Generalkonferenz
Die Stimme des Bundesvolkes in der heranwachsenden Generation bewahren
Herbst-Generalkonferenz 2023


Die Stimme des Bundesvolkes in der heranwachsenden Generation bewahren

Eine unserer heiligsten Aufgaben besteht darin, unseren Kindern zu helfen, zu der tiefen, prägnanten Erkenntnis zu gelangen, dass Jesus der Messias ist

Es ist eines der bewegendsten Ereignisse im Buch Mormon, als der auferstandene Erretter dem Volk beim Tempel im Land Überfluss erschien. Nachdem Jesus die Menschen einen Tag lang unterwiesen, geheilt und ihren Glauben gestärkt hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit des Volkes auf die heranwachsende Generation: „Er gebot, ihre kleinen Kinder zu bringen.“1 Er betete für sie und segnete sie – eines nach dem anderen. All dies war so ergreifend, dass der Erretter selbst mehrmals weinte.

Dann redete Jesus zur Menge und sprach:

„Seht eure Kleinen.

Und als sie schauten, … sahen [sie] die Himmel sich öffnen, und sie sahen Engel aus dem Himmel herabkommen“ und ihren Kindern dienen.2

Ich habe schon oft über diese Begebenheit nachgedacht. Sie muss das Herz eines jeden Beteiligten zum Schmelzen gebracht haben! Sie sahen den Erretter. Sie berührten ihn. Sie kannten ihn. Er unterwies sie. Er segnete sie. Und er liebte sie. Kein Wunder, dass die Kinder nach diesem heiligen Erlebnis so aufwuchsen, dass sie daran mitwirkten, eine Gesellschaft aufzurichten, die von Frieden, Wohlstand und christlicher Liebe geprägt war und über Generationen hinweg Bestand hatte.3

Wäre es nicht herrlich, wenn unsere Kinder so etwas mit Jesus Christus erleben könnten – etwas, was ihr Herz an ihn bindet? Wie jene Eltern im Buch Mormon fordert er auch uns auf, unsere Kleinen zu ihm zu bringen. Wir können ihnen helfen, ihren Erretter und Erlöser so zu kennen, wie die Kinder in dem Bericht ihn kannten. Wir können ihnen zeigen, wie sie den Erretter in den heiligen Schriften finden und ihre Grundlage auf ihn bauen können.4

Vor kurzem wies mich ein guter Freund auf etwas hin, was mir bis dahin noch nicht aufgefallen war. Es ging um das Gleichnis vom klugen Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hatte. Dem Bericht in Lukas zufolge hob der kluge Mann, als er das Fundament für sein Haus legte, die Erde tief aus.5 Dies war kein beiläufiges oder einfaches Unterfangen – es erforderte Anstrengung!

Um unser Leben auf den Fels unseres Erlösers Jesus Christus zu bauen, müssen wir tief graben. Wir entfernen alles, was in unserem Leben auf Sand gebaut oder überflüssig ist. Wir graben so lange, bis wir ihn finden. Und wir bringen unseren Kindern bei, sich durch heilige Handlungen und Bündnisse an ihn zu binden, damit die Stürme und Fluten des Widerstands, die gewiss kommen werden, ihnen nur wenig anhaben können – wegen des Felsens, auf den sie gebaut sind.6

Diese Art Stärke ergibt sich nicht von selbst. Sie wird nicht wie ein geistiger Besitz an die nächste Generation vererbt. Jeder Mensch muss tief graben, um den Felsen – Christus – zu finden.

Dies lernen wir aus einem anderen Bericht im Buch Mormon. Als König Benjamin seine letzte Rede an sein Volk hielt, versammelten sich die Familien, um seinen Worten zu lauschen.7 König Benjamin gab machtvoll Zeugnis für Jesus Christus, und das Volk war davon zutiefst bewegt. Es rief:

„[Der Geist hat] in uns, oder in unserem Herzen, eine mächtige Wandlung bewirkt …

Und wir sind willens, mit unserem Gott den Bund einzugehen, seinen Willen zu tun … alle unsere übrigen Tage.“8

Man könnte ja erwarten, dass kleine Kinder mit solch zutiefst bekehrten Eltern sich schließlich selbst bekehren und Bündnisse schließen. Dennoch hatten einige Kinder aus irgendeinem Grund, der nicht im Bericht erwähnt wird, keinerlei Interesse an dem Bund, den ihre Eltern eingegangen waren. Mehrere Jahre später gab es „viele unter der heranwachsenden Generation, die die Worte König Benjamins nicht verstehen konnten, denn damals, als er zu seinem Volk sprach, waren sie noch kleine Kinder gewesen; und sie glaubten der Überlieferung ihrer Väter nicht.

