Geschichte der Kirche
George Q. Cannon


„George Q. Cannon“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„George Q. Cannon“

George Q. Cannon

George Q. Cannon, der zu den bekanntesten Heiligen der Letzten Tage im 19. Jahrhundert gehört, war Herausgeber und Verleger, Geschäftsmann, Pädagoge, Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, Territorialabgeordneter im Kongress der Vereinigten Staaten sowie Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft an der Seite von vier Präsidenten der Kirche. Sein großes Engagement in der Kirche und als Staatsbürger machten ihn zu einer gesellschaftlichen Größe in Utah, und seine persönlichen Niederschriften – darunter ein Tagebuch mit einem Umfang von fast 2,5 Millionen Wörtern – gehören zu den aufschlussreichsten und ausführlichsten Aufzeichnungen in der Geschichte der Heiligen der Letzten Tage.1 Fünfzig Jahre lang wirkte er in der Kirche in Führungsaufgaben mit, während die Heiligen im Westen der Vereinigten Staaten und in vielen Teilen der Welt Zion aufrichteten.

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George Q. Cannon

Porträt von George Q. Cannon

George Q. Cannon kam 1827 in Liverpool zur Welt. Wie seine Eltern und seine jüngeren Geschwister, die bereits alt genug waren, ließ er sich 1840 taufen. Zwei Jahre später wanderte er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten aus, aber auf der Überfahrt über den Atlantik verstarb seine Mutter. Mit sechzehn Jahren machte er eine Lehre in einer Druckerei in Nauvoo. Knapp anderthalb Jahre später starb sein Vater, und er blieb mit seinen Geschwistern verwaist zurück. Dann zog er mit dem Treck der Pioniere in den Westen und erreichte das Salzseetal im Herbst 1847. Als sogenannter „Goldmissionar“ arbeitete er 1850 auf den Goldfeldern Kaliforniens.2 Von dort aus berief man ihn als Missionar nach Hawaii. Als einer der ersten Missionare der Kirche dort war er vier Jahre lang auf den Inseln tätig. In Hawaii begann er auch mit der Übersetzung des Buches Mormon in die hawaiianische Sprache. 1856, nach seiner Rückkehr aufs Festland, veröffentlichte er die Übersetzung.3

Schon sehr bald nach seiner Mission heiratete George Q. Cannon in Salt Lake City Elizabeth Hoagland. Dreizehn Monate später bekam das Paar sein erstes Kind, das jedoch noch im selben Jahr verstarb. Elizabeth brachte in den nächsten 22 Jahren weitere zehn Kinder zur Welt, von denen nur sechs das Säuglingsalter überstanden.4 1858 machte George Q. Cannon, mit Einwilligung seiner Frau Elizabeth, Sarah Jane Jenne einen Heiratsantrag, und die beiden heirateten später im selben Jahr. Die Eheschließung mit Sarah Jenne bildete die erste von fünf Mehrehen. Im Laufe der Zeit wuchs die Familie auf 43 Kinder heran (darunter ein paar Adoptivkinder), von denen 35 das Erwachsenenalter erreichten. Bei all seinen Aufgaben war es für George Q. Cannon schwierig, Zeit für seine Kinder zu finden, weswegen er ihnen oft Briefe schrieb oder Gespräche unter vier Augen mit ihnen führte.

1860 ordinierte Brigham Young ihn zum Apostel und berief ihn zum Präsidenten über die Europäische Mission. In England kaufte George Q. Cannon eine dampfbetriebene Druckerpresse, was es der Mission erleichterte, Material zu drucken. Alle Aufträge, die man an externe Druckereien vergeben hatte, konnten nun im eigenen Haus veröffentlicht werden. Außerdem führte Cannon Reformen im Finanzbereich, beim Auswanderungsverfahren, in der Missionsarbeit und in der Führung der Gemeinden in der Mission durch.

Auf Bildung legte er viel Wert. Keine zehn Jahre nach seiner Rückkehr nach Utah rief er den Juvenile Instructor, die erste Zeitschrift für Kinder und Jugendliche in der Kirche, ins Leben und gründete eine Buchhandlung und einen Verlag, aus dem später die Deseret Book Company hervorging. Außerdem war er der erste Vorsteher der Deseret Sunday School Union, des Vorgängers des heutigen Sonntagsschulprogramms der Kirche.5

George Q. Cannon war von 1873 bis 1882 als der Territorialabgeordnete für Utah im Kongress der Vereinigten Staaten tätig und setzte sich jahrelang dafür ein, die Heiligen der Letzten Tage vor Bundesgesetzen zu schützen, die sich gegen die Mehrehe und andere Besonderheiten im Leben der Heiligen richteten. Oft war er Redner bei bedeutenden Veranstaltungen und bei Anhörungen im Kongress. Als die Bundesregierung immer mehr rechtliche Schritte gegen die Mehrehe unternahm, tauchte er mit John Taylor, dem Präsidenten der Kirche, und weiteren Führern der Kirche unter, um seine Familie zu schützen. 1886 nahm man ihn wegen Ausübung der Mehrehe fest, und 1888 wurde er für schuldig befunden und zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten verurteilt.

1890 half George Q. Cannon dem mittlerweile zum Präsidenten der Kirche aufgestiegenen Wilford Woodruff, das sogenannte Manifest zu verfassen, das schließlich die von der Kirche genehmigte Mehrehe beendete. Cannon war der Erste, der das Manifest öffentlich erläuterte. Bei seiner Rede im Tabernakel in Salt Lake City bekräftigte er unerschrocken, er werde für seine religiösen Überzeugungen eintreten – was ja auch seine Inhaftierung bewiesen habe. Er bezeugte ferner, dass der Heilige Geist auf Präsident Woodruff ruhe.6

Cannon war dann weiterhin in der Ersten Präsidentschaft tätig. 1900 reiste er nach Hawaii, wo man den 50. Jahrestag der Ankunft der ersten Missionare auf den Inseln feierte. Im Jahr danach erkrankte er an Grippe und zog zur Genesung in den Norden von Kalifornien. Als sich sein Zustand verschlechterte, rief er die Familie zusammen und segnete seine Kinder. Er starb am 12. April 1901 im Alter von 74 Jahren.

Verwandte Themen: Sunday School (Sonntagsschule), Zeitschriften der Kirche, Anti-polygamy Legislation (Gesetze gegen die Polygamie), Nachfolge in der Führung der Kirche