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Kapitel 15: Lehre und Bündnisse 37 und 38; 41


Kapitel 15

Lehre und Bündnisse 37 und 38; 41

Einführung und zeitlicher Überblick

Ende Dezember 1830 arbeitet der Prophet Joseph Smith weiterhin an seiner inspirierten Übersetzung der Bibel. In dieser Zeit empfängt er die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 37. In dieser Offenbarung gebietet der Herr dem Propheten, die Übersetzung der Bibel vorübergehend ruhen zu lassen. Er soll das Evangelium predigen und die Kirche stärken. Auch gebietet der Herr den Heiligen, sich in Ohio zu sammeln.

Bei einer Konferenz der Kirche am 2. Januar 1831 gibt Joseph Smith den Mitgliedern das Gebot des Herrn bekannt, sich in Ohio zu sammeln. Viele der Heiligen wollen über das Gebot Näheres erfahren. Daher befragt der Prophet bei der Konferenz den Herrn. Joseph Smith empfängt in Gegenwart der Versammelten die in Lehre und Bündnisse 38 festgehaltene Offenbarung. In dieser Offenbarung tut der Herr seine Gründe dafür kund, weshalb er den Heiligen gebietet, sich in Ohio zu sammeln. Er legt auch die verheißenen Segnungen für das Befolgen dieses Gebots dar.

Die meisten Heiligen nehmen das Gebot an und beginnen mit den Vorbereitungen für den Umzug nach Ohio. Ende Januar 1831 fahren der Prophet Joseph Smith, seine Frau Emma und andere mit dem Schlitten von New York nach Ohio, wo sie Anfang Februar in Kirtland ankommen. Am 4. Februar empfängt Joseph Smith die in Lehre und Bündnisse 41 aufgezeichnete Offenbarung, worin der Herr den Propheten und weitere Führer der Kirche anweist, darum zu beten, dass sie sein Gesetz empfangen. Zudem beruft der Herr Edward Partridge als ersten Bischof der Kirche.

Dezember 1830Bei der inspirierten Übersetzung der Bibel übernimmt Sidney Rigdon das Amt des Schreibers für Joseph Smith.

Dezember 1830Im Zuge der Übersetzungsarbeit an der Bibel empfängt Joseph Smith durch Offenbarung einen Teil des alten Berichts Henochs (Mose 7).

30. Dezember 1830Lehre und Bündnisse 37 wird empfangen.

2. Januar 1831Bei der dritten Konferenz der Kirche gibt Joseph Smith bekannt, dass sich die Heiligen in Ohio sammeln sollen.

2. Januar 1831Lehre und Bündnisse 38 wird empfangen.

Januar/Februar 1831Joseph und Emma Smith ziehen nach Kirtland in Ohio; sie kommen dort Anfang Februar an.

4. Februar 1831Lehre und Bündnisse 41 wird empfangen.

Lehre und Bündnisse 37: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Sidney Rigdon bekehrt sich zum Evangelium, als er Oliver Cowdery, Parley P. Pratt und weitere Missionare auf ihrer Durchreise zur Westgrenze Missouris in Ohio predigen hört. Innerhalb weniger Wochen taufen die Missionare im Gebiet um Kirtland über hundert Bekehrte, unter ihnen auch Sidney Rigdon. Dieser begibt sich nach seiner Taufe gemeinsam mit Edward Partridge in den Bundesstaat New York, um den Propheten Joseph Smith kennenzulernen. Sidney Rigdon wird durch Offenbarung dazu berufen, Joseph Smith als Schreiber zur Seite zu stehen, während der Prophet seine inspirierte Übersetzung der Bibel fortsetzt. So fungiert er als Schreiber, als Joseph Smith Mose 7 in der Köstlichen Perle diktiert. Im Dezember 1830 weist der Herr die beiden an, die Übersetzung beiseitezulegen und die Mitglieder in New York zu stärken. Der Herr gebietet den Heiligen außerdem, sich in Ohio bei den Mitgliedern zu sammeln, die sich dort bekehrt haben. Der Herr hatte zwar schon früher gesagt, dass sich sein Volk an einem Ort sammeln müsse, um vor Drangsal geschützt zu sein (siehe LuB 29:8), doch diese Offenbarung (LuB 37) ist nun das erste Gebot in dieser Evangeliumszeit in Hinblick auf eine buchstäbliche Sammlung der Heiligen an einem zentralen Ort.

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Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 37

Der Herr gebietet seiner Kirche, sich in Ohio zu sammeln

Lehre und Bündnisse 37:1. Es ist nicht ratsam, dass ihr noch weiter übersetzt

Im Juni 1830 begann der Prophet Joseph Smith mit einer inspirierten Überarbeitung der Bibel, die er als Übersetzung bezeichnete. Von Juni bis Dezember 1830 konzentrierte er sich auf das Buch Genesis im Alten Testament, wobei ihn Oliver Cowdery, John Whitmer, Emma Smith und Sidney Rigdon als Schreiber unterstützten. Im Dezember 1830 wurde Joseph Smith und Sidney Rigdon vom Herrn geboten, ihre Übersetzungsarbeit vorerst zu unterbrechen. Der Herr sagte ihnen, dass sie diese Arbeit nach ihrer Ankunft in Kirtland in Ohio wieder aufnehmen sollten.