Sie glaubten nicht, was in Bezug auf die Auferstehung der Toten gesagt worden war, auch glaubten sie nicht in Bezug auf das Kommen Christi. …

Und sie wollten sich nicht taufen lassen; sie wollten sich auch nicht der Kirche anschließen. Und sie waren, was ihren Glauben betraf, ein abgesondertes Volk.“9

Was für ein ernüchternder Gedanke! Für die heranwachsende Generation genügt es nicht, dass der Glaube an Jesus Christus die „Überlieferung ihrer Väter“ ist. Die jungen Leute müssen selbst Glauben an Christus haben. Wie können wir als das Bundesvolk Gottes im Herzen unserer Kinder den Wunsch wecken, Bündnisse mit Gott einzugehen und diese zu halten?

Wir könnten zunächst dem Beispiel Nephis folgen: „Wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen von Christus, wir prophezeien von Christus, und wir schreiben gemäß unseren Prophezeiungen, damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können.“10 Nephis Worte implizieren, dass es konstanter, unablässiger Bemühungen bedarf, mit unseren Kindern über Christus zu sprechen. Wir können dafür sorgen, dass die heranwachsende Generation die Stimme des Bundesvolkes deutlich vernimmt und dass Jesus nicht nur sonntags Gesprächsthema ist.11

Die Stimme des Bundesvolkes findet sich in den Worten, in die wir unser Zeugnis kleiden. Sie ist in den Worten lebender Propheten zu finden. Und sie ist auf eindrucksvolle Weise in den heiligen Schriften bewahrt. Durch sie lernen unsere Kinder Jesus kennen und finden Antworten auf ihre Fragen. Durch sie lernen sie die Lehre Christi. Durch sie finden sie Hoffnung. Dies bereitet sie darauf vor, ihr Leben lang nach Wahrheit zu suchen und den Weg der Bündnisse zu gehen.

Mir gefällt dieser Rat von Präsident Russell M. Nelson sehr gut:

„Wohin können wir uns … wenden, um den Herrn zu hören?

Wir können uns den heiligen Schriften zuwenden. Sie klären uns über Jesus Christus und sein Evangelium auf, die Größe seines Sühnopfers und den großen Plan unseres Vaters für unser Glücklichsein und unsere Erlösung. Dass wir uns täglich in das Wort Gottes vertiefen, ist für unser geistiges Überleben unverzichtbar, besonders in dieser Zeit zunehmender Umwälzungen. Wenn wir uns täglich an den Worten Christi weiden, werden uns die Worte Christi sagen, wie wir mit Schwierigkeiten umgehen sollen, an die wir niemals gedacht hätten.“12

Wie sieht es aus, wenn man sich an den Worten Christi weidet und ihn hört? Es sieht so aus, wie es für Sie am besten funktioniert! Sie könnten Ihre Familie um sich scharen und über das sprechen, was der Heilige Geist Ihnen vermittelt hat, als Sie in den Schriften gelesen und sich mit dem Lehrplan Komm und folge mir nach! beschäftigt haben. Sie könnten jeden Tag mit Ihren Kindern zusammenkommen und ein paar Verse aus den Schriften lesen und dann nach Gelegenheiten Ausschau halten, bei gemeinsamen Aktivitäten über das Gelernte zu sprechen. Finden Sie einfach heraus, was für Sie und Ihre Familie funktioniert. Versuchen Sie dann, sich jeden Tag darin ein bisschen zu verbessern.

Denken Sie über diese Erkenntnis aus der Anleitung Auf die Weise des Erretters lehren nach: „Ein einziger Familienabend, eine einzige Zusammenkunft zwecks Schriftstudium, ein einziges Gespräch über das Evangelium – all dies für sich betrachtet, scheint nicht viel zu bewirken. Aber die Gesamtheit vieler kleiner, einfacher, regelmäßig wiederholter Bemühungen kann prägender und bestärkender sein als dann und wann ein herausragender Moment oder eine sensationelle Lektion. … Geben Sie also nicht auf, und machen Sie sich keinen Druck, jedes Mal etwas Großartiges vollbringen zu müssen. Seien Sie in Ihren Bemühungen einfach beständig.“13

Eine unserer heiligsten Aufgaben besteht darin, unseren Kindern zu helfen, zu der tiefen, prägnanten Erkenntnis zu gelangen, dass Jesus der Messias ist, der Sohn des lebendigen Gottes, ihr persönlicher Erretter und Erlöser, der an der Spitze dieser Kirche steht! Wir, die wir Bündnisse geschlossen haben, dürfen nicht zulassen, dass unsere Stimme verstummt oder schweigt, wenn es um Christus geht.

