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Kapitel 9: Lehre und Bündnisse 20 bis 22


Kapitel 9

Lehre und Bündnisse 20 bis 22

Einführung und zeitlicher Überblick

In einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith gebietet der Herr, dass seine Kirche am 6. April 1830 offiziell gegründet werden soll. Zwar wird diese Offenbarung, die jetzt in Lehre und Bündnisse 20 steht, einige Tage nach der Gründung der Kirche niedergeschrieben, doch Teile davon werden möglicherweise schon im Juni 1829 offenbart. In dieser Offenbarung wird hervorgehoben, wie wichtig das Buch Mormon ist, und es werden Aufgaben umrissen, die mit den Ämtern im Priestertum einhergehen; auch werden Anweisungen zur heiligen Handlung der Taufe und zu der des Abendmahls gegeben.

Der Prophet Joseph Smith empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 21 am Gründungstag der Kirche. Darin bestimmt ihn der Herr zum Propheten, Seher und Führer der wiederhergestellten Kirche. Er ermahnt die Mitglieder, den Worten des Propheten Beachtung zu schenken. Kurz nach der Gründung der Kirche stellt sich die Frage, ob jemand, der zuvor schon in einer anderen Kirche getauft worden ist, sich erneut taufen lassen müsse, um der wiederhergestellten Kirche beizutreten. Joseph Smith befragt den Herrn und empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 22, in der der Herr deutlich macht, dass die Taufe von jemandem mit der entsprechenden Vollmacht vollzogen werden muss.

Ende März 1830Der Druck des Buches Mormon ist fertiggestellt.

6. April 1830Die Kirche wird von Joseph Smith in Fayette im Bundesstaat New York gegründet.

6. April 1830Lehre und Bündnisse 21 wird empfangen.

Nach dem 6. April 1830Lehre und Bündnisse 20 wird in seiner Endfassung fertiggestellt und niedergeschrieben (obgleich Teile davon wahrscheinlich schon Monate zuvor empfangen worden sind).

16. April 1830Lehre und Bündnisse 22 wird empfangen.

9. Juni 1830In Fayette im Bundesstaat New York wird die erste Konferenz der Kirche abgehalten.

Lehre und Bündnisse 20: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Im Juni 1829 hält der Prophet Joseph Smith im Haus von Peter Whitmer Sr. schriftlich fest, die Stimme Gottes habe ihm und Oliver Cowdery geboten, sie sollten einander zu Ältesten ordinieren. Gott habe aber auch festgelegt, dass sie mit der Ordinierung warten sollen, bis ihre Brüder sich versammeln und durch Abstimmung einwilligen können (siehe The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 326; siehe auch LuB 128:21). Ebenfalls im Juni gebietet der Herr, Oliver Cowdery solle dadurch mithelfen, die Kirche des Herrn zu errichten (siehe LuB 18:5), dass er auf das Buch Mormon vertraut, das damals kurz vor der Fertigstellung steht. Daraufhin arbeitet Cowdery eine Satzung mit dem Namen „Articles of the Church of Christ“ (Satzungen der Kirche Christi) aus, die Einzelheiten zu heiligen Handlungen, Ämtern im Priestertum und Verfahrensweisen in der Kirche enthält, wie sie im Buch Mormon zu finden sind (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 368–374). Diese Angaben könnten dazu vorgesehen gewesen sein, die Gläubigen bis zu der Zeit zu leiten, da die Kirche errichtet werden sollte.

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Obergeschoss im nachgebauten Haus von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York

Obergeschoss im nachgebauten Haus von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York, wo die Übersetzung des Buches Mormon abgeschlossen und die Stimme Gottes vernommen wurde (siehe LuB 128:21)

Obwohl nicht genau bekannt ist, wann die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 20 empfangen wurde, hat der Prophet Joseph Smith doch den Strom göttlicher Weisung zusammengefasst: „Auf diese Weise gab uns der Herr von Zeit zu Zeit weiterhin Anweisungen in Bezug auf die Pflichten, die uns nun übertragen wurden, und unter vielem anderen erhielten wir von ihm durch den Geist der Prophezeiung und Offenbarung das Folgende, wodurch uns nicht nur vieles zur Kenntnis gebracht, sondern auch genau der Tag genannt wurde, an dem wir nach seinem Willen und Gebot darangehen sollten, seine Kirche hier auf Erden wiederum zu gründen.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 1: Joseph Smith Histories, 1832–1844, Seite 336.) Diese Weisungen wurden als „Articles and Covenants of the Church of Christ“ (Satzungen und Bündnisse der Kirche Christi) bekannt.