Lehre und Bündnisse 37:1-3. Geht nach Ohio

Zwischen April und Oktober 1830 wohnten so gut wie alle Mitglieder der Kirche im Bundesstaat New York, und zwar im Gebiet um Palmyra, Fayette und Colesville. Dies änderte sich, als Missionare, die ausgesandt worden waren, an der Westgrenze Missouris den Indianern zu predigen, in Kirtland in Ohio Zwischenstation machten. Die Missionare stellten fest, dass der Herr dort viele Menschen auf die Botschaft vom wiederhergestellten Evangelium vorbereitet hatte. Innerhalb nur weniger Wochen bekehrten sich über hundert Menschen. Das Gebot an die Heiligen, „sich in Ohio [zu] sammeln“ (LuB 37:3), womit das weite Tal des Ohio-Flusses im Nordosten des Bundesstaates Ohio gemeint war, wo auch Kirtland lag, brachte es mit sich, dass die Mitglieder von ihrem damaligen Wohnsitz im Bundesstaat New York eine Strecke von etwa 500 Kilometern zurücklegen mussten.

Im September 1830 erklärte der Herr, dass die Heiligen „berufen [waren], die Sammlung [s]einer Auserwählten zuwege zu bringen“, und dass „sie an einem Ort auf dem Antlitz dieses Landes gesammelt werden“ sollten (LuB 29:7,8). Die Stadt Zion – das Neue Jerusalem – war vom Herrn als Ort für die Sammlung der Heiligen ausersehen. Ein Ziel der Mission Oliver Cowderys war es, Vorbereitungen für die Zeit zu treffen, da der Herr den Standort Zions bekanntgeben würde (siehe LuB 28:8,9). Schließlich tat der Herr kund, dass Independence in Missouri Zion sein werde (siehe LuB 57:1-3). Der Herr gebot den Heiligen jedoch, sich in Ohio zu sammeln, bis nach der Rückkehr Oliver Cowderys von seiner Mission weitere Informationen zur Verfügung standen. Aus späteren Lehren des Propheten Joseph Smith und weiterer neuzeitlicher Propheten geht hervor, dass Zion sich ausdehnen wird, bis es Nord- und Südamerika erfüllt und sogar darüber hinaus die ganze Erde.

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Gebiet um Kirtland in Ohio

Zuerst galt das Gebot, dass die Heiligen sich in dieser Evangeliumszeit sammeln sollten, für das Gebiet um Kirtland in Ohio (siehe LuB 37:3; Foto um 1907 aufgenommen).

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 38: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Bald nachdem der Prophet Joseph Smith das Gebot für die Mitglieder der Kirche empfangen hat, „dass sie sich in Ohio sammeln“ sollen (LuB 37:3), wird eine Konferenz in Fayette im Bundesstaat New York abgehalten, und zwar am 2. Januar 1831. Die Mitglieder kommen aus den drei Gegenden im Bundesstaat New York, in denen es bereits Mitglieder gibt: aus Palmyra, Fayette und Colesville. Der Prophet gibt das Gebot des Herrn zur Sammlung in Ohio bekannt. John Whitmer berichtet: „Das Feierliche der Ewigkeit ruhte auf den Versammelten … Sie wünschten, ein wenig mehr über diese Angelegenheit zu erfahren.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 2: Assigned Histories, 1831–1847, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 18.) Joseph Smith befragt den Herrn und empfängt in Anwesenheit der Versammelten eine Offenbarung, in der ausführlich erklärt wird, weshalb sich die Heiligen an einem anderen Ort niederlassen sollen.

Lehre und Bündnisse 38:1-22

Der Herr verkündet, dass er alles weiß; er sichert den Heiligen zu, dass er mitten unter ihnen ist

Lehre und Bündnisse 38:2. Der Herr weiß alles

Der Herr weiß alles (siehe 2 Nephi 2:24); 9:20). Er „weiß das Ende von Anfang an“ (Abraham 2:8) und kann alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige sehen und verstehen (siehe LuB 88:41; 130:7). Weil er alles weiß, können wir Glauben an ihn ausüben. In den Lectures on Faith (eine Sammlung von Vorlesungen, die mit Joseph Smiths Billigung und Zustimmung veröffentlicht wurden) wird der Zusammenhang erklärt, der zwischen Gottes Allwissenheit und unserer Fähigkeit, an ihn vollkommenen Glauben auszuüben, besteht: „Wäre Gott nicht allwissend, so wäre er nicht fähig, auch nur den kleinsten Teil seiner Geschöpfe zu erretten, denn es ist ja gerade sein allumfassendes Wissen – das vom Anfang bis zum Ende reicht –, das ihn befähigt, seinen Geschöpfen jene Erkenntnis zu verleihen, durch die sie am ewigen Leben Anteil erlangen. Ohne die Vorstellung, dass Gott allwissend ist, wäre es dem Menschen nicht möglich, an ihn zu glauben.“ (Lectures on Faith, 1985, Seite 51f.)

