berufen. Doch innerhalb weniger Jahre wurde er im März 1839 aus der Kirche ausgeschlossen, weil er vom Glauben abgefallen war. Die Anweisungen des Herrn in Lehre und Bündnisse 31 hätten ihm geistigen Schutz verliehen, wenn er sich daran gehalten hätte. Am 16. Juli 1857 ließ sich Thomas B. Marsh in Florence im Bundesstaat Nebraska erneut taufen und kam noch im selben Jahr nach Utah. Er bat die Führer der Kirche um Verzeihung und Präsident Brigham Young gab ihm Gelegenheit, zu den Heiligen zu sprechen. Über seinen Abfall vom Glauben sagte er:

„Ich habe mich oft gefragt, wie mein Abfall vom Glauben begonnen hat, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich wohl den Geist des Herrn aus dem Herzen verloren habe.

Die nächste Frage lautet: ‚Wie und wann habe ich den Geist verloren?‘ Ich wurde auf den Propheten eifersüchtig, und dann sah ich auf einmal alles anders und sah nicht mehr, was recht war, sondern schaute unentwegt nach dem Bösen aus, und dann, als der Teufel mich in seinen Fängen hatte, war es für den fleischlichen Sinn ein Leichtes, aufzubegehren und zornig, eifersüchtig und wütend zu werden. Ich spürte das in mir; ich war zornig und ergrimmt, und da der Geist des Herrn mich verlassen hatte, war ich, wie es in der Schrift heißt, verblendet.“ („Remarks by Thomas B. Marsh“, Deseret News, 16. September 1857, Seite 220.)

Thomas B. Marsh verbrachte seine restlichen Lebensjahre in Utah. Er starb im Januar 1866 in Ogden und wurde dort beigesetzt.

Lehre und Bündnisse 31:10. Inwiefern war Thomas B. Marsh für die Kirche ein Arzt?

Thomas B. Marsh hatte sich einiges Wissen über Heilkräuter angeeignet und war somit in der Lage, vielen Menschen zu helfen. Seine weitaus größere Berufung bestand jedoch darin, Seelen zu heilen (siehe Thomas B. Marsh, „History of Thos. Baldwin Marsh“, Seite 18).

Lehre und Bündnisse 32: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Im Sommer 1830 reisen Parley P. Pratt und seine Frau Thankful von ihrem Wohnsitz in Amherst im Bundesstaat Ohio in den Bundesstaat New York, um Verwandte zu besuchen. Unterwegs wird Pratt vom Heiligen Geist bewegt, einen Zwischenstopp in Newark, einem kleinen Ort in der Nähe von Palmyra, einzulegen, wo er vom Buch Mormon hört. Später schildert er seine Reaktion auf das Buch:

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Parley P. Pratt

Parley P. Pratt wurde berufen, eine Mission bei den Lamaniten zu erfüllen. Später diente er als Apostel.

„Gespannt öffnete ich es und las das Titelblatt. Ich las das Zeugnis mehrerer Zeugen darüber, wie es gefunden und übersetzt worden war. Dann begann ich, es von Anfang an zu lesen. Ich las den ganzen Tag. Das Essen war mir eine Last, ich hatte gar kein Verlangen nach Essen. Der Schlaf war mir lästig, als es Nacht wurde, denn ich wollte lieber lesen als schlafen.

Beim Lesen war der Geist des Herrn bei mir, und ich wusste und begriff, dass das Buch wahr ist, und zwar so klar und deutlich, wie man weiß und begreift, dass man lebt.“ (Autobiography of Parley Parker Pratt, Hg. Parley P. Pratt Jr., 1938, Seite 37.)

Parley Pratt reist dann nach Palmyra, wo er Hyrum Smith kennenlernt und von ihm unterwiesen wird. Kurze Zeit später reisen er und Hyrum Smith nach Fayette im Bundesstaat New York, um die Mitglieder dieses wachsenden Zweiges der Kirche kennenzulernen. Oliver Cowdery tauft Parley P. Pratt im September 1830 und ordiniert ihn zum Ältesten.

Über Ziba Petersons Bekehrung ist nur wenig bekannt. Wir wissen, dass er sich im April 1830 von Oliver Cowdery taufen lässt und im Juni zum Ältesten ordiniert wird. Nicht lange bevor Oliver Cowdery und Peter Whitmer Jr. zu ihrer Mission aufbrechen sollen, befragt der Prophet Joseph Smith den Herrn, ob andere mit ihnen gehen sollen. Er empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 32, in der Parley P. Pratt und Ziba Peterson berufen werden, sie zu begleiten.