Der vollständige Text der Satzungen und Bündnisse wurde kurz nach der Gründungsversammlung am 6. April 1830 niedergeschrieben. Darin wird ein Überblick über die Glaubensansichten, Ämter und heiligen Handlungen der Kirche Jesu Christi vermittelt. Auf der ersten Konferenz der Kirche, die am 9. Juni 1830 im Haus von Peter Whitmer Sr. stattfand, wurden die Satzungen und Bündnisse verlesen und den Mitgliedern zur Bestätigung vorgelegt (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 116–126). Im Lauf der nächsten Jahre wurden die Satzungen und Bündnisse, heute Lehre und Bündnisse 20, von Zeit zu Zeit ergänzt, da der Prophet Joseph Smith weiterhin Offenbarung zum Aufbau der Kirche empfing. So wurde zum Beispiel Lehre und Bündnisse 20:65-67 hinzugefügt, nachdem im Juni 1831 in Kirtland in Ohio das Amt des Hohen Priesters offenbart worden war (siehe Einleitung zu LuB 52).

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Karte 3: Der Nordosten der Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 20:1-36

Ereignisse der Wiederherstellung und Lehren aus dem Buch Mormon

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Außenansicht des nachgebauten Hauses von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York

Das nachgebaute Haus von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York

Lehre und Bündnisse 20:1. Die Entstehung der Kirche Christi in diesen Letzten Tagen

Nach dem Tod der Apostel in alter Zeit wurden unbefugt Änderungen an Organisation, Lehre und heiligen Handlungen der Kirche Jesu Christi vorgenommen. Nach Jahrhunderten des Abfalls vom Glauben stellte der Herr durch den Propheten Joseph Smith sein Evangelium und seine Kirche wieder her. Im Zuge der Wiederherstellung wurde am 6. April 1830 auch die Kirche Christi gegründet. Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat Zeugnis für die Bestimmung der Kirche des Herrn abgelegt:

„Joseph Smith und seine Weggefährten [trafen sich] in dem unscheinbaren Blockhaus auf der Farm Peter Whitmers in dem stillen Dorf Fayette im US-Bundesstaat New York und gründeten die Kirche Jesu Christi.

Aus jenen bescheidenen Anfängen hat sich etwas wirklich Außergewöhnliches entwickelt. Die Geschichte dieses Werkes ist großartig. Unsere Mitglieder mussten viel leiden. Ihre Opfer sind unbeschreiblich. Ihre Mühen waren unermesslich. Doch aus dieser Feuerprobe heraus ist etwas Herrliches entstanden. Wir blicken heute auf all diese Jahre zurück und sehen, was wir erreicht haben.

Aus den ursprünglich sechs Mitgliedern ist eine riesige Familie von Gläubigen geworden. … Die Kirche, die in jenem stillen Dorf gegründet wurde, ist heute in über 160 Ländern der Erde vertreten. … Zu dieser Kirche gehören Mitglieder aus vielen Ländern, die viele Sprachen sprechen. Es ist ein noch nie da gewesenes Phänomen. Wenn wir das Bild betrachten, das mit ihrer Geschichte entstanden ist, sehen wir ein wunderschönes Muster. Es spiegelt sich im Leben glücklicher, wundervoller Menschen wider und es kündigt wunderbare, zukünftige Ereignisse an.“ („Die Kirche geht vorwärts“, Liahona, Juli 2002, Seite 4.)

Lehre und Bündnisse 20:1. Die Kirche Christi

Als die Kirche am 6. April 1830 offiziell gegründet wurde, hieß sie Kirche Christi. 1834 befürwortete ein Rat der Kirche die Variante „Kirche der Heiligen der Letzten Tage“. Schließlich verkündete der Herr in einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith im April 1838, dass seine Kirche „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ genannt werden solle (siehe LuB 115:4).

Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat über Zweck und Bedeutung der Kirche Gottes bei unserem Streben nach Erhöhung gesprochen:

„Das Ziel dieser irdischen Reise ist die Erhöhung. Niemand kann dorthin ohne das Evangelium Jesu Christi gelangen – ohne das Sühnopfer des Herrn, die heiligen Handlungen sowie die Lehre und die Grundsätze, die wir in der Kirche haben und die uns leiten.

Nur in der Kirche lernen wir die Werke Gottes kennen und nehmen die Gnade unseres Herrn Jesus Christus an, durch die wir errettet werden. Nur in der Kirche gehen wir die Verpflichtungen und Bündnisse einer ewigen Familie ein, die unser Passierschein zur Erhöhung werden. Nur die Kirche wird durch das Priestertum angetrieben, das uns durch das unberechenbare Fahrwasser des Erdenlebens steuert.“ („Gott steht am Ruder“, Liahona, November 2015, Seite 27.)

Lehre und Bündnisse 20:2-16. Das Buch Mormon und Ereignisse der Wiederherstellung

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Darstellung Joseph Smiths

Joseph Smith hat das Buch Mormon durch die Gabe und die Macht Gottes übersetzt.

In Lehre und Bündnisse 20 wird Rückschau auf einige wichtige Ereignisse der Wiederherstellung gehalten. So erschienen Gottvater und sein Sohn, Jesus Christus, Joseph Smith und dieser empfing bei der ersten Vision „Vergebung seiner Sünden“ (LuB 20:5). Joseph Smith sah den „heiligen Engel“ Moroni. Dieser unterwies ihn und „gab ihm Gebote, die ihn inspirierten“ (LuB 20:6,7). Später erhielt Joseph Smith die goldenen Platten und ihm wurden „Macht“ und „Mittel“ gegeben, das Buch Mormon zu übersetzen (LuB 20:8). Anderen, beispielsweise den drei Zeugen, wurde der göttliche Ursprung des Buches Mormon bestätigt (siehe LuB 20:10). Dass die Priestertumsvollmacht wiederhergestellt worden ist, ist aus der Ordinierung Joseph Smiths und Oliver Cowderys zum ersten und zweiten Ältesten der Kirche ersichtlich (siehe LuB 20:2,3).

In dieser Offenbarung wird auch bezeugt, dass das Buch Mormon die Wahrheit der Bibel beweist (siehe LuB 20:11; siehe auch 1 Nephi 13:40; Mormon 7:8,9). Des Weiteren wird in dieser Offenbarung die entscheidende Rolle des Buches Mormon hervorgehoben, denn denjenigen, „die es im Glauben annehmen“, wird ewiges Leben verheißen – und Verdammnis denjenigen, „die ihr Herz in Unglauben verhärten“ (LuB 20:14,15).

Lehre und Bündnisse 20:9. Das Buch Mormon enthält die Fülle des Evangeliums Jesu Christi

Die „Fülle des Evangeliums“ (LuB 20:9) wird vom Herrn als der „Bund“ definiert, „den [er] ausgesandt [hat], um [s]ein Volk, das vom Haus Israel ist, zurückzugewinnen“ (LuB 39:11). Im Buch Lehre und Bündnisse sind mehrere Offenbarungen zu finden, die darauf hinweisen, dass im Buch Mormon die Fülle des Evangeliums enthalten ist (siehe LuB 20:9; 27:5; 42:12; 135:3).

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat dies erläutert: „Der Herr selbst hat erklärt, das Buch Mormon enthalte ‚die Fülle des Evangeliums Jesu Christi‘ (LuB 20:9). Das bedeutet nicht, dass es jede einzelne Lehre enthält, die je offenbart wurde. Vielmehr heißt es, dass wir im Buch Mormon die Fülle der Lehren finden, die wir zu unserer Errettung brauchen. Sie werden so klar und einfach erklärt, dass sogar ein Kind versteht, welcher Weg zur Errettung und Erhöhung führt. Das Buch Mormon gibt uns außerordentlich viel, was unser Verständnis von den Lehren der Errettung erweitert. Ohne dieses Buch wäre vieles in den anderen heiligen Schriften weit weniger klar und kostbar.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Ezra Taft Benson, Seite 148.)