Lehre und Bündnisse 38:12. Die Engel warten auf den großen Befehl, die Erde abzuernten; und siehe, der Feind hat sich zusammengeschlossen

Lehre und Bündnisse 38:12 bezieht sich auf das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen im Neuen Testament (siehe Matthäus 13:24-30). Das Bild von den Engeln, die darauf warten, die Erde abzuernten, ist ein Hinweis auf die Vernichtung der Schlechten am Ende der Welt. Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, wie Gottes Nachfolger in einer immer schlechter werdenden Welt Frieden haben können:

„Vor Jahren habe ich mich gefragt, was in der heiligen Schrift wohl damit gemeint ist, dass die Engel Tag und Nacht ‚auf den großen Befehl warten‘, herabzukommen und in einer schlechten und leidenden Welt ‚das Unkraut einzusammeln‘. Ich dachte, sie wären ja doch wohl ziemlich übereifrig. (Siehe LuB 38:12; 86:5.) Angesichts des schweren und unnötigen Leidens der Menschen frage ich mich das nicht mehr!

Allerdings findet die letzte Ernte erst dann statt, wenn Gottvater feststellt, dass die Welt ‚ganz reif‘ ist. (LuB 86:7.) Brüder und Schwestern, in der Zwischenzeit heißt es, in einer immer schlechter werdenden Welt von ‚Weizen und Unkraut‘ geistig zu überleben. [LuB 86:7.]

Zugegeben, gelegentlich können uns ein paar Abtrünnige und Abweichler irritieren, die sich in ihre jeweiligen Befürchtungen hineinsteigern. Doch die deutliche und gegenwärtige Gefahr für die Mitglieder der Kirche besteht in den überwältigenden Auswirkungen dieser immer schlechter werdenden Welt. ‚Schlechtigkeit und böse … Absichten‘ kommen tatsächlich durch ‚verschwörerische … Menschen in den Letzten Tagen‘ (LuB 89:4) zum Tragen. Der Herr hat sogar gesagt: ‚Siehe, der Feind hat sich zusammengeschlossen.‘ (LuB 38:12.)

Wir dürfen uns dennoch nicht einschüchtern lassen und nicht dadurch die Fassung verlieren, dass das, was einst moralisch unannehmbar war, nun annehmbar wird, so als ob etwas durch ständiges Wiederholen ehrenhaft würde.“ („Behold, the Enemy Is Combined“, Ensign, Mai 1993, Seite 76.)

Lehre und Bündnisse 38:13-15. Ich zeige euch ein Geheimnis

Die Offenbarung, dass die Mitglieder der Kirche ihren Wohnsitz nach Ohio verlegen sollten, kam unerwartet. Große Opfer standen bevor. Der Glaube der Heiligen, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war, wurde geprüft. Laut John Whitmer vermuteten einige, „Joseph habe [die Offenbarung] erfunden, um die Menschen zu täuschen und letztlich Gewinn daraus zu schlagen“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 2: Assigned Histories, 1831–1847, Seite 21).

Obwohl einige Mitglieder der Kirche Joseph Smiths gottgegebene Aufgabe als Prophet in Frage stellten, teilte der Herr ihnen in seiner Gnade etwas mit, was sie nicht wussten, nämlich „ein Geheimnis, etwas, was in geheimen Gemächern ist“ (LuB 38:13). Joseph Smith und die Heiligen erfuhren somit vom Herrn, dass sich ihre Feinde verschworen hatten, sie zu vernichten (siehe LuB 38:13,28).

Lehre und Bündnisse 38:17-20. Ein Land, in dem Milch und Honig fließen

Die Heiligen mussten zwar Opfer bringen, um nach Ohio zu ziehen, der Herr teilte ihnen aber Einzelheiten dazu mit, wie seine rechtschaffenen Kinder „ein Land der Verheißung, ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (LuB 38:18) vorfinden sollten, womit ein Ort gemeint war, in dem Überfluss herrscht (siehe Exodus 3:8). Die Verheißung von einem „Land [des] Erbteils“ (LuB 38:19) könnte in zeitlicher Hinsicht vorübergehend am Ort der künftigen Stadt Zion in Missouri ihre Erfüllung gefunden haben, scheint sich aber auch auf die Erde zu beziehen, die im Millennium erneuert und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird (siehe 10. Glaubensartikel; siehe auch LuB 63:20,21,49). Die Rechtschaffenen, die nach Gottes Gesetzen leben und danach streben, wie er zu werden, empfangen ein ewiges Land des Erbteils auf der Erde, wenn aus ihr ein celestiales Reich wird (siehe LuB 88:17-20). Der Herr hat den Mitgliedern der Kirche gesagt, dass sie „mit [dem] ganzen Herzen danach“ trachten sollen (LuB 38:19).