Im Herbst 1830 und im Winter 1830/31 legt diese kleine Gruppe von Missionaren, nämlich Oliver Cowdery, Peter Whitmer Jr., Parley P. Pratt und Ziba Peterson (später gesellt sich noch ein Neubekehrter aus Ohio mit Namen Frederick G. Williams zu ihnen), fast 2400 Kilometer – meist zu Fuß – von Fayette im Bundesstaat New York bis nach Independence im Bundesstaat Missouri zurück. Unterwegs predigen sie das Evangelium auch einer Menschengruppe in Mentor und Kirtland im Bundesstaat Ohio, die auf die Wiederherstellung des Christentums des Neuen Testaments wartet. Sidney Rigdon, der Führer dieser Gruppe, und viele andere Gemeindemitglieder bekehren sich zum wiederhergestellten Evangelium. Schließlich treffen die Missionare Mitte Januar 1831 in Independence ein. Die meiste Zeit ihrer Reise leiden sie unter strenger Kälte, starkem Wind und Erschöpfung. Sie ernähren sich hauptsächlich von gefrorenem Maisbrot und rohem Schweinefleisch. An einigen Stellen ist der Schnee bis zu einem Meter tief. Trotz all dieser Strapazen gelingt es den Missionaren, verschiedene Indianerstämme im Indianergebiet an der Westgrenze Missouris mit dem Evangelium bekanntzumachen. Der Herr erfüllt seine Verheißung, dass er mit diesen Missionaren sein werde und dass nichts sie überwältigen könne. (Siehe Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Schüler, Seite 80ff.)

Lehre und Bündnisse 32

Der Herr beruft Parley P. Pratt und Ziba Peterson, den Lamaniten das Evangelium zu predigen

Lehre und Bündnisse 32:1-3. Ich selbst werde mit ihnen gehen und mitten unter ihnen sein

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Geht in die Wildnis

Geht in die Wildnis, Gemälde von Robert Theodore Barrett. Oliver Cowdery, Parley P. Pratt, Peter Whitmer und Ziba Peterson wurden berufen, das Evangelium „unter [den] Lamaniten“ (LuB 32:2) zu predigen.

Parley P. Pratt und Ziba Peterson wurden ernannt, Oliver Cowdery und Peter Whitmer Jr. auf ihrer Mission bei den Lamaniten zu begleiten (siehe LuB 28:8,9; 30:5-8). Der Herr verhieß diesen Missionaren, wenn sie das Evangelium sanftmütig und demütig verkünden, werde er „mit ihnen gehen und mitten unter ihnen sein“ (LuB 32:3). Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat von einer Begebenheit erzählt, aus der wir lernen, inwiefern der Herr bei uns ist, wenn wir unsere Berufung erfüllen:

„Gott macht diejenigen groß, die er beruft, selbst in dem, was uns als geringer oder unmerklicher Dienst erscheinen mag. Sie werden die Gabe erhalten, zu sehen, wie Ihr Dienst groß gemacht wird. Danken Sie ihm dafür, solange sie Ihnen gegeben ist. …

Der Herr wird nicht nur die Macht Ihrer Bemühungen vergrößern. Er selbst wird mit Ihnen arbeiten. Sein Wort, das an vier Missionare erging, die durch den Propheten Joseph Smith zu einer schwierigen Aufgabe berufen worden waren, ermutigt jeden, den er in seinem Reich beruft: ‚Und ich selbst werde mit ihnen gehen und mitten unter ihnen sein; und ich bin ihr Fürsprecher beim Vater, und nichts wird gegen sie obsiegen.‘ [LuB 32:3.] …

Sie können absolut gewiss sein, dass Ihre Kraft um ein Vielfaches vom Herrn vergrößert werden wird. Alles, was er von Ihnen verlangt, ist, dass Sie von ganzem Herzen Ihr Bestes geben. Tun Sie es frohgemut und mit gläubigem Gebet. Der Vater und sein geliebter Sohn werden Ihnen den Heiligen Geist als Begleiter senden, der Sie führt. Ihre Bemühungen werden im Leben derer, denen Sie dienen, groß gemacht werden. Und wenn Sie später zurückschauen auf das, was Ihnen jetzt als eine beschwerliche Zeit des Dienens und Opferns vorkommt, wird sich das Opfer als Segen erwiesen haben, und Sie werden wissen, dass Sie Zeuge wurden, wie der Arm Gottes diejenigen gestützt hat, denen Sie an seiner Stelle gedient haben – und wie er Sie gestützt hat.“ („In unsere Berufung hineinwachsen“, Liahona, November 2002, Seite 77f.)