Lehre und Bündnisse 20:17-36. Durch dies alles wissen wir

Mit der Formulierung „durch dies alles“ in Lehre und Bündnisse 20:17 sind jene Lehren gemeint, die uns durch das Buch Mormon zur Kenntnis gebracht worden sind (siehe Lehre und Bündnisse 20:8-10). Durch das Buch Mormon und die Wiederherstellung der Fülle des Evangeliums wurde den Heiligen der Letzten Tage ein klareres Verständnis von jenen Lehren geschenkt, die sich auf die eigene Errettung beziehen, und insbesondere geht es dabei um die entscheidende Rolle Jesu Christi, unseres Herrn und Erretters. Präsident Ezra Taft Benson hat festgestellt:

„Im 20. Abschnitt des Buches Lehre und Bündnisse fasst der Herr über mehrere Verse die ganz entscheidenden Wahrheiten zusammen, die uns das Buch Mormon vermittelt (siehe Vers 17-36). Erwähnt werden dort Gott, die Erschaffung des Menschen und sein Fall, das Sühnopfer, die Himmelfahrt Christi, Propheten, Glaube, Umkehr, die Taufe, der Heilige Geist, Ausharren, Beten, Rechtfertigung und Heiligung durch Gnade und dass man Gott lieben und ihm dienen muss.

Diese grundlegenden Lehren müssen wir kennen. Aaron und Ammon und ihre Brüder im Buch Mormon haben ebendiese Lehren den Lamaniten dargelegt (siehe 18:22-39), die ‚im finstersten Abgrund‘ waren (Alma 26:3). Im Buch Mormon heißt es, dass diese bekehrten Lamaniten, nachdem sie diese ewigen Lehren angenommen hatten, niemals abfielen. (Siehe Alma 23:6.)

Wenn unsere Kinder und Enkel in diesen Lehren unterwiesen werden und ihnen Beachtung schenken, werden sie dann abfallen? Am besten unterrichten wir sie im Buch Mormon bei Tisch, beim abendlichen Gespräch im Wohnzimmer, vor dem Zubettgehen oder wenn wir ihnen schreiben oder sie anrufen – immer und überall.“ („A New Witness for Christ“, Ensign, November 1984, Seite 7.)

Die Formulierung „wir wissen“ wird in Lehre und Bündnisse 20:17-36 mehrmals verwendet (siehe Lehre und Bündnisse 20:17,29-31,35). Sie bringt das Zeugnis der Betreffenden zum Ausdruck und erinnert die Mitglieder der Kirche daran, dass diese grundlegenden Lehren unseren Glauben prägen.

Lehre und Bündnisse 20:37-84

Der Herr umreißt die Aufgaben der Ämter im Priestertum und gibt Weisung zu Taufe und Abendmahl

Lehre und Bündnisse 20:37. Was bedeutet es, ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist zu haben?

Um Vergebung für unsere Sünden zu erlangen, müssen wir „mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist vortreten“ (LuB 20:37). Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat erläutert, was es bedeutet, ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist zu haben: „Gottgewollte Traurigkeit ist eine Gabe des Geistes. Sie ist die Erkenntnis in unserem Innersten, dass wir mit unserem Verhalten unseren Vater und Gott betrübt haben. Sie ist das deutliche und schmerzliche Bewusstsein, dass der Erretter, der keine Sünde kannte, ja, der Größte von allen, wegen unseres Verhaltens Qual und Leid ertragen musste. Wegen unserer Sünden blutete er aus jeder Pore. Diese ganz reale seelische und geistige Pein ist gemeint, wenn in den in den heiligen Schriften von einem reuigen Herzen und einem zerknirschten Geist die Rede ist.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Ezra Taft Benson, Seite 94f.)

Lehre und Bündnisse 20:38. Ein Apostel ist ein Ältester

In den ersten Jahren der wiederhergestellten Kirche wurden Älteste, die an der Missionsarbeit beteiligt waren, oft als Apostel bezeichnet (siehe beispielsweise im Hinweis des Herrn auf Oliver Cowdery und David Whitmer in LuB 18:9,14). Man sollte auch beachten, dass zu der Zeit, als die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 20 gegeben wurde, das Amt des Hohen Priesters im Melchisedekischen Priestertum noch nicht offenbart worden war. Heute wird mit dem Titel „Elder“ jeder Träger des Melchisedekischen Priestertums bezeichnet, der, ungeachtet seines Amtes im Priestertum, berufen ist, das Evangelium zu verkünden. „Zum Beispiel werden männliche Missionare als ‚Elder‘ angesprochen. Auch ein Apostel ist ein ‚Elder‘, und es ist angemessen, von Mitgliedern des Kollegiums der Zwölf oder der Kollegien der Siebziger mit diesem Titel zu sprechen (LuB 20:38; 1 Petrus 5:1).“ (Schriftenführer, Stichwort „Ältester“, scriptures.lds.org.)