Lehre und Bündnisse 38:23-42

Der Herr weist die Heiligen an, eins zu sein, und erklärt, weshalb er ihnen geboten hat, sich in Ohio zu sammeln

Lehre und Bündnisse 38:24-27. Lasst jedermann seinen Bruder achten wie sich selbst

Als der Herr die Heiligen in dieser Evangeliumszeit darauf vorbereitete, Zion zu errichten, unterwies er sie in Bezug auf Henoch und das Volk Zion in alter Zeit. Im Dezember 1830 empfing der Prophet Joseph Smith eine Offenbarung über die Stadt Zion, in der das Volk Henochs „eines Herzens und eines Sinnes war … und in Rechtschaffenheit lebte … und es … keine Armen unter ihnen“ gab (Mose 7:18). In einer Offenbarung, die am 2. Januar 1831 empfangen wurde, wiederholte der Herr den zeitlosen Grundsatz, der seinen Kindern helfen sollte, Zion in den Letzten Tage aufzubauen. Dieser Grundsatz umfasst beispielsweise Einigkeit, Rechtschaffenheit und die Sorge für die Armen. Das Gebot Gottes, jeder solle „seinen Bruder achten wie sich selbst“ (LuB 38:24), betrifft einen jeden, denn als Kinder Gottes sind wir ja alle Brüder und Schwestern. Für andere zu sorgen und sie zu achten ist eine grundlegende Voraussetzung, wenn man das Gesetz der Weihung leben will, das ungefähr einen Monat nach Joseph Smiths Ankunft in Kirtland gegeben wurde (siehe LuB 42:30).

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat anschaulich erklärt, wie wichtig es ist, jeden Menschen als jemanden zu betrachten, dem man dienen und den man lieben soll:

„Oft haben wir, meist ohne es zu ahnen, so gar kein Gespür für die Lebensumstände und Schwierigkeiten der Menschen um uns herum. Wir alle haben unsere Probleme und letztlich ist jeder für sein Glück selbst verantwortlich. Niemand unter uns ist selbst so frei von Schwierigkeiten oder so reichlich mit Zeit und Geld versehen, dass er nichts anderes macht, als sich um die zu kümmern, die ‚mutlos … und müde‘ sind (‚Herr, ich will folgen dir‘, Gesangbuch, Nr. 148). Wenn wir uns aber am Leben des Erretters ein Beispiel nehmen, können wir wahrscheinlich doch eine Möglichkeit finden, ein bisschen mehr zu tun als bisher. …

Ich wünsche mir, ich könnte in meine Jugendzeit zurückkehren und dort noch einmal die Chance haben, mich um diejenigen zu kümmern, denen damals nicht meine Anteilnahme und Aufmerksamkeit gegolten haben. Jugendliche brauchen das Gefühl, dass sie dazugehören und anderen wichtig sind. … Dass ich damals an dem einen achtlos vorübergegangen bin und dem anderen nicht die Hand entgegengestreckt habe – das bedauere ich selbst nach all diesen Jahren noch.

Ich möchte nur ein Beispiel anführen, das für den Moment genügend Schuldgefühle hervorruft. 1979 hatten wir ein Klassentreffen zum zwanzigsten Jahrestag unseres Abschlusses an der Dixie Highschool. Wir hatten herrliche Jahre an der Highschool verlebt, die von Football- und Basketballmeisterschaften innerhalb Utahs und vielen anderen typisch amerikanischen Aktivitäten erfüllt gewesen waren. Vor dem Treffen bemühten wir uns, die aktuelle Adresse aller Klassenkameraden herauszufinden, um jeden zu der Feier einzuladen.

Mitten in dem Spaß erhielten wir einen furchtbar leidvollen Brief einer sehr intelligenten, in ihrer Jugend aber irgendwie nicht so beliebten jungen Frau, die in etwa schrieb:

‚Ich gratuliere uns allen, dass wir lange genug überlebt haben, um nach zwanzig Jahren ein Klassentreffen zu haben. Ich hoffe, dass ihr alle eine schöne Zeit habt. Doch bitte reserviert keinen Platz für mich. Ich habe nämlich den größten Teil der vergangenen zwanzig Jahre damit zugebracht, die schmerzlichen Augenblicke unserer gemeinsamen Schulzeit möglichst zu vergessen. Jetzt, wo ich das Gefühl der Einsamkeit und der zerrütteten Selbstachtung fast überwunden habe, bringe ich es nicht über mich, die ganze Klasse wiederzusehen und zu riskieren, dass mir das alles wieder in den Sinn kommt. Macht euch einen schönen Tag und verzeiht mir. Es ist mein Problem und nicht das eure. Vielleicht kann ich es ja zum dreißigsten Jahrestag schaffen.‘

Und ich bin überaus froh, berichten zu können, dass sie das geschafft hat. Aber in einem Punkt hatte sie ganz und gar nicht recht: Es war sehr wohl unser Problem und das wussten wir auch.

