Generalkonferenz
Reiche der Herrlichkeit
Herbst-Generalkonferenz 2023


Reiche der Herrlichkeit

Wir haben einen Vater im Himmel, der uns liebt und dafür sorgt, dass wir jede Segnung und jeden Vorteil erlangen, die unsere eigenen Wünsche und Entscheidungen zulassen

Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage werden häufig gefragt: „Worin unterscheidet sich denn Ihre Kirche von anderen christlichen Kirchen?“ Unter anderem antworten wir darauf, dass wir die Fülle der Lehre Jesu Christi haben. Zu dieser Lehre gehört vor allem die Tatsache, dass unser Vater im Himmel alle seine Kinder so sehr liebt, dass er möchte, dass wir alle für immer in einem Reich der Herrlichkeit leben. Zudem möchte er, dass wir in Ewigkeit bei ihm und seinem Sohn Jesus Christus leben. Sein Plan gibt uns die Lehren und auch die Möglichkeit an die Hand, die Entscheidungen zu treffen, die uns das Leben und die Bestimmung sichern, für die wir uns entscheiden.

I.

Aus neuzeitlicher Offenbarung wissen wir, dass die höchste Bestimmung all derer, die auf Erden leben, nicht der unzulänglichen Vorstellung von einem Himmel für die Rechtschaffenen und den ewigen Qualen der Hölle für alle anderen entspricht. In Gottes gütigem Plan für seine Kinder gilt diese Tatsache, die unser Erretter Jesus Christus verkündet hat: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“1

Die offenbarte Lehre der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage besagt, dass alle Kinder Gottes – mit so wenigen Ausnahmen, dass man sie hier nicht betrachten muss – letztendlich eines von drei Reichen der Herrlichkeit ererben werden, von denen selbst das geringste „alles Verständnis übersteigt“2. Nach einem Zeitraum, in dem die Ungehorsamen für ihre Sünden leiden – welches Leiden sie auf das vorbereitet, was folgt –, werden alle auferstehen und vor den Richterstuhl des Herrn Jesus Christus treten. Dort wird unser liebevoller Erretter, der, wie es heißt, „den Vater verherrlicht und alle Werke seiner Hände errettet“3, alle Kinder Gottes in eines der Reiche der Herrlichkeit senden, gemäß den Wünschen, die sie durch ihre Entscheidungen bekundet haben.

Eine weitere einzigartige Lehre und Praxis der wiederhergestellten Kirche sind die offenbarten Gebote und Bündnisse, die allen Kindern Gottes den heiligen Vorzug anbieten, sich für den höchsten Grad der Herrlichkeit im celestialen Reich bereitzumachen. Auf dieses höchste Ziel – die Erhöhung im celestialen Reich – richtet die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage den Blick.

Aus neuzeitlicher Offenbarung gewinnen die Mitglieder der Kirche Jesu Christi ihr einzigartiges Verständnis von Gottes Plan des Glücklichseins für seine Kinder. Dieser Plan beginnt mit unserem Leben als Geistwesen vor unserer Geburt, und er offenbart den Zweck und die Bedingungen der von uns gewählten Reise durchs Erdenleben sowie den gewünschten Bestimmungsort im Jenseits.

II.

Wir wissen aus neuzeitlicher Offenbarung, dass „allen Reichen … ein Gesetz gegeben“ ist4 und dass das Reich der Herrlichkeit, das wir beim Jüngsten Gericht empfangen, davon abhängt, welche Gesetze wir aus eigener Entscheidung auf unserer Reise durchs Erdenleben befolgen. In diesem gütigen Plan gibt es mehrere Reiche – viele Wohnungen –, sodass alle Kinder Gottes ein Reich der Herrlichkeit ererben werden, an dessen Gesetze sie sich gut halten können.

Wenn wir die Beschaffenheit und die Bedingungen für jedes der drei Reiche im Plan des Vaters beschreiben, beginnen wir mit dem höchsten, auf das die göttlichen Gebote und Verordnungen, die Gott durch die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage offenbart hat, ausgerichtet sind. In der „celestialen“ Herrlichkeit5 gibt es drei Ebenen,6 wovon die höchste die Erhöhung im celestialen Reich ist. Dies ist die Wohnstätte derer, „die von seiner Fülle empfangen haben und von seiner Herrlichkeit“, und darum „sind sie Götter, nämlich die Söhne [und Töchter] Gottes“7 und wohnen „für immer und immer in der Gegenwart Gottes und seines Christus“8. Durch Offenbarung hat Gott die ewigen Gesetze, Verordnungen und Bündnisse offenbart, die eingehalten werden müssen, damit man die göttlichen Eigenschaften entwickeln kann, die notwendig sind, um dieses göttliche Potenzial zu verwirklichen. Darauf konzentriert sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, weil es der Zweck dieser wiederhergestellten Kirche ist, Gottes Kinder auf die Errettung in der celestialen Herrlichkeit und insbesondere auf die Erhöhung in deren höchstem Grad vorzubereiten.