Lehre und Bündnisse 33: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Ezra Thayre wohnt in der Nähe von Palmyra im Bundesstaat New York, als er von der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi hört. Er hat früher Mitgliedern der Familie Smith Arbeit im Rahmen diverser Bauvorhaben gegeben. Schließlich lässt er sich überreden, eine Versammlung zu besuchen, in der Hyrum Smith das Evangelium predigt. Später schreibt er, was Hyrums Lehren bei ihm ausgelöst haben: „Jedes Wort rührte mich in der innersten Seele an. Es kam mir vor, als sei jedes Wort unmittelbar an mich gerichtet. … Die Tränen rannen mir über die Wangen – mir, der ich so überheblich und hartherzig war. Viele dort kannten mich. … Ich blieb dort sitzen, bis ich mich so weit gefasst hatte, dass ich es wagen konnte, aufzublicken.“ (Zitiert in Matthew McBride, „Ezra Thayre: From Skeptic to Believer“, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 62; siehe auch history.lds.org.)

Ezra Thayre empfängt ein machtvolles Zeugnis von der Wahrheit des Buches Mormon. Er hat auch eine Vision, in der, wie er sagt „ein Mann … mit einer Papierrolle zu mir [kam] und … mir diese [überreichte] und auch eine Posaune und [mir sagte], ich solle hineinblasen. Ich erwiderte, ich hätte noch nie im Leben Posaune gespielt. Er sagte: ‚Du kannst es, probier es nur!‘ Also setzte ich sie an die Lippen und blies hinein, und es war der schönste Klang, den ich je vernommen hatte. Die Papierrolle war die Offenbarung an mich und Northrop Sweet. Und Oliver [Cowdery] war derjenige, der mir die Rolle und die Posaune überbracht hat. Als er die Offenbarung an mich und Northrop Sweet überbrachte, sagte er: ,Hier ist eine Offenbarung von Gott für dich.‘“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 206.) Ezra Thayre lässt sich von Parley P. Pratt taufen. Im Oktober 1830 werden er und Northrop Sweet in der Offenbarung, die heute in Lehre und Bündnisse 33 steht, zum Werk des Herrn berufen.

Northrop Sweet lässt sich im Oktober 1830 von Parley P. Pratt in Palmyra taufen. Er ist mit Martin Harrisʼ Nichte verheiratet. Wie in Lehre und Bündnisse 33 erwähnt, wird er kurz nach seiner Taufe auf Mission berufen. Im Juni 1831 wohnt er bereits in Kirtland in Ohio, wo er zum Ältesten ordiniert wird. Er verlässt die Kirche jedoch kurz darauf und versucht, gemeinsam mit anderen eine neue Kirche zu gründen, da, wie er sagt, Joseph Smith ein falscher Prophet sei.

Lehre und Bündnisse 33

Der Herr beruft Ezra Thayre, Northrop Sweet und Orson Pratt, das Evangelium zu verkünden

Lehre und Bündnisse 33:4. Sie irren sich in vielen Fällen aufgrund von Priesterlist

Die Symbolik des verderbten Weingartens in Lehre und Bündnisse 33:4 bezieht sich auf den Zustand des Abfalls vom Glauben, der die Welt infolge der Sünde der Priesterlist ins Verderben führt. Elder Dallin H. Oaks hat erklärt, was mit Priesterlist gemeint ist:

„In den heiligen Schriften gibt es ein Wort für Evangeliumsdienst ‚um des Reichtums und des Ansehens willen‘, nämlich ‚Priesterlist‘. (Alma 1:16.) Nephi sagt: ‚Priesterlist besteht darin, dass Menschen predigen und sich selbst der Welt als Licht hinstellen, auf dass sie von der Welt Gewinn und Lob ernten; aber sie trachten nicht nach dem Wohlergehen Zions.‘ (2 Nephi 26:29.) In diesen Letzten Tagen wird uns geboten: ‚Trachtet danach, die Sache Zions hervorzubringen und zu festigen.‘ (LuB 6:6.) Leider haben nicht alle, die unter diesem Motto tätig sind, wirklich die Absicht, Zion aufzubauen und den Glauben des Gottesvolkes zu stärken. Es mag da auch andere Beweggründe geben.