Ich habe um diese Schulfreundin und auch um andere Freunde aus meiner Jugend geweint, denen ich und viele andere offensichtlich nicht ‚heilend [und] tröstend‘ (Gesangbuch, Nr. 148) zur Seite gestanden haben. Wir waren einfach nicht die Vertreter oder Jünger des Erretters, die er sich wünscht. Ich muss mich einfach fragen, was ich hätte tun können, um mich ein bisschen mehr denen zuzuwenden, die nicht dazu gehört haben, oder denen, die eher abseits standen oder überhaupt nicht zur Gruppe gehörten, einfach mal ein freundliches Wort zu schenken oder ihnen zuzuhören und mich ein bisschen mit ihnen zu unterhalten, was ja eigentlich kaum Zeit oder Mühe gekostet hätte.

Jesus hat in seiner bemerkenswertesten Rede gesagt: ‚Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?‘ (Matthäus 5:46,47.)

Ich rufe uns alle auf, über den eigenen Tellerrand hinwegzublicken, auch mal aus unserer Komfortzone und unserem Freundeskreis hinauszutreten und auf diejenigen zuzugehen, die vielleicht nicht immer so zugänglich sind wie andere.“ („Come unto Me“, Ensign, April 1998, Seite 21f.)

Lehre und Bündnisse 38:27. Wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein

Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat dargelegt, wie man mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, eins werden kann:

„Aus Erfahrung kennen wir die Freude, die uns erfüllt, wenn wir einig sind. Als Geistkinder Gottes sehnen wir uns nach derselben Freude, die wir einst in seiner Gegenwart im vorirdischen Dasein verspürten. Er möchte uns diesen heiligen Wunsch, nämlich einig zu sein, erfüllen, weil er uns liebt.

Jedoch kann er ihn nicht jedem einzeln erfüllen. Die Freude der Einigkeit, die er uns so gern geben möchte, kann man nicht allein verspüren. Wir müssen gemeinsam danach trachten und uns dafür bereit machen. Es ist also nicht verwunderlich, dass Gott darauf dringt, dass wir uns sammeln, damit er uns segnen kann. Er möchte, dass wir uns in Familien sammeln. Er hat Gemeinden und Zweige und Unterrichtsklassen in der Kirche eingerichtet und uns geboten, oft zusammenzukommen. In diesen Sammelplätzen, die Gott für uns vorgesehen hat, liegt unsere große Chance. Wir können für die Einigkeit beten und arbeiten, die uns Freude schenkt und unser Vermögen, für andere da zu sein, vermehrt.“ („Im Herzen vereint“, Liahona, November 2008, Seite 69.)

Lehre und Bündnisse 38:27,34-36. Seht nach den Armen und seid eins

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Innenansicht des Ladens von Newel K. Whitney

Newel K. Whitneys Laden war in dem Bemühen der Kirche, „nach den Armen und Bedürftigen [zu] sehen und ihnen Hilfe zuteilwerden [zu] lassen, sodass sie nicht leiden“ (LuB 38:35), von zentraler Bedeutung.

In Lehre und Bündnisse 38 gebot der Herr den Heiligen, eins zu sein und sich der Armen anzunehmen. Das sind zwei der wesentlichen Grundsätze, auf denen Zion aufgebaut werden muss und die zum Gesetz des celestialen Reiches gehören. Diese beiden Gebote werden auch in Mose 7:18 und 4 Nephi 1:2,3 hervorgehoben. Die Heiligen versuchten zwar dann später in Missouri, nach dem Gesetz der Weihung zu leben, dies gelang ihnen jedoch nicht, weil sie „nicht von ihrer Habe … mit den Armen und Bedrängten unter ihnen“ teilten und weil sie „nicht einig“ waren (LuB 105:3,4; siehe auch LuB 105:5). In unserer Zeit bieten sich in der Kirche viele Möglichkeiten, für Bedürftige zu sorgen, so auch dadurch, dass man ein großzügiges Fastopfer gibt.

Lehre und Bündnisse 38:28-32. Wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten

In Lehre und Bündnisse 38:28-32 warnte der Herr die Heiligen behutsam vor Vorgängen, von denen er aus seiner göttlichen Sicht wusste, und gebot ihnen, nach Ohio zu ziehen. Er betonte, dass sie sich nicht zu fürchten brauchten, solange sie gehorsam und vorbereitet waren (siehe LuB 38:15,30).

Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, wie wichtig es ist, sich vorzubereiten:

„Täglich werden wir Zeuge von steigender Inflation, Kriegen, zwischenmenschlichen Konflikten, nationalen Katastrophen, Klimaveränderungen, Unmoral in unzähligen Ausprägungen, Kriminalität und Gewalt, Angriffen und Druck auf die Familie und den Einzelnen, technischen Fortschritten, durch die Arbeitsplätze vernichtet werden, und so weiter. Es ist offensichtlich, warum wir uns vorbereiten müssen. Der große Segen des Vorbereitetseins besteht darin, dass wir frei von Angst sein können, so wie uns dies der Herr im Buch Lehre und Bündnisse versichert: ‚Aber wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.‘ [LuB 38:30.]

Die Vorsorge für unsere zeitlichen Bedürfnisse ist genauso wichtig wie unsere geistige Vorbereitung. Jeder Einzelne muss sich die Zeit nehmen und sich fragen: Wie muss ich mich vorbereiten, um meinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen meiner Familie gerecht zu werden?“ („If Ye Are Prepared Ye Shall Not Fear“, Ensign, November 1995, Seite 35f.)