Lehre und Bündnisse 20:38-59. Pflichten im Priestertum

Als die Kirche 1830 gegründet wurde, gab der Herr einen Überblick über die Aufgaben und Pflichten von Ältesten, Priestern, Lehrern und Diakonen. Seitdem wurden weitere Einzelheiten zu diesen Ämtern im Priestertum kundgetan. Dennoch sollen alle Priestertumsträger immer wieder die wichtigen Weisungen in Lehre und Bündnisse 20:38-59 lesen und sich an sie halten. Präsident Thomas S. Monson hat betont, dass wir unsere Pflicht kennen und sie im Dienst am Nächsten erfüllen müssen:

„Das Priestertum ist nicht so sehr ein Geschenk, sondern vielmehr ein Auftrag zum Dienen, der Vorzug, jemanden aufrichten zu können, und die Möglichkeit, anderen ein Segen zu sein.

Der Ruf der Pflicht kann still und leise ergehen, wenn wir Priestertumsträger uns daran begeben, unseren Auftrag auszuführen. Präsident George Albert Smith, dieser bescheidene und doch so tüchtige Führer, hat gesagt: ‚Ihre Pflicht besteht vor allem darin zu erfahren, was der Herr will, und dann Ihre Berufung vor Ihren Mitmenschen mit der Macht und Kraft Ihres heiligen Priestertums auf eine Weise groß zu machen, dass die Leute Ihnen gern folgen‘ [Frühjahrs-Generalkonferenz 1942].“ („Tu deine Pflicht – das ist das Beste“, Liahona, November 2005, Seite 59.)

Lehre und Bündnisse 20:75-79. Zum Gedächtnis des Herrn Jesus am Abendmahl teilnehmen

Am 6. April 1830, dem Gründungstag der Kirche, teilten der Prophet Joseph Smith und Oliver Cowdery das Abendmahl aus. Der Herr hat den Mitgliedern seiner Kirche geboten, sich oft zu versammeln, „um zum Gedächtnis des Herrn Jesus [vom Abendmahl] zu nehmen“ (LuB 20:75).

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat einen Grund dafür genannt, weshalb es ein Segen ist, an dieser heiligen Handlung teilzunehmen: „Die Abendmahlsgebete bestätigen, dass ein Hauptzweck des Abendmahls, wie es vom Herrn Jesus Christus eingeführt wurde, darin besteht, dass wir immer an ihn denken mögen (siehe LuB 20:77,79). An den Erlöser zu denken schließt natürlich mit ein, dass wir an sein Sühnopfer denken, das durch das Brot und das Wasser – Symbole seines Leidens und seines Todes – sinnbildlich dargestellt wird. Wir dürfen nie vergessen, was er für uns getan hat, denn ohne sein Sühnopfer und seine Auferstehung hätte das Leben keinen Sinn. Doch dank seines Sühnopfers und seiner Auferstehung eröffnet uns das Leben ewige, gottgegebene Möglichkeiten.“ („Immer an ihn zu denken“, Liahona, April 2011, Seite 21.)

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Innenansicht des nachgebauten Hauses von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York

Raum im Haus von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York; dort wurde die Kirche am 6. April 1830 gegründet

Elder Dale G. Renlund vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darüber gesprochen, wie wir bessere Entscheidungen treffen können, wenn wir den Bund halten, immer an Jesus Christus zu denken:

„Wenn sich die täglichen Herausforderungen vor uns auftürmen, ist es ganz natürlich, dass wir uns auf das Hier und Jetzt einstellen. Doch wer das tut, kann vielleicht auch falsche Entscheidungen treffen, deprimiert oder von Hoffnungslosigkeit übermannt werden. Wegen dieser menschlichen Neigung haben uns die Propheten ermahnt, dass wir stets den Blickwinkel der Ewigkeit vor Augen haben sollen. Nur so können wir erfolgreich durchs Erdenleben steuern. …