Ein scheinbar selbstloser Dienst, der in Wirklichkeit aber um des Reichtums oder der Ehre willen getan wird, fällt unter den Schuldspruch des Herrn denjenigen gegenüber, die ‚von außen den Menschen gerecht [erscheinen], innen aber … voll Heuchelei und Gesetzlosigkeit‘ sind. (Matthäus 23:28.) Ein solcher Dienst bringt keinen Lohn im Evangelium mit sich.“ („Why Do We Serve?“, Ensign, November 1984, Seite 13.)

Elder Marlin K. Jensen von den Siebzigern hat über den Unterschied gesprochen, der zwischen Priesterlist und dem Dienst besteht, bei dem man sein Auge nur auf Gottes Herrlichkeit richtet:

„Wer im Werk des Herrn nach Ehre und Gewinn für sich selbst trachtet, der ist dessen schuldig, was in der Schrift Priesterlist genannt wird. …

Ein Heiliger der Letzten Tage, dessen Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet ist, sieht das Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel als jemand, dessen Aufmerksamkeit etwas anderem gilt. Ein solches Mitglied schert sich beispielsweise wenig darum, ob es für seine guten Taten Lob und Anerkennung erhält. Es kümmert sich mehr darum, die Schafe des Herrn zu weiden, als sie zu zählen. Am glücklichsten ist so jemand sogar oft, wenn sein Dienst unerkannt bleibt und der Nutznießer seiner Güte niemanden als den Herrn hat, dem er dafür danken kann.“ („An Eye Single to the Glory of God“, Ensign, November 1989, Seite 27.)

Lehre und Bündnisse 33:8-10. Tut euren Mund auf

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Nephi schreibt auf die goldenen Platten

Nephi schreibt auf die goldenen Platten, Gemälde von Paul Mann. Der Herr hat seine Diener beauftragt, ihren Mund aufzutun und Umkehr zu predigen, denn dann sollen sie „werden gleichwie Nephi vor alters“ (siehe LuB 33:8-10).

In drei Versen (siehe LuB 33:8-10) wird Ezra Thayre und Northrop Sweet dreimal geboten, ihren Mund aufzutun und die Menschen zur Umkehr zu rufen. Der Herr braucht mutige Diener, die bereit sind, das Evangelium zu verkünden. Präsident Henry B. Eyring hat ein Beispiel dafür erzählt, warum es so wichtig ist, dass wir unseren Mund auftun und einem jeden, den wir kennen, vom Evangelium erzählen:

„In irgendeinem Augenblick in der künftigen Welt, [wird] jeder, dem Sie je begegnen, wissen, was Sie jetzt wissen. Diese Menschen werden wissen, dass wir nur dann für immer mit unserer Familie und in der Gegenwart des himmlischen Vaters und seines Sohnes Jesus Christus leben können, wenn wir uns dafür entscheiden, durch das Tor einzutreten, indem wir uns von jemandem, der von Gott die nötige Vollmacht bekommen hat, taufen lassen. Sie werden wissen, dass eine Familie nur dann für immer zusammen sein kann, wenn sie die heiligen Bündnisse annimmt und einhält, die man auf dieser Erde im Tempel Gottes eingehen kann. Sie werden wissen, dass Sie dies wussten. Und sie werden sich daran erinnern, ob Sie ihnen das angeboten haben, was ein anderer Ihnen angeboten hat.

Es ist leicht zu sagen: ‚Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.‘ Aber Aufschieben ist gefährlich. Vor Jahren arbeitete ich in Kalifornien mit einem Mann zusammen. Er stellte mich ein, er war freundlich zu mir, er schien mich sehr zu schätzen. Ich war vielleicht der einzige Heilige der Letzten Tage, den er je gut kannte. Ich weiß nicht mehr alle Gründe, die mich dazu bewogen, auf einen besseren Augenblick zu warten, um mit ihm über das Evangelium zu sprechen. Ich weiß nur noch, wie traurig ich war, als ich, nachdem er in den Ruhestand getreten war und ich weit entfernt lebte, erfuhr, dass er und seine Frau spät abends bei einem Unfall umgekommen waren, als sie unterwegs nach Carmel in Kalifornien waren, wo sie wohnten. Er liebte seine Frau. Er liebte seine Kinder. Er hatte seine Eltern geliebt. Er liebte seine Enkelkinder, und er wird deren Kinder lieben und sich wünschen, für immer mit ihnen zusammen zu sein.