Gottes Plan, der auf ewiger Wahrheit beruht, erfordert, dass Erhöhung nur durch das treue Einhalten der Bündnisse einer ewigen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau in einem heiligen Tempel9 erlangt werden kann – eine Ehe, die letztendlich allen Glaubenstreuen möglich sein wird. Aus diesem Grund verkünden wir, dass „das Geschlecht … ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung“10 ist.

Eine einzigartige und wertvolle Anleitung, die uns helfen soll, uns für die Erhöhung bereitzumachen, ist die Proklamation zur Familie aus dem Jahr 1995.11 Darin werden die Bedingungen erläutert, die uns darauf vorbereiten, bei Gottvater und seinem Sohn Jesus Christus zu leben. Wer den gütigen Plan des Vaters für seine Kinder nicht gänzlich versteht, mag die Proklamation zur Familie nur als eine Grundsatzerklärung betrachten, die sich ändern ließe. Dagegen bekräftigen wir, dass in der Proklamation, die sich auf unwiderrufliche Lehre gründet, die irdische Familienbeziehung definiert wird, in der der wichtigste Teil unserer ewigen Entwicklung stattfinden kann.

Der Apostel Paulus beschreibt die drei Reiche der Herrlichkeit und vergleicht sie mit dem Glanz der Sonne, des Mondes und der Sterne.12 Er nennt das höchste „celestial“ und das zweithöchste „terrestrial“.13 Das geringste benennt er nicht, doch eine Offenbarung an Joseph Smith ergänzt diesen Namen: „telestial“.14 In einer weiteren Offenbarung wird auch das Wesen derjenigen beschrieben, die jedem der drei Reiche der Herrlichkeit zugewiesen werden. Diejenigen, die sich nicht dafür entscheiden, „sich an das Gesetz eines celestialen Reiches zu halten“15, werden ein anderes Reich der Herrlichkeit ererben, geringer als das celestiale, doch den Gesetzen entsprechend, für die sie sich entschieden haben und an die sich gut halten können. Das englische Wort abide, das hier „halten“ bedeutet, hat an anderer Stelle in der Schrift auch die Bedeutung „wohnen“ oder „bleiben“, also dauerhaft an einem Ort zu bleiben.16 Beispielsweise sind diejenigen im terrestrialen Reich – das sich mit der weithin verbreiteten Vorstellung vom „Himmel“ vergleichen lässt – jene, „die von der Gegenwart des Sohnes empfangen, aber nicht von der Fülle des Vaters“17. Sie waren „ehrenhafte Menschen auf Erden …, die durch die Hinterlist von Menschen verblendet worden sind“18, aber waren „im Zeugnis von Jesus nicht tapfer“19.

Die aufschlussreiche Beschreibung derer, die dem geringsten der Reiche der Herrlichkeit, nämlich dem telestialen, zugewiesen werden, lautet: wer „nicht in einer terrestrialen Herrlichkeit leben“20 kann. Damit sind diejenigen gemeint, die den Erretter ablehnen und sich in ihrem Verhalten an keine gottgegebenen Grenzen halten. Dies ist das Reich, wo die Schlechten wohnen, nachdem sie für ihre Sünden gelitten haben. Laut neuzeitlicher Offenbarung sind dies diejenigen, „die das Evangelium von Christus nicht empfangen haben, auch nicht das Zeugnis von Jesus. …

Das sind diejenigen, die Lügner sind und Zauberer und Ehebrecher und Unzüchtige und wer auch immer Lüge liebt und tut.“21

Präsident Russell M. Nelson schrieb erst vor kurzem mit prophetischem Blick über diese drei Reiche der Herrlichkeit: „Das Erdenleben währt, verglichen mit der Ewigkeit, kaum eine Nanosekunde. Doch was für eine entscheidende Nanosekunde! Bedenken Sie sorgsam, wie es funktioniert: Sie entscheiden hier in diesem Erdenleben, welchen Gesetzen Sie gehorchen wollen – denen des celestialen Reichs oder des terrestrialen oder des telestialen – und bestimmen somit, in welchem Reich der Herrlichkeit Sie für immer leben werden. Was für ein Plan! Es ist ein Plan, der Ihre Entscheidungsfreiheit voll und ganz respektiert.“22

III.