Jeden Sonntag hilft uns das Abendmahl, an Gottes Güte und seine großartigen Verheißungen zu denken. Wenn wir etwas Einfaches und Greifbares – ein Stück Brot und einen kleinen Schluck Wasser – zu uns nehmen, versprechen wir, dass wir immer an den Erretter und sein großes Sühnopfer denken wollen. Durch das Abendmahl erneuern wir unsere Bündnisse und bekunden auch unsere Bereitschaft, seine Gebote zu halten. …

Mithilfe des Abendmahls können wir immer an ihn denken und uns den Blickwinkel der Ewigkeit bewahren.“ („Maintaining an Eternal Perspective“, Ensign, März 2014, Seite 56, 59.)

Lehre und Bündnisse 20:77. Willens, den Namen deines Sohnes auf sich zu nehmen

Wer würdig vom Abendmahl nimmt, bringt dadurch seine Bereitschaft zum Ausdruck, den Namen Jesu Christi auf sich zu nehmen. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erläutert, was es bedeutet, willens zu sein, den Namen Jesu Christi auf sich zu nehmen:

„Wenn wir bezeugen, dass wir willens sind, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, hat das mehrere verschiedene Bedeutungen. …

Wir nehmen den Namen Christi auf uns, wenn wir uns in seinem Namen taufen lassen, zu seiner Kirche gehören und uns zum Glauben an ihn bekennen und Arbeit in seinem Reich verrichten. …

Dies ist bedeutsam: Wenn wir vom Abendmahl nehmen, bezeugen wir nicht, dass wir den Namen Jesu Christi auf uns nehmen. Wir bezeugen, dass wir willens sind, dies zu tun. (Siehe LuB 20:77.) Dass wir lediglich unsere Bereitschaft bezeugen, lässt darauf schließen, dass noch etwas anderes geschehen muss, ehe wir diesen heiligen Namen wirklich in des Wortes tiefster Bedeutung auf uns nehmen. …

Die Bereitschaft, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, kann dahingehend … verstanden werden, dass wir bereit sind, die Vollmacht Jesu Christi auf uns zu nehmen. Demzufolge bezeugen wir mit der Teilnahme am Abendmahl, dass wir willens sind, an den heiligen Handlungen des Tempels teilzunehmen und die höchsten Segnungen zu empfangen, die uns durch den Namen und die Vollmacht des Erretters offenstehen werden, wenn er beschließt, sie uns zu übertragen. …

Wenn wir unsere Bereitschaft bezeugen, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, bekunden wir, dass wir fest entschlossen sind, alles zu tun, was wir können, um ewiges Leben im Reich unseres Vaters zu erlangen. Wir bekunden unsere Anwartschaft auf Erhöhung im celestialen Reich, unsere Entschlossenheit, danach zu streben.“ („Taking upon Us the Name of Jesus Christ“, Ensign, Mai 1985, Seite 80ff.)

Lehre und Bündnisse 21: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Der Prophet Joseph Smith befolgt die Anweisungen des Herrn, seine Kirche zu gründen, und versammelt am Dienstag, dem 6. April 1830, etwa 60 Gläubige im Haus von Peter Whitmer Sr. in Fayette im Bundesstaat New York. Joseph Smith und Oliver Cowdery gründen die Kirche gemäß dem Willen Gottes und den Gesetzen des Staates New York. Zur Versammlung gehören Gebete, Bestätigung, Ordinierungen, das Abendmahl und die Konfirmierung derer, die sich bereits vorher haben taufen lassen. Während der Versammlung empfängt der Prophet die Offenbarung, die jetzt in Lehre und Bündnisse 21 steht.

Lehre und Bündnisse 21

Die Mitglieder der Kirche sollen den Worten Joseph Smiths Beachtung schenken

Lehre und Bündnisse 21:1. Joseph Smiths Aufgaben

Den Gläubigen, die am Gründungstag der Kirche zusammengekommen waren, legte der Herr die göttlichen Berufungen dar, die seinem ordinierten Diener Joseph Smith übertragen worden waren. Joseph Smith sollte als „Seher, … Übersetzer, … Prophet, … Apostel Jesu Christi [und] Ältester der Kirche“ bekannt sein (LuB 21:1; siehe auch LuB 107:91,92; 124:125; 127:12; 135:3). Diese heiligen Aufgaben unterschieden Joseph Smith von allen anderen Religionsführern seiner Zeit. Dieser machtvolle Prophet der Letzten Tage sollte nicht einfach nur ein präsidierender Beamter sein, sondern er war von Gott dazu bevollmächtigt, die Kirche des Herrn zu errichten und das offenbarte Wort Gottes hervorzubringen.