Vielleicht fühlen Sie sich dieser Aufgabe nicht so recht gewachsen, aber Sie brauchen sich niemals alleine fühlen. Beispielsweise ist der Gemeinderat befugt, Lehrerforen für Eltern zu organisieren. In diesen vierteljährlichen Foren können Eltern zusammenkommen und aus den Erfahrungen der anderen lernen. Sie besprechen, wie sie ihre Familien stärken, und lernen wichtige Grundsätze christlichen Lehrens. Das Forum findet in der zweiten Hälfte des Versammlungsblocks statt.14 Die Leitung hat ein Mitglied der Gemeinde, das der Bischof auswählt. Der Ablauf entspricht dem der regulären Lehrerforen, wobei sich die Inhalte hauptsächlich auf den Leitfaden Auf die Weise des Erretters lehren stützen.15 Liebe Bischöfe, wenn Ihre Gemeinde derzeit kein Lehrerforum für Eltern abhält, richten Sie dieses in Zusammenarbeit mit dem Sonntagsschulpräsidenten und dem Gemeinderat ein.16

Meine lieben Freunde in Christus, Sie machen Ihre Sache viel besser, als Sie meinen. Machen Sie einfach weiter. Ihre Kinder beobachten Sie, hören zu und lernen. Wenn Sie sie unterweisen, erkennen Sie ihr wahres Wesen als geliebte Söhne und Töchter Gottes. Ihre Kinder mögen den Erretter eine Zeit lang vergessen, aber ich verheiße Ihnen, dass er sie nie vergessen wird! Jene Momente, wenn der Heilige Geist zu ihnen spricht, werden ihnen in Herz und Sinn bleiben. Und eines Tages werden Ihre Kinder wie Enos bezeugen: „Ich weiß von meinen Eltern, dass sie gerecht sind, denn sie haben mich in der Zucht und Ermahnung des Herrn unterwiesen – und gesegnet sei der Name meines Gottes dafür.“17

Nehmen wir die Aufforderung des Erretters an und bringen wir unsere Kinder zu ihm. Dann werden sie ihn sehen. Sie werden ihn spüren. Sie werden ihn kennen. Er wird sie unterweisen. Er wird sie segnen. Und er wird sie über alles lieben. O, wie sehr ich ihn liebe! In seinem heiligen Namen, nämlich Jesus Christus. Amen.

Anmerkungen

  1. 3 Nephi 17:11

  2. 3 Nephi 17:23,24; siehe auch 3 Nephi 17:11-22

  3. Siehe 4 Nephi 1:1-22

  4. Siehe Lukas 6:47-49; Helaman 5:12

  5. Siehe Lukas 6:48

  6. Siehe Helaman 5:12

  7. Siehe Mosia 2:5

  8. Mosia 5:2,5. Beachten Sie: „Außer kleinen Kindern gab es nicht eine Seele, die nicht den Bund eingegangen wäre und nicht den Namen Christi auf sich genommen hätte.“ (Mosia 6:2.)

  9. Mosia 26:1,2,4

  10. 2 Nephi 25:26

  11. „Im wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi gibt es vieles zu vermitteln – Grundsätze, Gebote, Prophezeiungen und Geschichten aus den heiligen Schriften. Aber all dies sind Zweige desselben Baumes, denn sie alle haben einen Zweck: allen Menschen zu helfen, zu Christus zu kommen und in ihm vollkommen zu werden (siehe Jarom 1:11; Moroni 10:32). Denken Sie also bei allem, was Sie lehren, daran, dass es in Wirklichkeit um Jesus Christus geht und darum, wie er zu werden.“ (Auf die Weise des Erretters lehren: Für die Unterweisung in der Familie und in der Kirche, 2022, Seite 6.)

  12. Russell M. Nelson, „Ihn höre!“, Liahona, Mai 2020, Seite 89f.

  13. Auf die Weise des Erretters lehren, Seite 31

  14. Eltern, die in der PV unterrichten, kann man entgegenkommen, indem man das Forum beispielsweise während der 20-minütigen Singzeit abhält oder eine separate Zusammenkunft zu einer anderen Zeit organisiert (siehe Allgemeines Handbuch: Wie man in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage dient, 17.4, Archiv Kirchenliteratur).

  15. Mitglieder und Führungsverantwortliche können die Anleitung Auf die Weise des Erretters lehren über den Versand beziehen. Außerdem steht sie digital im Archiv Kirchenliteratur zur Verfügung.

  16. Siehe Allgemeines Handbuch, 13.5

  17. Siehe Enos 1:1 Denken Sie daran, dass zu der heranwachsenden Generation der Ungläubigen im Buch Mormon auch Alma der Jüngere und die Söhne Mosias zählten. Als Alma der Jüngere schließlich erkannte, dass er sein Leben ändern musste, erinnerte er sich an das, was sein Vater über Jesus Christus gesagt hatte – Lehren, die Alma in der Vergangenheit anscheinend ignoriert hatte. Aber die Erinnerung daran blieb, und diese Erinnerung rettete Alma in geistiger Hinsicht (siehe Alma 36:17-20).