Lehre und Bündnisse 38:31,32. Ich werde euch mein Gesetz geben; und dort werdet ihr mit Macht aus der Höhe ausgerüstet

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Abschnitt des Chillicothe Trails

Ein Abschnitt des Chillicothe Trails, der durch das Farmland von Isaac Morley führte und auf dem sich Joseph und Emma Smith nach Kirtland begaben

Um seinem Volk beizustehen und es vor der Vernichtung zu bewahren, verhieß der Herr außerdem, er werde den Heiligen nach ihrer Sammlung in Ohio sein Gesetz offenbaren und sie mit Macht aus der Höhe ausrüsten. Am 9. Februar 1831, kurz nach seiner Ankunft in Kirtland, erging eine Offenbarung an den Propheten Joseph Smith, die nun Lehre und Bündnisse 42:1-72 bildet. Am 23. Februar empfing er weitere Belehrungen (siehe LuB 42:73-93). Gemeinsam bilden diese Offenbarungen „das Gesetz der Kirche“ (LuB 42, Einleitung). Später, im Juni 1833, erinnerte der Herr die Heiligen an sein Gebot, „ein Haus zu bauen, und in dem Haus beabsichtige ich, diejenigen, die ich erwählt habe, mit Macht aus der Höhe auszurüsten“ (LuB 95:8; siehe auch LuB 88:119). Joseph Smith und Oliver Cowdery wurden am 3. April 1836 mit Macht ausgerüstet, als sie von Himmelsboten die Priestertumsschlüssel der Vollmacht empfingen (siehe LuB 110:9). Über die rechtschaffenen Heiligen, die bei der Weihung des Kirtland-Tempels und weiteren Versammlungen im Tempel anwesend waren, wurden geistige Gaben und Kundgebungen ausgegossen. Bei diesem Ausrüsten mit Macht handelt es sich nicht um dieselbe heilige Handlung, die später in Nauvoo unter den rechtschaffenen Mitgliedern der Kirche eingeführt wurde.

Lehre und Bündnisse 38:42. Seid rein, die ihr die Gefäße des Herrn tragt

Elder Jeffrey R. Holland hat sich zur Bedeutung einer Formulierung aus Lehre und Bündnisse 38:42 geäußert:

„Ich möchte euch erklären, was mit dem Tragen der Gefäße des Herrn gemeint ist. In alter Zeit bedeutete das wenigstens zweierlei, und beides hatte mit der Arbeit des Priestertums zu tun.

Zum einen bezieht es sich darauf, dass verschiedene heilige Geräte aus dem Tempel, die von König Nebukadnezzar nach Babel mitgenommen worden waren, nach Jerusalem zurückgebracht wurden. Der Herr erinnerte die Brüder von damals, die damit betraut waren, daran, wie heilig alles ist, was mit dem Tempel zu tun hat. Als sie dann diese Schüsseln, Becken, Becher und anderen Gefäße in ihre Heimat zurückbrachten, mussten sie selbst genauso rein sein wie die zeremoniellen Gegenstände, die sie trugen [siehe 2 Könige 25:14,15; Esra 1:5-11].

Die zweite Bedeutung hängt mit der ersten zusammen. Für die rituelle Reinigung im eigenen Haushalt wurden ähnliche Schüsseln und Gerätschaften verwendet. Der Apostel Paulus schrieb seinem jungen Freund Timotheus diesbezüglich Folgendes: ‚In einem großen Haus gibt es … Gefäße aus Gold und Silber, … aus Holz und Ton.‘ Solche Gefäße waren zur Zeit des Erretters für die Reinigung üblich. Weiter sagt Paulus: ‚Wer sich nun … rein [und damit würdig] hält, gleicht einem Gefäß[,] geheiligt, brauchbar für den Hausherrn, zu jedem guten Werk tauglich. Fliehe [also] vor den Begierden der Jugend; strebe vielmehr unermüdlich nach Gerechtigkeit … zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen!‘ [2 Timotheus 2:20-22; Hervorhebung hinzugefügt.]

In beiden biblischen Berichten wird also gesagt, dass wir Priestertumsträger nicht nur mit heiligen Gefäßen und den Symbolen der Macht des Herrn umgehen – denkt beispielsweise an das Vorbereiten, Segnen und Austeilen des Abendmahls –, sondern dass wir auch ein heiliges Werkzeug sein sollen. Aufgrund dessen, was wir tun sollen, aber, und das ist noch wichtiger, aufgrund dessen, was wir sein sollen, erklären uns die Propheten und Apostel, dass wir vor den Begierden der Jugend fliehen und mit reinem Herzen den Herrn anrufen sollen. Sie sagen uns, dass wir rein sein sollen.“ (Siehe „Heiligt euch“, Liahona, Januar 2001, Seite 47f.)