Ich weiß zwar nicht, wie es in der künftigen Welt mit den vielen Menschen sein wird. Aber ich nehme an, dass ich ihm begegnen werde, dass er mir in die Augen schauen wird und dass ich darin die Frage lesen werde: ‚Hal, du hast es gewusst. Warum hast du es mir nicht gesagt?‘“ („Erheben wir eine warnende Stimme“, Liahona, Januar 2009, Seite 4f.)

Lehre und Bündnisse 34: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Orson Pratt ist Parley P. Pratts Bruder. Er beschreibt, wie er sich als junger Mann bemüht hat, dem Herrn näherzukommen: „Oft verlangte es mich danach, auf ein künftiges Dasein vorbereitet zu sein, doch bis zum Herbst 1829 hatte ich nie versucht, den Herrn ernsthaft zu suchen. Damals begann ich, inbrünstig zu beten und von allen Sünden umzukehren. In den stillen Schatten der Nacht, während andere auf ihrem Kissen schlummerten, suchte ich mir oft ein geheimes Plätzchen auf dem freien Feld oder in der einsamen Wildnis, beugte mich nieder vor dem Herrn und betete stundenlang mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist; denn darin fand ich Trost und Freude. Mein Herzenswunsch bestand darin, dass mir der Herr seinen Willen, was mich selbst betraf, kundtue.“ (The Orson Pratt Journals, Hg. Elden J. Watson, 1975, Seite 8f.) Im September 1830 wird Orson Pratt von einem seiner älteren Brüder, Parley, besucht, der sich erst vor kurzem hat taufen lassen. Wie Parley bekehrt Orson Pratt sich zur Wahrheit und lässt sich am 19. September 1830, seinem 19. Geburtstag, taufen. Dann legt er eine Strecke von über 300 Kilometern zurück, um den Propheten Joseph Smith in Fayette im Bundesstaat New York kennenzulernen. Er möchte den Willen des Herrn für sich erfahren, und Joseph Smith empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 34.

Lehre und Bündnisse 34

Orson Pratt wird berufen, das Evangelium zu verkünden

Lehre und Bündnisse 34:10. Es wird durch die Macht des Heiligen Geistes gegeben werden

Orson Pratt war 19 Jahre alt und gehörte erst seit wenigen Wochen der Kirche an, als der Herr ihm durch den Propheten Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 34 gab. In dieser Offenbarung wurde Orson Pratt vom Herrn verheißen, dass er fähig sein werde, durch den Geist der Prophezeiung Zeugnis zu geben (siehe LuB 34:10).

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Orson Pratt

Orson Pratt war 19 Jahre alt, als er berufen wurde, „[s]eine Stimme zu erheben [und] zur Umkehr zu rufen“ (LuB 34:6).

Viele Jahre später sagte Elder Orson Pratt (1811–1881) als Apostel des Herrn über diese Verheißung: „‚Erhebe deine Stimme und prophezeie, und es wird durch die Macht des Heiligen Geistes gegeben werden.‘ Dieser besondere Punkt der Offenbarung schien mir zu erhaben, als dass ich ihn je hätte erreichen können. Und doch war da dieses eindeutige Gebot, dass ich es tun solle. Ich habe oft über diese Offenbarung nachgedacht und mich viele Male im Innersten gefragt: ‚Habe ich dieses Gebot so erfüllt, wie ich es hätte tun sollen? Habe ich so ernsthaft danach gestrebt, die Gabe der Prophezeiung zu erhalten, dass ich den Forderungen des Himmels gerecht wurde?‘ Und manchmal meine ich, mich wegen meiner Trägheit tadeln zu müssen, weil ich in Hinblick auf diese erhabene, himmlische und göttliche Gabe so wenig Fortschritt gemacht habe. Gewiss neige ich nach wie vor nicht dazu, den Menschen zu prophezeien, es sei denn, dass es mir durch Inspiration und die Macht des Heiligen Geistes gegeben werde.“ („Discourse by Elder Orson Pratt“, Deseret News, 3. März 1875, Seite 68.)

