Geschichte der Kirche
Kollegien der Siebziger


„Kollegien der Siebziger“, Themen im Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche

„Kollegien der Siebziger“

Kollegien der Siebziger

Siebziger ist ein Amt im Melchisedekischen Priestertum. Seit 1986 sind die Mitglieder der Kollegien der Siebziger General- oder Regionalautoritäten, die mithelfen, die Kirche in aller Welt zu führen und zu verwalten. In der Geschichte der Kirche hatten jedoch die meiste Zeit die Pfähle eigene Siebzigerkollegien.

Die ersten Mitglieder der Siebziger wurden am 28. Februar 1835 ordiniert. Damals berief und ordinierte Joseph Smith erstmals besondere Missionare dazu, „den Weingarten zum letzten Mal zu beschneiden“.1 Im selben Monat halfen Oliver Cowdery, David Whitmer und Martin Harris Joseph Smith bei der Auswahl von Zwölf Aposteln – einem aus zwölf Hohen Priestern bestehenden Priestertumskollegium –, die, wie die Apostel im Neuen Testament, beauftragt wurden, der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden. Einer Anweisung zum Priestertum zufolge, die im Buch Lehre und Bündnisse enthalten war, waren auch die Siebziger dazu „berufen, das Evangelium zu predigen und den Andern sowie in aller Welt besondere Zeugen zu sein“, nach dem Vorbild der Siebziger, die Jesus zu Lebzeiten dazu berufen hatte, den Israeliten zu predigen.2

In der Anweisung wurde auch erklärt, dass die Siebziger „ein Kollegium [bilden], das dem der [Zwölf] an Vollmacht gleich ist“, dass die Siebziger aber unter der Leitung der Apostel tätig sein sollten, da nur sie die „Schlüssel“ innehatten, den Juden und den Andern das Evangelium zu verkünden.3

Weitere Kollegien der Siebziger wurden gebildet, wenn weitere Männer ordiniert wurden. Nach Joseph Smiths Tod im Jahr 1844 wurden die meisten Ältesten unter 35 Jahren zu Siebzigern ordiniert, und viele neue Kollegien wurden gebildet, um der wachsenden Anzahl Rechnung zu tragen. Bis 1846 war die Zahl der Kollegien der Siebziger auf 35 angestiegen. Irgendwann ging die Gesamtzahl der Kollegien dann in die Hunderte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die meisten Missionare Mitglieder dieser örtlichen Siebzigerkollegien.4 Ein siebenköpfiger Rat, der aus den Reihen des Kollegiums ausgewählt wurde, präsidierte über das jeweilige Kollegium. Über die Gesamtheit der Kollegien der Siebziger präsidierten sieben Männer, die den Ersten Rat der Siebziger bildeten. Diese Männer wurden als Generalautoritäten bestätigt und kamen an Vollmacht nach dem Kollegium der Zwölf Apostel. 1907 erklärte Joseph F. Smith, dass die Mitglieder des Ersten Rates der Siebziger als „Assistenten der Zwölf Apostel“ fungieren und in gewissem Sinne „Apostel des Herrn Jesus Christus“ sind, die ausgesandt sind, in aller Welt das Evangelium zu verkünden.5

Als die Kirche dann überall in der Welt mehr Mitglieder hinzugewann, wurde es für die Zwölf Apostel schwierig, all ihre Verwaltungsaufgaben zu erfüllen. 1941 berief die Erste Präsidentschaft erstmals einige Männer als „Assistenten der Zwölf“. 1961 verfügte Präsident David O. McKay, dass die Mitglieder des Ersten Rates der Siebziger zum Amt eines Hohen Priesters ordiniert und die erforderliche Vollmacht erhalten sollten, „alle Angelegenheiten, die den Pfahl und die Gemeinden betreffen, unter der Leitung der Zwölf Apostel zu regeln“.6 Im Oktober 1975 gab Präsident Spencer W. Kimball die Bildung des Ersten Kollegiums der Siebziger als zusätzlichem Gremium von Generalautoritäten bekannt und besetzte das Kollegium mit dem Ersten Rat der Siebziger, den Assistenten der Zwölf und weiteren neu berufenen Siebzigern. Im Oktober 1986 wies Präsident Ezra Taft Benson die örtlichen Führer an, die örtlichen Siebzigerkollegien aufzulösen und niemanden mehr zum Amt eines Siebzigers zu berufen und zu ordinieren. Die Führer wiesen die ehemaligen Mitglieder der örtlichen Siebzigerkollegien dann entweder an, an der Versammlung des Ältestenkollegiums teilzunehmen, oder ordinierten sie zum Hohen Priester.

Seit 1986 ist das Amt eines Siebzigers das einer Generalautorität und nicht das einer örtlichen Autorität. Die Tätigkeit eines Siebzigers endet üblicherweise, wenn er 70 Jahre alt ist. Er wird dann emeritiert. Mit der Bildung eines „Ersten“ Kollegiums der Siebziger hielt man sich erneut an das Muster der Kollegien der Siebziger, wie man es aus den Anfangstagen der Kirche kannte. Nur geschah das diesmal auf allgemeiner und nicht auf örtlicher Ebene. Im April 1989 wurde das Zweite Kollegium der Siebziger eingerichtet. 1995 kündigte Präsident Gordon B. Hinckley den Wegfall der Regionalrepräsentanten der Zwölf Apostel und die Einführung örtlicher Beamter an, die zunächst „Gebietsautoritäten“ genannt, später als „Gebietsautorität-Siebziger“ und ab 2005 als „Gebietssiebziger“ bezeichnet wurden.7 Zwischen 1997 und 2004 berief die Erste Präsidentschaft Gebietsautorität-Siebziger in das Dritte bis Fünfte Kollegium. Diese Kollegien unterstehen dem Ersten Kollegium der Siebziger. Die Kollegien wurden weiterhin angepasst und weitere Kollegien wurden gegründet.8 2020 gab die Erste Präsidentschaft die Gründung vier neuer Kollegien bekannt, sodass die Gesamtanzahl an Kollegien der Siebziger auf zwölf anstieg.9

Die Siebziger unterstützen heute das Kollegium der Zwölf Apostel und die Erste Präsidentschaft bei der Verwaltung der Kirche auf der ganzen Welt. Sie gehören Gebietspräsidentschaften an, gründen Pfähle und unterweisen die Heiligen der Letzten Tage bei Generalkonferenzen und regionalen Konferenzen.