Geschichte der Kirche
Organisationen für Junge Damen


„Organisationen für Junge Damen“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Organisationen für Junge Damen“

Organisationen für Junge Damen

Am 25. Mai 1870 kam Brigham Young mit seinen Töchtern und weiteren Mitgliedern seiner großen Familie im Salon des Lion House in Salt Lake City zusammen. Er sagte seiner Familie, dass die Heiligen mittlerweile allzu rasch den Moden der Welt folgten, und wollte, dass seine Töchter den anderen jungen Frauen ein Beispiel gaben. Im selben Jahr hatte Mary Isabella Horne die von Präsident Young ausgesprochene Berufung angenommen, eine Mäßigungsvereinigung für Frauen zu gründen, um der Sucht nach Ausgefallenem Einhalt zu gebieten und für mehr Einigkeit beim Wirtschaften zu sorgen.1 Brigham Young beauftragte seine Töchter, innerhalb der Vereinigung eine Abteilung für junge Damen einzurichten. Am 27. Mai verabschiedeten Youngs Töchter einige formelle Beschlüsse und gründeten damit die neue Organisation. Ella Young Empey wurde zur Präsidentin der ersten Ortsgruppe ernannt.2

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Brigham Youngs Töchter

Ein Foto von einigen Töchtern Brigham Youngs, von denen viele der ersten Mäßigungsvereinigung Junger Damen angehörten

Als Gründungsdatum der Abteilung für Junge Damen (und somit des JD-Programms der Kirche) galt anfangs der 28. November 1869. Dieses Datum wurde irrtümlich in einem 1911 veröffentlichten Geschichtsbericht von Susa Young Gates genannt.3 Gates stützte sich in ihrem Bericht, der viele Jahre nach den Geschehnissen verfasst wurde, auf das Erinnerungsvermögen von Bathsheba W. Smith, die bei der Versammlung der Familie Young zugegen gewesen war. Anscheinend hatten Gates oder Smith jedoch die Versammlung im Mai 1870 mit einer anderen verwechselt, die im vorangegangenen November abgehalten worden war.4 Im Juni 1870, nur wenige Wochen nach Gründung der Abteilung für Junge Damen, veröffentlichte die Zeitung Deseret News die Beschlüsse und bestätigte als Gründungsdatum den 27. Mai 1870.

Anfangs konzentrierte sich die Organisation auf angemessenere Kleidung und wirtschaftliches Zusammenhalten. Sie forderte die jungen Frauen auf, einfachere und günstigere Kleidung zu tragen, die aus vor Ort erzeugtem Material hergestellt wurde. Bald darauf wurden in ganz Salt Lake City und anderen Siedlungen in Utah ähnliche Mäßigungsvereinigungen für Junge Damen gegründet.5 Anfangs verband man mit der Bezeichnung „Junge Dame“ keine bestimmte Altersgruppe, und der Vereinigung gehörten Teenager und auch Frauen Anfang zwanzig an, von denen einige verheiratet waren.

Nachdem man den Schwerpunkt zunächst auf Mäßigung gelegt hatte, wich dies rasch dem positiveren Ziel Fortbildung, womit die persönliche Entwicklung in den Bereichen Geistigkeit, Bildung, Kultur und Gesellschaft gemeint war.6 1877 nahmen die Vereinigungen den Namen Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Damen an. Diese existierte neben der 1875 gegründeten Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Männer.7 1880 wurde Elmina Shepherd Taylor als erste Präsidentin der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Damen berufen. In den darauffolgenden Jahrzehnten arbeiteten die beiden Vereinigungen bei Aktivitäten in den Bereichen Literatur, Theater, Musik und Religion zusammen und hielten jeden Juni eine gemeinsame Konferenz ab.

Von 1890 bis 1920 folgte die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Damen einem umfangreichen Programm, das den Mädchen und jungen Frauen Gelegenheiten bot, sich bei Freizeitaktivitäten zu erholen, sich weiterzubilden, Freude am künstlerischen Ausdruck zu haben und geistig zu wachsen. Die Vereinigung führte 1893 standardisierte Lektionen ein und veröffentlichte ab 1889 monatlich die Zeitschrift Young Woman’s Journal. 1903 wurden die Mädchen und jungen Frauen in der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung Junger Damen dem Alter nach in jüngere und ältere unterteilt, und in den darauffolgenden Jahrzehnten folgten weitere Unterteilungen.8 1934 wurde als Eintrittsalter 12 Jahre festgelegt (zuvor war es 14 gewesen). Auch Frauen bis in die 30 gehörten der Vereinigung an. Die Organisation wurde dann im Englischen dem Zeitgeschmack entsprechend noch einmal umbenannt.

Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts hielten einige Pfähle die ersten Sommerlager für Junge Damen ab. 1929 gab Präsidentin Ruth May Fox ein Sommerlager-Programm für die ganze Kirche bekannt und begründete damit eine Tradition, die zu einem charakteristischen Merkmal für die Programme der Jungen Damen wurde. 1915, als Martha Horne Tingey Präsidentin war, führte die Fortbildungsvereinigung Junger Damen das Programm „Bienenkorbmädchen“ ein, das erste Leistungsprogramm der Organisation. Es war der amerikanischen Organisation Camp Fire Girls (Lagerfeuermädchen) nachempfunden, so wie zuvor die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung Junger Männer das Programm der amerikanischen Pfadfinderorganisation Boy Scouts of America übernommen hatte. In den Jahrzehnten, die folgten, wurden für Mädchen aller Altersgruppen weitere Leistungsprogramme eingeführt. Von 1930 bis 1969 wuchs sich die Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung zu einem groß angelegten, dynamischen Programm aus, das landesweit auf sich aufmerksam machte. In der eher an der Altersgruppe der Teenager ausgerichteten amerikanischen Kultur boten die Jugendprogramme der Heiligen der Letzten Tage eine ganze Fülle an Aktivitäten, darunter Lager, Tanzveranstaltungen und Feste sowie jeden Juni eine große Konferenz der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung.