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Darstellung der Gründung der Kirche

Die Kirche wurde am 6. April 1830 in Fayette im Bundesstaat New York gegründet.

Lehre und Bündnisse 21:1. Ein Bericht soll unter euch geführt werden

Wie wichtig die Berichtführung in der Kirche ist, wurde in der Offenbarung hervorgehoben, die während der Gründungsversammlung gegeben wurde. Elder Marlin K. Jensen von den Siebzigern, ehemaliger Geschichtsschreiber der Kirche, hat angemerkt, dass das Gebot des Herrn, einen Bericht zu führen, auch heute noch in Kraft ist: „Die Geschichte der Kirche Jesu Christi und ihrer Mitglieder [ist] es wert, … an sie zu denken. In den heiligen Schriften hat die Geschichte der Kirche hohen Stellenwert. Sie macht sogar einen großen Teil der Schriften aus. Am Gründungstag der Kirche gebot der Herr dem Propheten Joseph Smith: ‚Siehe, ein Bericht soll unter euch geführt werden.‘ [LuB 21:1.] Joseph Smith befolgte dieses Gebot, indem er Oliver Cowdery, den zweiten Ältesten der Kirche und seinen wichtigsten Helfer, zum ersten Geschichtsschreiber der Kirche ernannte. Wir führen Berichte als Erinnerungsstütze, und von der Zeit Oliver Cowderys bis zum heutigen Tag ist ein Bericht über die Anfänge und den Fortschritt der Kirche geführt worden. Dieser außergewöhnliche Geschichtsbericht erinnert uns daran, dass Gott den Himmel erneut aufgetan und Wahrheiten offenbart hat, die unsere Generation zur Tat rufen.“ („Denke daran und gehe nicht zugrunde!“, Liahona, Mai 2007, Seite 37.)

Lehre und Bündnisse 21:4-6. Denn sein Wort sollt ihr voller Geduld und Glauben empfangen

Der Herr führt sein Volk durch seine erwählten Diener. Im April 1830 wurden die Gläubigen, die sich der Kirche anschließen wollten, angewiesen, den Worten und Geboten des Propheten Joseph Smith „Beachtung [zu] schenken“, als kämen sie aus dem Mund des Herrn (siehe LuB 21:4,5). In einer weiteren Offenbarung erklärte der Herr, inwiefern der Prophet als Sprachrohr Gottes betrachtet werden kann: „Was ich, der Herr, gesagt habe, das habe ich gesagt, und ich entschuldige mich nicht; und mögen auch die Himmel und die Erde vergehen, mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“ (LuB 1:38.)

Der Herr riet denen, die sich der Kirche anschließen wollten, auch, die Worte des Propheten Joseph Smith „voller Geduld und Glauben“ (LuB 21:5) anzunehmen. Präsident Harold B. Lee (1899–1973) hat dargelegt, inwiefern diese Schriftstelle für alle Mitglieder auch heute gilt: „Die einzige Sicherheit, die wir Mitglieder der Kirche haben, liegt darin, dass wir genau das tun, was der Herr zu seiner Kirche gesagt hat, als sie gegründet wurde. Wir müssen lernen, auf die Worte und Gebote zu achten, die der Herr durch seinen Propheten gibt, ‚wie er sie empfängt, in aller Heiligkeit vor mir wandelnd, … als sei es aus meinem eigenen Mund, voller Geduld und Glauben‘ (LuB 21:4,5). So manches erfordert Geduld und Glauben. So manches, was von der Autorität der Kirche kommt, mag Ihnen nicht gefallen. Es widerspricht vielleicht Ihren politischen Ansichten. Vielleicht widerspricht es Ihren gesellschaftlichen Ansichten. Vielleicht beeinträchtigt es Ihren geselligen Umgang. Aber wenn Sie auf dies alles hören, als käme es aus dem Mund des Herrn selbst, mit Geduld und Glauben, dann gilt Ihnen die Verheißung des Herrn: Dann ‚werden die Pforten der Hölle euch nicht überwältigen; ja, und der Herr, Gott, wird die Mächte der Finsternis vor euch zerstreuen und die Himmel zu eurem Guten und um der Herrlichkeit seines Namens willen erbeben lassen‘. (LuB 21:6.)“ (Siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 84f.)