Präsident Henry B. Eyring hat bezeugt, dass der Herr all seinen Kindern durch den Heiligen Geist göttliche Hilfe zuteilwerden lässt, wenn sie bestrebt sind, ihre jeweilige Berufung zu erfüllen und ihren Aufgaben nachzukommen:

„Der Herr wird Sie durch Offenbarung führen, so wie er Sie berufen hat. Sie müssen voll Glauben um Offenbarung bitten, damit Sie erfahren, was Sie tun sollen. Ihre Berufung ist auch mit der Verheißung verknüpft, dass Sie Antworten bekommen werden. Aber diese Führung erhalten Sie nur, wenn der Herr sicher ist, dass Sie gehorchen werden. Um seinen Willen zu erfahren, müssen Sie sich verpflichtet fühlen, ihn auch zu erfüllen. Wenn die Worte ‚dein Wille geschehe‘ fest in unserem Herzen verankert sind, schließen sie das Tor zur Offenbarung auf.

Die Antwort erfolgt durch den Heiligen Geist. Sie werden diese Führung oft brauchen. Damit Sie den Heiligen Geist als Begleiter haben können, müssen Sie würdig [und] durch das Sühnopfer Jesu Christi gereinigt [worden sein]. So wird durch Ihren Gehorsam gegenüber den Geboten, durch Ihren Wunsch, seinen Willen zu tun, und dadurch, dass Sie voll Glauben bitten, bestimmt, wie unmissverständlich Sie der Meister führen kann, indem er Ihnen auf Ihre Gebete antwortet.

Oft werden Sie Antworten bekommen, während Sie in den heiligen Schriften forschen. Sie enthalten Berichte darüber, was der Herr während seines irdischen Wirkens getan hat und wie er seine Knechte geführt hat. Sie enthalten Lehren, die sich jederzeit und in jeder Situation anwenden lassen. Wenn Sie über die heiligen Schriften nachdenken, wird Ihnen das helfen, im Gebet die richtigen Fragen zu stellen. Und ebenso gewiss, wie sich Joseph Smith die Himmel öffneten, nachdem er glaubensvoll über die Schrift nachgedacht hatte, wird Gott Ihre Gebete erhören und Sie an der Hand führen. …

Sie können absolut gewiss sein, dass Ihre Kraft um ein Vielfaches vom Herrn vergrößert werden wird. Alles, was er von Ihnen verlangt, ist, dass Sie von ganzem Herzen Ihr Bestes geben. Tun Sie es frohgemut und mit gläubigem Gebet. Der Vater und sein geliebter Sohn werden Ihnen den Heiligen Geist als Begleiter senden, der Sie führt. Ihre Bemühungen werden im Leben derer, denen Sie dienen, groß gemacht werden. Und wenn Sie später zurückschauen auf das, was Ihnen jetzt als eine beschwerliche Zeit des Dienens und Opferns vorkommt, wird sich das Opfer als Segen erwiesen haben, und Sie werden wissen, dass Sie Zeuge wurden, wie der Arm Gottes diejenigen gestützt hat, denen Sie an seiner Stelle gedient haben – und wie er Sie gestützt hat.“ („In unsere Berufung hineinwachsen“, Liahona, November 2002, Seite 76ff.)

Lehre und Bündnisse 34:11. Ich bin mit dir

Der Herr hat schon oft verheißen, dass er bei denen sein wird, die treu sind und der Aufforderung nachkommen, in seinem Werk behilflich zu sein (siehe zum Beispiel LuB 30:11; 31:13; 32:3; 33:9; 34:11). Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, wie diese Verheißung Trost spenden kann:

„Indem wir heilige Bündnisse schließen und halten, gehen wir mit dem Herrn Jesus Christus Seite an Seite wie unter einem Joch. Im Grunde bittet uns der Heiland, dass wir uns auf ihn verlassen und mit ihm an einem Strang ziehen, auch wenn unsere größten Bemühungen nie an seine heranreichen und nicht vergleichbar sind. Doch in dem Maße, wie wir auf unserer Reise durchs Erdenleben auf ihn vertrauen und unsere Last gemeinsam mit ihm ziehen, drückt sein Joch gewiss nicht, und seine Last ist leicht.

Wir sind nicht allein und müssen es auch nie sein. Mit Hilfe vom Himmel können wir im täglichen Leben vorwärtsstreben. Durch das Sühnopfer des Erlösers erhalten wir Kraft und Fähigkeiten, die über unsere eigenen hinausgehen (siehe „Lord, I Would Follow Thee“, Hymns, Nr. 220). Der Herr hat ja gesagt: ‚Darum setzt eure Reise fort, und euer Herz möge sich freuen; denn siehe, ja siehe, ich bin bei euch, ja, bis ans Ende.‘ (LuB 100:12.)“ („Sie konnten ihre Lasten mühelos tragen“, Liahona, Mai 2014, Seite 88.)