Geschichte der Kirche
Belle S. Spafford


Belle S. Spafford

Belle Smith Spafford wurde 1945 als Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung der Kirche berufen. Zu der Zeit hatte die Organisation etwa 100.000 eingeschriebene Mitglieder. Belle Spafford war 29 Jahre in dieser Berufung tätig, länger als jede andere Präsidentin in der Geschichte der Organisation. Als sie 1974 entlassen wurde, gehörten die erwachsenen Frauen in der Kirche inzwischen automatisch der Frauenhilfsvereinigung an. Die Zahl ihrer Mitglieder belief sich auf über eine Million. Während dieser Zeit des Wachstums und Übergangs führte Belle Spafford das Engagement der Organisation im sozialen Bereich fort und spornte die Frauen an, in ihrer Familie und in ihrem Umfeld einen guten Einfluss auszuüben. „Frauen dürfen ihre traditionelle Aufgabe als Hausfrau und Mutter nicht aufgeben“, sagte sie, „doch sie müssen auch neue Aufgaben im gesellschaftlichen Leben übernehmen.“1

Marion Isabelle Sims Smith, ihr Leben lang unter dem Kurznamen Belle bekannt, kam 1895 als Tochter von Hester und John Smith zur Welt. Da ihr Vater vor ihrer Geburt gestorben war, wurde sie hauptsächlich von ihrer Mutter großgezogen. Von ihrer Mutter lernte Belle, ihre Mittel weise einzusetzen und dabei sparsam, aber nicht geizig zu sein.2 Während ihres Studiums an der Brigham-Young-Universität lernte Belle Earl Spafford kennen. Die beiden heirateten 1921. Das Paar hatte zwei Kinder. Als diese noch klein waren, setzte Belle ihr Studium an der University of Utah fort.

Belle Spaffords Erfahrung als Führungsverantwortliche in der Frauenhilfsvereinigung begann in den 1920er Jahren auf Gemeindeebene. Anfangs nahm sie die Berufung als Ratgeberin in der FHV-Präsidentschaft ihrer Gemeinde nur zögerlich an. Wiederholt schlug sie ihrem Bischof vor, sie doch zu entlassen. Nachdem er ihre Bitte jedoch überdacht hatte, sagte er ihr, der Heilige Geist habe ihm nicht bestätigt, dass es dafür an der Zeit sei. „Gut, dann mache ich weiter“, erwiderte sie. „Und ich höre auf, mich zu beklagen, und tue mein Bestes.“3 Sie wurde später in den FHV-Ausschuss ihres Pfahls berufen und 1935 dann in den Hauptausschuss der Frauenhilfsvereinigung. Zwei Jahre darauf erweiterte sich ihr Aufgabenbereich im Hauptausschuss. Sie wurde Herausgeberin des Relief Society Magazine, der Zeitschrift der Frauenhilfsvereinigung. Ihr als Herausgeberin war es zu verdanken, dass die Schriftgröße für ältere Schwestern angepasst wurde und Artikel, Gedichte und Erzählungen von vielen Autorinnen, die der Kirche angehörten, veröffentlicht wurden. Earl Spafford unterstützte seine Frau bei ihren Aufgaben in der Kirche, half im Haushalt mit und sorgte für Benzin im Tank für ihre vielen Reisen im Dienste der Frauenhilfsvereinigung.

1942 berief Amy Brown Lyman, die FHV-Präsidentin der Kirche, Belle Spafford als Ratgeberin. In ihrer Zeit als Ratgeberin entwickelte Spafford tiefe Liebe und Bewunderung für Lyman. Besonders schätzte sie Lymans Weisheit und Unerschütterlichkeit im Angesicht von Widrigkeiten und ihre Führungskompetenz, als sie professionelle Methoden der Sozialarbeit in den Sozialdienst und das Wohlfahrtswerk der Frauenhilfsvereinigung einbrachte.4

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs berief Heber J. Grant, der Präsident der Kirche, Spafford zu Lymans Nachfolgerin als FHV-Präsidentin der Kirche. Die neue Präsidentschaft behielt die professionellen Standards der Frauenhilfsvereinigung in puncto soziale Arbeit und Wohlfahrt bei und erweiterte darüber hinaus ihre staatliche Lizenz für soziale Dienste um zwei Bereiche: 1954 das Indian Student Placement Program, ein Vermittlungsprogramm für indigene Schüler, und 1956 das Youth Services Program, ein Programm zur Unterstützung Jugendlicher. Dank Spaffords Wirken wurden in Utah Gesetze erlassen, auf Grundlage derer Studiengänge zur Ausbildung von Sozialarbeitern eingeführt wurden.