Lehre und Bündnisse 22: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Schon gleich nach der Gründung der Kirche hatten einige, die sich der neu errichteten Kirche Christi anschließen wollten, Schwierigkeiten mit der Bestimmung, dass sie sich erneut taufen lassen mussten. Präsident Joseph Fielding Smith hat dargelegt: „Die Frage nach der göttlichen Vollmacht war … noch nicht im Bewusstsein verankert. Nachdem sie das Zeugnis erlangt hatten, dass Joseph Smith die Wahrheit gesagt hatte, hatten sie den Wunsch, sich der Kirche anzuschließen, doch sie fragten sich, warum sie sich denn nochmals taufen lassen mussten, da sie doch schon einmal durch Untertauchen getauft worden waren.“ (Church History and Modern Revelation, 1953, 1:109.)

Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 22 wurde am 16. April 1830 empfangen. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen dieser Offenbarung wurden mitunter auch in die „Articles and Covenants“ (Satzungen und Bündnisse) mit aufgenommen, wohl weil durch diese Offenbarung die Lehre von der Taufe aus Lehre und Bündnisse 20 verdeutlicht wird.

Lehre und Bündnisse 22

Die Taufe muss von jemandem vollzogen werden, der die Vollmacht dazu hat

Lehre und Bündnisse 22:1. Ein neuer und ein immerwährender Bund

Der Herr hat auf die Frage hin, ob es erforderlich sei, neue Mitglieder noch einmal zu taufen, dargelegt, dass „ein neuer und ein immerwährender Bund“ (LuB 22:1) gegeben worden ist. Jedes Mal, wenn die Fülle des Evangeliums in einer neuen Evangeliumszeit offenbart wird, wird dies als neuer und immerwährender Bund bezeichnet. Präsident Joseph Fielding Smith hat dies in folgende Worte gefasst:

„Der neue und immerwährende Bund ist die Fülle des Evangeliums. Er umfasst ,alle Bündnisse, Verträge, Verbindlichkeiten, Verpflichtungen, Eide, Gelöbnisse, Handlungen, Bindungen, Vereinbarungen und Erwartungen‘, die auf die Mitglieder der Kirche durch den Heiligen Geist der Verheißung, also den Heiligen Geist, kraft der Vollmacht des Präsidenten der Kirche, der alle Schlüssel innehat, gesiegelt werden. …

Die ewige Ehe ist ein neuer und immerwährender Bund. Die Taufe ist ebenfalls ein neuer und immerwährender Bund und auch die Ordinierung zum Priestertum und jeder andere Bund ist immerwährend und Teil des neuen und immerwährenden Bundes, der alles umschließt.“ (Answers to Gospel Questions, Hg. Joseph Fielding Smith Jr., 1966, 1:65.)

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Ufer des Seneca-Sees

Viele der ersten Heiligen ließen sich im Seneca-See bei Fayette im Bundesstaat New York taufen (Foto zwischen 1897 und 1927 aufgenommen).

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Kirche

Lehre und Bündnisse 22:2. Ihr könnt nicht durch das Gesetz des Mose durch die enge Pforte eintreten

Mit der engen Pforte ist die Taufe gemeint (siehe 2 Nephi 31:17,18; dort heißt es Tor). In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 22 vergleicht der Herr jemanden, der sich seiner wiederhergestellten Kirche anschließen möchte, ohne sich noch einmal taufen zu lassen, mit einem Menschen, der sich einzig und allein auf das Gesetz des Mose verlässt und keinen Glauben an Jesus Christus hat. Durch diesen Vergleich hebt der Herr hervor, dass es wichtig ist, sich von „toten“ religiösen Werken – einschließlich der Taufe ohne Priestertumsvollmacht – zu trennen (LuB 22:3), da sie niemanden erretten können, und stattdessen den neuen und immerwährenden Bund des Evangeliums zu empfangen, wie dies auch schon die ersten Juden tun mussten, die sich zum Christentum bekehrten.