Der Apostel Paulus erklärte, dass die Lehren und Gebote des Herrn uns gegeben sind, damit wir alle „zur vollen Größe“ gelangen, „die der Fülle Christi entspricht“23. Für diesen Prozess reicht es bei weitem nicht aus, dass wir uns Wissen aneignen. Es genügt noch nicht einmal, dass wir vom Evangelium überzeugt sind. Wir müssen so handeln, dass wir uns durch das Evangelium bekehren. Im Gegensatz zu anderweitigem Predigen, das uns dazu anhält, etwas zu wissen, stellt uns das Evangelium Jesu Christi vor die Aufgabe, etwas zu werden.

Aus solchen Lehren schließen wir, dass das Jüngste Gericht nicht nur eine Bewertung all unserer guten und bösen Taten ist – all dessen, was wir getan haben. Es legt das abschließende Resultat unserer Taten und Gedanken zugrunde – was wir geworden sind. Durch den Vorgang der Bekehrung machen wir uns für das ewige Leben bereit. Dieses Wort bedeutet, dass eine tiefgreifende innere Wandlung stattfindet. Es genügt nicht, alles nur pro forma zu tun. Die Gebote, Verordnungen und Bündnisse des Evangeliums sind keine Liste von Beträgen, die in irgendein himmlisches Konto eingezahlt werden müssen. Das Evangelium Jesu Christi ist ein Plan, der uns zeigt, wie wir das werden können, was der himmlische Vater sich für uns wünscht.24

IV.

Dank Jesus Christus und seinem Sühnopfer können wir, wenn wir fehlgehen, umkehren und wieder auf den Weg der Bündnisse zurückkehren, der uns dahin führt, was unser Vater im Himmel sich für uns erhofft.

Im Buch Mormon heißt es, dass dieses Leben die Zeit ist, da wir uns vorbereiten sollen, Gott zu begegnen.25 Doch die nicht gerade einfache Beschränkung auf „dieses Leben“ wird in einen hoffnungsfrohen Gesamtzusammenhang gesetzt (zumindest für manche in einem gewissen Maß), und zwar durch eine Offenbarung des Herrn an Präsident Joseph F. Smith, festgehalten in Lehre und Bündnisse, Abschnitt 138: „Ich sah“, schrieb der Prophet, „dass die getreuen Ältesten dieser Evangeliumszeit nach ihrem Hinscheiden aus dem irdischen Leben mit ihrer Arbeit fortfahren, indem sie das Evangelium der Umkehr und der Erlösung durch das Opfer des einziggezeugten Sohnes Gottes unter denen verkündigen, die in der großen Welt der Geister der Toten in Finsternis und unter der Knechtschaft der Sünde sind.

Die Toten, die umkehren, werden erlöst werden, indem sie die Verordnungen des Hauses Gottes beachten,

und werden, sobald sie die Strafe für ihre Übertretungen bezahlt haben und reingewaschen sind, gemäß ihren Werken einen Lohn empfangen; denn sie sind Erben der Errettung.“26

Darüber hinaus wissen wir, dass im Millennium, den tausend Jahren, die auf das Zweite Kommen des Erretters folgen, die erforderlichen heiligen Handlungen für diejenigen vollzogen werden, die sie im Erdenleben nicht empfangen haben.27

Es gibt vieles, was wir über die drei großen Zeiträume im Erlösungsplan und ihre Beziehung zueinander nicht wissen: 1.) die vorirdische Geisterwelt, 2.) das Erdenleben und 3.) das Jenseits. Doch wir kennen diese ewigen Wahrheiten: „Errettung ist eine Sache, bei der es auf den Einzelnen ankommt, Erhöhung hingegen eine Sache, bei der es auf eine Familie ankommt.“28 Wir haben einen Vater im Himmel, der uns liebt und dafür sorgt, dass wir jede Segnung und jeden Vorteil erlangen, die unsere eigenen Wünsche und Entscheidungen zulassen. Wir wissen auch, dass er niemanden gegen dessen Willen dazu zwingt, an jemanden gesiegelt zu werden. Die Segnungen der Siegelung sind all denen gewiss, die ihre Bündnisse halten, doch niemals dadurch, dass jemand, der nicht würdig oder nicht willens ist, in eine solche gesiegelte Beziehung gezwungen wird.

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bezeuge, dass all dies wahr ist. Ich gebe Zeugnis für unseren Herrn Jesus Christus, den Urheber und Vollender unseres Glaubens,29 dessen Sühnopfer dies alles gemäß dem Plan unseres Vaters im Himmel ermöglicht. Im Namen Jesu Christi. Amen.