Geschichte der Kirche
Andere Gemeinschaften von Heiligen der Letzten Tage


„Andere Gemeinschaften von Heiligen der Letzten Tage“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Andere Gemeinschaften von Heiligen der Letzten Tage“

Andere Gemeinschaften von Heiligen der Letzten Tage

Nach dem Aus für die Kirtland Safety Society 1837 stellten einige Heilige in Kirtland in Ohio Joseph Smiths Führungsrolle in Frage.1 Sie meinten, Joseph nicht länger als Führer annehmen zu können, glaubten jedoch weiterhin, dass Jesus Christus sein Evangelium aus alter Zeit durch den Propheten wiederhergestellt habe. In Anlehnung an den protestantischen Brauch, neue Kirchen zu gründen, wenn Missstände auftauchten, gründeten sie ihre eigene Kirche.2

Zu Lebzeiten Joseph Smiths verließen mehrere kleine Gruppen die Kirche und gründeten eigene Gemeinschaften. Sie hielten am Glauben an das Buch Mormon fest, nahmen Joseph jedoch nicht mehr als Führer an. Nach Joseph Smiths Tod 1844 unterstützten die meisten Heiligen der Letzten Tage das Kollegium der Zwölf Apostel als Führungsgremium. Doch es wurden auch mehrere Gemeinschaften gegründet, die andere Vorstellungen hatten, was die Nachfolge in der Führung der Kirche betraf.3 Auch später kam es gelegentlich noch zur Gründung neuer Kirchen, für gewöhnlich wegen Unstimmigkeiten in Bezug auf spezifische Punkte der Lehre oder Richtlinien. Beispielsweise kam es zur Gründung von Gemeinschaften, die nicht mit Brigham Youngs Bestrebungen einverstanden waren, was das Gesetz der Weihung anging, oder mit Wilford Woodruffs Offenbarung zur Abschaffung der Mehrehe oder in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Missionsführung in Mexiko.4

Einige Gemeinschaften bestanden nicht lange, aber viele haben sich über Generationen gehalten. Es blieben jedoch meist relativ kleine Gruppierungen. Die beiden größten Gemeinschaften neben der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage waren eine von James J. Strang gegründete Kirche (manchmal Strangiten genannt) und die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (jetzt Gemeinschaft Christi), die 1860 gegründet wurde und deren erster Führer Joseph Smiths Sohn Joseph III. war.

Die Beziehungen zwischen der Kirche und den anderen Gemeinschaften waren und sind für gewöhnlich angespannt. Meist war es in der Zeit vor der Abspaltung zu hitzigen Konflikten gekommen, und danach neigten die anderen Kirchen dazu, die Punkte zu betonen, mit denen sie nicht einverstanden waren. In einigen Fällen, wie etwa bei William Laws „Wahrer Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ 1844 und William Godbes „Kirche Zions“ in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, ließen sich die neuen Gemeinschaften mit mormonenfeindlichen Gruppen ein. Im Falle der „Third Convention“, einer Gruppierung in Mexiko, wich die anfänglich tiefe Kluft allmählich vermehrtem Respekt, und es kam zur Zusammenarbeit und schließlich zur Aussöhnung mit der Kirche.5

Im 19. Jahrhundert und zu Anfang des 20. kam es in den Medien, in der Missionsarbeit und vor Gericht zu Auseinandersetzungen zwischen der Kirche und der Reorganisierten Kirche, die jeden Versuch überschatteten, eine bessere Beziehung herzustellen.6 Zum Ende des 20. und zum Anfang des 21. Jahrhunderts hin verbesserten sich die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen enorm. Auch wenn sie ihre Individualität und Unterschiede in der Lehre aufrechterhalten, haben die beiden Kirchen und deren Mitglieder bereits bei der Erhaltung gemeinsamer historischer Stätten, bei der Förderung wissenschaftlicher Forschung und bei Dienstprojekten zusammengearbeitet.7

Verwandte Themen: Meinungsverschiedenheiten in der Kirche; Name der Kirche

Anmerkungen

  1. Siehe Thema: Kirtland Safety Society

  2. Mark Lyman Staker, Hearken, O Ye People: The Historical Setting for Joseph Smith’s Ohio Revelations, Greg Kofford Books, Salt Lake City 2009, Seite 532–540; Russell E. Richey, „Religious Organization in the New Nation“, in: Stephen J. Stein, Hg., The Cambridge History of Religions in America: Volume II, 1790 to 1945, Cambridge University Press, Cambridge 2012, Seite 93–116

  3. Steven L. Shields, „The Succession Crisis, 1844–1865“, in: Brandon S. Plewe, Hg., Mapping Mormonism: An Atlas of Latter-day Saint History, Brigham Young University Press, Provo/UT 2012, Seite 64–67

  4. Siehe Ronald W. Walker, Wayward Saints: The Social and Religious Protests of the Godbeites against Brigham Young, Brigham Young University Press, Provo/UT 2009; Brian C. Hales, Modern Polygamy and Mormon Fundamentalism: The Generations after the Manifesto, Greg Kofford Books, Salt Lake City 2006; F. LaMond Tullis, „A Shepherd to Mexico’s Saints: Arwell L. Pierce and the Third Convention“, BYU Studies, 37. Jahrgang, Nr. 1, Januar 1997, Seite 127–157

  5. Siehe Tullis, „A Shepherd to Mexico’s Saints“, Seite 127–157

  6. Siehe David L. Clark, Joseph Bates Noble: Polygamy and the Temple Lot Case, University of Utah Press, Salt Lake City 2008

  7. „Church History Department Releases Book of Mormon Printer’s Manuscript in New Book“, 4. August 2015, mormonnewsroom.org