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Junge Damen beim Mädchenlager in Brighton

Junge Damen beim Mädchenlager in Brighton

Als die Kirche in aller Welt immer weiter wuchs, stellten ihre Führungsbeamten fest, dass Programme für nordamerikanische Jugendliche aus der Mittelschicht für andere Orte nicht unbedingt geeignet waren. In neuen Gebieten stand für solche Programme weder genügend erfahrenes Führungspersonal zur Verfügung, noch konnte man die Kosten aufbringen, um sie in vollem Umfang durchzuführen. 1971 nahmen die Führer der Kirche erhebliche Änderungen an den Leistungsprogrammen der Gemeinschaftlichen Fortbildungsvereinigung vor, um den Bedürfnissen der Mädchen und jungen Frauen in aller Welt besser gerecht zu werden. Im darauffolgenden Jahr gab die Erste Präsidentschaft bekannt, dass die Organisation für die Jungen Damen nur noch für Mädchen von 12 bis 17 Jahren zuständig sein werde. 1974 wurde sie dann schlicht und einfach in Junge Damen umbenannt und die Bezeichnung Gemeinschaftliche Fortbildungsvereinigung nicht mehr verwendet. Die letzte Juni-Konferenz der Jungen Damen der ganzen Kirche und ihrer Führerinnen wurde 1975 abgehalten.

1977 führten die Führerinnen der Jungen Damen das Leistungsprogramm Mein Fortschritt ein. Die in sechs Schwerpunktbereiche unterteilten Aufgaben dienten der geistigen und der persönlichen Entwicklung. Die Jungen Damen, die das Programm erfolgreich abschlossen, erhielten eine „Auszeichnung für die Junge Dame“. 1980 wurde den Jungen Damen im Zuge der Zusammenlegung einiger Versammlungen eigene Unterrichtszeit am Sonntag eingeräumt. Die Führerinnen der Jungen Damen hatten sich über viele Jahre dafür eingesetzt.9 1985 strukturierten Ardeth G. Kapp, Präsidentin der Jungen Damen, und ihr Ausschuss das Programm für die Jungen Damen um. Es gab nunmehr einen neuen Leitgedanken und sieben geistige Ideale.10 Der Schwerpunkt des neuen Programms lag darauf, dass sich die Jungen Damen darauf vorbereiteten und sich würdig machten, an den heiligen Handlungen des Tempels teilzunehmen, was auch im 21. Jahrhundert weiterhin klar im Mittelpunkt steht.

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Schwester Ardeth G. Kapp

Schwester Ardeth G. Kapp führte 1985 ein neues Motto – einen neuen Leitgedanken – und neue Ideale für die Jungen Damen ein.

Verwandte Themen: Mäßigung, Organisationen für Junge Männer

  1. Siehe Thema: Mäßigung

  2. „Resolutions Adopted by the First Young Ladies’ Department of the Ladies’ Co-operative Retrenchment Association, S.L. City, Organized May 27, 1870“, Deseret Evening News, 20. Juni 1870, Seite 2

  3. Susa Young Gates, History of the Young Ladies’ Mutual Improvement Association of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, Deseret News, Salt Lake City 1911, Seite 5–10

  4. In Gates’ Schilderung heißt es zwar, dass George A. Smith die Versammlung mit Brigham Young und seinen Töchtern besuchte, doch Smith war am 28. November 1869 gar nicht in Salt Lake City. Einem Eintrag im Tagebuch des Büros des Geschichtsschreibers zufolge waren Smith und seine Frau Bathsheba jedoch bei der Versammlung am 25. Mai 1870 anwesend. Der Bericht über die Versammlung im Mai in diesem Tagebucheintrag ähnelt deutlich Bathshebas späteren Erinnerungen, aber das in Gates’ Schilderung angegebene Versammlungsdatum ist offenbar falsch; siehe Jill Mulvay Derr, Carol Cornwall Madsen, Kate Holbrook und Matthew J. Grow, Hg., The First Fifty Years of Relief Society: Key Documents in Latter-day Saint Women’s History, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2016, Seite 353f.

  5. Gates, History of the Young Ladies’ Mutual Improvement Association, Seite 59–69

  6. Dass man fortan den Schwerpunkt auf Fortbildung legte, entsprach der schon lange gehegten Überzeugung, dass zur Mäßigung „alles [gehört], was uns in diesem Leben klug, nützlich und glücklich macht“ (Georgina Cuthbert, „Retrenchment“, Woman’s Exponent, 3. Jahrgang, Nr. 21, 1. April 1875, Seite 163)

  7. Siehe Thema: Organisationen für Junge Männer

  8. Beispielweise teilten sie 1950 die Altersgruppen neu ein: Bienenkorbmädchen – 12/13 Jahre; Rosenmädchen – 14/15 Jahre; Junior Gleaners (jüngere Ährenleserinnen) – 16 bis 18 Jahre; Ährenleserinnen – 19 bis 25 Jahre. Die Junior Gleaners (jüngere Ährenleserinnen) wurden später in Lorbeermädchen umbenannt.

  9. Jennifer Reeder und Kate Holbrook, Hg., At the Pulpit: 185 Years of Discourses by Latter-day Saint Women, Church Historian’s Press, Salt Lake City 2017, Seite 206

  10. Ein achtes Ideal wurde 2008 während der Amtszeit von Schwester Elaine S. Dalton hinzugefügt