Lehre und Bündnisse 41: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Joseph und Emma Smith verlassen New York gemeinsam mit Sidney Rigdon und Edward Partridge und begeben sich nach Kirtland. Als sie Anfang Februar 1831 dort eintreffen, hält Joseph Smith an Newel K. Whitneys Laden an. Newel Whitney und seine Frau Ann haben sich erst kurz zuvor der Kirche angeschlossen, den Propheten aber noch nicht kennengelernt. Joseph Smith geht in den Laden, reicht die Hand über die Ladentheke und sagt: „Newel K. Whitney, Sie sind der Mann.“ Als Newel Whitney anmerkt, er sei im Nachteil, da er nicht wisse, mit wem er es zu tun habe, antwortet der Prophet: „Ich bin Joseph, der Prophet. Sie haben mich hierher gebetet. Nun, was wollen Sie von mir?“ (Zitiert in Mark Staker, „Thou Art the Man“, Ensign, April 2005, Seite 37.)

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Außenansicht des Ladens von Newel K. Whitney

Joseph Smith lernte Newel K. Whitney in dessen Laden in Kirtland in Ohio kennen

Emma Smith erwartet in ein paar Monaten Zwillinge und die Whitneys lädt das Ehepaar Smith ein, bei ihnen zu wohnen. Dennoch brauchen Joseph und Emma Smith ebenso wie Sidney und Phebe Rigdon eine dauerhaftere Bleibe. Wegen ihres Beitritts zur Kirche können Bruder Rigdon und seine Frau nicht mehr in dem Haus wohnen, das von ihrer ehemaligen Gemeinde für sie erbaut worden war, als Sidney Rigdon in Mentor in Ohio als Geistlicher tätig gewesen war. Leman Copley, der in Thompson im Bundesstaat Ohio (ungefähr 30 Kilometer östlich von Kirtland) eine große Farm besitzt, bietet an, Joseph Smith und Sidney Rigdon mit Unterkunft und Vorräten zu versorgen. (Siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 241.) Joseph Smith betet und empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 41, in der darauf hingewiesen wird, dass die Heiligen für den Propheten ein Haus bauen sollen und dass Sidney Rigdon „so lebe, wie es ihm gut scheint“ (LuB 41:8). Joseph und Emma Smith bleiben nur ein paar Wochen bei Familie Whitney. Dann ziehen sie zu Isaac Morley, während die Heiligen ihnen dort auf der Farm ein kleines Holzhaus zimmern.

Lehre und Bündnisse 41

Der Herr macht deutlich, dass wahre Jünger sein Gesetz befolgen

Lehre und Bündnisse 41:5. Wer mein Gesetz empfängt und es tut, der ist mein Jünger

In einer Offenbarung, die am 4. Februar 1831 empfangen wurde, sagte der Herr, die Führer der Kirche sollten sein Gesetz „durch das Gebet [ihres] Glaubens“ erhalten (LuB 41:3). Innerhalb weniger Tage nach dieser Verheißung, nämlich am 9. Februar, offenbarte der Herr der Kirche sein Gesetz (siehe LuB 42:1-72). In Hinblick auf diese Offenbarung erklärte der Herr damals schon, wer ihm nachfolge, müsse sein Gesetz empfangen und danach handeln, um ein wahrer Jünger zu werden (siehe LuB 41:5). Viele beteuern zwar, dass sie an Jesus Christus glauben, doch nicht alle sind bereit, das zu tun, was er sagt. Wer tut, worum Christus ihn bittet, dem wird verheißen, dass er in das Himmelreich kommt (siehe Matthäus 7:21).

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat daran erinnert, was es heißt, ein wahrer Jünger des Herrn Jesus Christus zu sein: „Man kann Christus nicht nur gelegentlich oder beiläufig nachfolgen. Vielmehr ist dies eine ständige Verpflichtung und Art zu leben, die immer und überall Anwendung findet.“ („Nachfolger Christi“, Liahona, Mai 2013, Seite 97.)

Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft hat gesagt:

„Es genügt nicht, bloß von Jesus Christus zu sprechen oder zu bekunden, dass wir seine Jünger sind. Es genügt nicht, uns lediglich mit Symbolen unserer Religion zu umgeben. Das Leben als Jünger ist kein Leben als Zuschauer. Wir können ebenso wenig erwarten, die Segnungen des Glaubens zu erfahren, wenn wir untätig am Rande stehen, wie wir erwarten können, unsere Gesundheit zu fördern, wenn wir auf dem Sofa Sportveranstaltungen im Fernsehen anschauen und den Sportlern gute Ratschläge geben. Und doch verehren einige Gott vorzugsweise als Zuschauer und nicht als Jünger.

Unsere Religion ist jedoch keine aus zweiter Hand. Wir können die Segnungen des Evangeliums nicht empfangen, indem wir lediglich beobachten, wie andere Gutes tun. Wir müssen den Spielfeldrand verlassen und unseren Worten Taten folgen lassen.“ („Der Weg des Jüngers“, Liahona, Mai 2009, Seite 76f.)