Zu Beginn ihrer Präsidentschaft begann Spafford, sich um Gelder für den Bau eines eigenen Gebäudes als Hauptsitz der Frauenhilfsvereinigung zu bemühen. Es sollte auf dem Tempelplatz errichtet werden. Entschlossen, die jahrzehntelang gehegte Hoffnung vorheriger FHV-Präsidentschaften der Kirche zu verwirklichen, forderte sie alle der über 100.000 Schwestern in aller Welt auf, jeweils 5 US-Dollar (das entspräche heute etwa 80 Euro) für das Gebäude zu spenden. Die Erste Präsidentschaft der Kirche versprach, die Spendensumme zu verdoppeln, um auf die 1 Million Dollar für den Bau zu kommen. Die Spenden trafen rasch ein, und selbst Schwestern, die sich eine Spende nicht leisten konnten, führten Spendensammlungen durch, um das Geld aufzubringen. In vielen Fällen schickten sie auch Geschenke oder Handarbeiten aus ihrem Kulturkreis. Binnen eines Jahres hatte die FHV-Präsidentschaft 554.016 Dollar an Spenden gesammelt und damit ihr Ziel von einer halben Million übertroffen. Weitere 100.000 Dollar kamen bis zur Weihung des Gebäudes 1956 noch hinzu.

Während ihrer Amtszeit arbeitete Spafford auch mit anderen Organisationen zusammen. Mitte des 20. Jahrhunderts kooperierte die Frauenhilfsvereinigung mit vielen lokalen und landesweiten Hilfs- und Frauenorganisationen. Spafford war Delegierte bei mehreren Tagungen des Internationalen Frauenrats und von 1968 bis 1970 Präsidentin des nationalen Frauenrats der USA. Zudem war sie 1961 und 1971 im nationalen Beratungskomitee des US-Präsidenten, das sich mit dem Älterwerden befasste.5

Infolge der rasch wachsenden Mitgliederzahl und der Sorge über sich verändernde soziale Normen, führte die Führung der Kirche in den 1960er Jahren das Priestertumskorrelationsprogramm ein, das viele Veränderungen bei der Frauenhilfsvereinigung nach sich zog. Gegen Ende ihrer Amtszeit beaufsichtigte Spafford den Übergang von der separaten Spendensammlung und Budgetplanung der Frauenhilfsvereinigung zu einer organisationsübergreifenden Budgetplanung. In diesem Zeitraum wurde auch die Sozialarbeit der Frauenhilfsvereinigung – wozu auch die Unterstützung unverheirateter Mütter und die Adoptionsvermittlung gehörten sowie Arbeitsberatung und Gesundheitsdienste – der Präsidierenden Bischofschaft unterstellt. Die FHV-Präsidentin der Kirche war fortan Mitglied des dafür zuständigen Aufsichtskomitees. Spafford, der ihre Arbeit am Relief Society Magazine sehr viel Freude bereitet hatte, beaufsichtigte 1970 die Einstellung der Zeitschrift, weil von da an die Zeitschrift Ensign für alle erwachsenen Mitglieder erschien. Obwohl Spafford sich für die Fortführung einer Zeitschrift für Frauen eingesetzt hatte, unterstützte sie die Änderung, nachdem die Entscheidung dafür gefallen war. „Es war meine Aufgabe, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit der Übergang gelingt, und genau daran habe ich mich gehalten“, erklärte sie später.6

Belle Spafford verstarb 1982. Ihr fester Glaube, ihr Einfluss als Führerin und ihre Redegewandtheit zeichneten sie aus, aber auch ihr Sinn für Humor und ihr gütiges Wesen.

Verwandte Themen: Frauenhilfsvereinigung, Amy Brown Lyman

  1. Evelyn Mazuran, „R.S. Head Tells Womenʼs Roles“, Church News, 1. November 1969, Seite 4

  2. Belle S. Spafford, Interviews von Jill Mulvay Derr, 1975–1976, Seite 3, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City

  3. Spafford, Interviews, Seite 13

  4. Spafford, Interviews, Seite 44

  5. Janet Peterson und LaRene Gaunt, Elect Ladies: Presidents of the Relief Society, Deseret Book, Salt Lake City 1990, Seite 156f.; Gayle Morby Chandler, „Belle S. Spafford: Leader of Women“, Masterarbeit, Brigham-Young-Universität, 1983, Seite 143

  6. Spafford, Interviews, Seite 188