Lehre und Bündnisse 41:9. Ich habe berufen und er soll durch die Stimme der Kirche bestimmt und zum Bischof ordiniert werden

In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 41 hat der Herr nicht nur Edward Partridge zum Bischof in seiner Kirche berufen, sondern er hat auch das Muster kundgetan, das für alle gilt, die berufen werden, in der Kirche Christi zu dienen. Zuerst muss man von Gott durch Offenbarung an jemanden, der Vollmacht dazu hat, berufen werden. Bei der Berufung Edward Partridges hat der Herr dem Propheten Joseph Smith kundgetan, dass Bruder Partridge als erster Bischof der Kirche in dieser Evangeliumszeit dienen solle. Zweitens muss jemand, der ordnungsgemäß vom Herrn berufen worden ist, „durch die Stimme der Kirche“ bestimmt, also bestätigt, werden. Schließlich muss man mit der Vollmacht des Priestertums zu seinem Amt ordiniert oder in seine Berufung eingesetzt werden.

Lehre und Bündnisse 41:9-11. Mein Knecht Edward Partridge

Edward Partridge hörte im Herbst 1830 erstmals vom wiederhergestellten Evangelium. Damals machten die Missionare, die zu den Lamaniten ausgesandt worden waren, auf dem Weg nach Missouri auch in Kirtland Halt (siehe LuB 28:8; 30:5-8; 32:2,3). Er ließ sich jedoch erst im Dezember taufen. Lucy Mack Smith, die Mutter des Propheten, schrieb über Edward Partridge und seinen Entschluss, sich taufen zu lassen: „Im Dezember [1830] beraumte Joseph eine Versammlung in unserem Haus an. Während er den Vorsitz führte, kamen Sidney Rigdon und Edward Partridge herein und setzten sich dazu. Als Joseph mit seiner Rede fertig war, bat er diejenigen, die etwas sagen wollten, um ihre Wortmeldung. Daraufhin stand Mr. Partridge auf und sagte, er sei in Manchester gewesen, weil er weitere Informationen über die Lehre einholen wollte, die wir predigten. Da er uns dort nicht angetroffen habe, habe er sich bei den Nachbarn nach unserem Charakter erkundigt, und sie sagten, nie hätte man uns etwas vorwerfen können, bis sie dann Joseph mit dem Buch Mormon hereingelegt habe. Er sagte auch, er sei über unsere Farm gegangen und habe gesehen, in welch gutem Zustand alles sei und welcher Fleiß daraus spreche; und nachdem er gesehen hatte, was wir alles um unseres Glaubens willen geopfert hatten, und da er erfahren hatte, dass wir durchaus glaubwürdig waren – bis auf die Religion natürlich –, glaube er unserem Zeugnis und sei bereit, sich taufen zu lassen, ‚vorausgesetzt‘, so sagte er, ‚dass mich Bruder Joseph tauft‘.“ („Lucy Mack Smith, History“, 1845, Seite 191, josephsmithpapers.org.) Edward Partridge ließ sich am 11. Dezember 1830 von Joseph Smith taufen.

In Kirtland in Ohio wurde Edward Partridge als erster Bischof der Kirche berufen. In Missouri wurde er später dann heftig verfolgt. Dort wurde er etwa von einem aufgebrachten Pöbelhaufen geteert und gefedert, weil er seinen Glauben an das Buch Mormon nicht verleugnen wollte. 1840 starb er als glaubenstreues Mitglied im Alter von 46 Jahren in Nauvoo. In einem Nachruf wurde über Edward Partridges Tod berichtet: „Er verlor sein Leben aufgrund der Verfolgungen in Missouri und er ist einer aus jener Schar, deren Blut von ihren Händen gefordert werden wird.“ (Nachruf auf Edward Partridge, Times and Seasons, Juni 1840, Seite 128.) (Weitere Informationen zu Edward Partridge findest du hier: LuB 36; 41:9-11; 42:10; 50:39; 51:1-5,18; 52:24; 57:7; 58:14-16,24,25,61,62; 60:10; 64:17; 124:19; siehe auch Die Geschichte der Kirche in der Fülle der Zeiten, Leitfaden für den Schüler, Seite 79.)

Edward Partridges Bereitschaft, „sein Handelsgeschäft auf[zu]geben und seine gesamte Zeit auf die Arbeit der Kirche [zu] verwenden“ (LuB 41:9), wird durch diesen Bericht bestätigt: „[Edward] Partridges Tochter erinnerte sich später daran, dass ihr Vater, nachdem diese Offenbarung aufgeschrieben worden war, seinen Besitz ‚um ein Weniges‘ verkaufte. Sie fügte hinzu: ‚Wegen der Entscheidung meines Vaters, sich der Religion der Mormonen anzuschließen und seinen Besitz zu opfern, hielten ihn seine Freunde in der Welt für verrückt. Sie konnten nicht verstehen, was an einer Religion so bedeutsam sein könne, dass sie einen Menschen dazu bringt, alle weltlichen Belange dafür aufzugeben.“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 244.)

Zusätzliche Quelle

  • Elizabeth Maki, „Go to the Ohio“, in: Revelations in Context, Hg. Matthew McBride und James Goldberg, 2016, Seite 70–73, oder auf history.lds.org