Generalkonferenz
Wie groß wird eure Freude sein!
Herbst-Generalkonferenz 2023


Wie groß wird eure Freude sein!

Ich bitte Sie: Nehmen Sie Ihr Wissen und Ihr durch die Jahre bewährtes Zeugnis zur Hand und gehen Sie auf Mission!

Meine lieben Brüder und Schwestern, meine Gedanken gelten heute der Sammlung Israels, die ja laut Präsident Russell M. Nelson „das Wichtigste [ist], was heute auf der Erde stattfindet. Nichts lässt sich mit ihrem Ausmaß vergleichen, nichts lässt sich mit ihrer Wichtigkeit vergleichen, nichts lässt sich mit ihrer Erhabenheit vergleichen.“1

Die Sammlung ist der beste Beweis dafür, dass die Seelen in den Augen Gottes großen Wert haben.2 So einfach ist das. Wir sammeln Gottes Kinder in diesen Letzten Tagen, damit ihnen „Segnungen auf ihr Haupt ausgegossen“3 werden und ihnen die Verheißungen der „Reichtümer der Ewigkeit“4 zuteilwerden. Deshalb benötigen wir für die Sammlung Israels Missionare. Und zwar weitaus mehr als die, die derzeit auf Mission sind.5 Heute spreche ich zu den vielen erfahrenen Senioren in der Kirche, die als Missionare dienen könnten. Der Herr braucht Sie. Wir brauchen Sie in New York und Chicago, in Australien und Afrika, in Thailand und Mexiko und überall sonst.

Gehen wir doch kurz ins Jahr 2015 zurück. Ich war damals gerade erst neu ins Kollegium der Zwölf Apostel berufen worden. Eine der schönen Aufgaben eines Apostels besteht darin, Missionaren ihr Missionsgebiet zuzuweisen. Schon als Siebziger war ich daran beteiligt gewesen,6 doch als Apostel spürte ich nun die volle Last der Verantwortung. Mit einem Gebet im Herzen begann ich, eine große Anzahl junger Missionarinnen und Missionare – einen nach dem anderen – den Missionen in aller Welt zuzuteilen. Dann waren die älteren Ehepaare an der Reihe. Zehn Paare standen auf der Liste. Nicht gerade viele! Überrascht fragte ich den Zuständigen in der Missionsabteilung: „Wie viele würden wir denn diese Woche brauchen, um allen Anfragen nachzukommen?“

„300“, erwiderte er.

Diese ernüchternden Zahlen sind mir im Gedächtnis geblieben: zehn Paare für dreihundert Anfragen!

Präsident Russell M. Nelson hat die Ehepaare gebeten, auf die Knie zu gehen und den Vater im Himmel zu fragen, ob es für sie an der Zeit sei, eine Mission zu erfüllen.7 „Der Wunsch zu dienen“, so sagte er, „ist vielleicht die wichtigste Voraussetzung für eine Mission.“8

Schließlich heißt es ja in der Schrift: „Wenn ihr den Wunsch habt, Gott zu dienen, seid ihr zu dem Werk berufen.“9 Bei diesem Werk geht es im Grunde genommen um das Gesetz der Ernte. Johannes schreibt: Sämann und Schnitter freuen sich gemeinsam.10

Wie sich das Gesetz der Ernte erfüllt, habe ich in meiner eigenen Familie miterleben können.

Vor einigen Jahren war ich gerade auf Verwandtenbesuch, und der Bischof dort bat mich, in der Abendmahlsversammlung ein paar abschließende Worte zu sagen.11 Als ich dann vom Podium herunterkam, trat eine Frau mit sieben Kindern auf mich zu und stellte sich als Schwester Rebecca Guzman vor.

Sie fragte: „Elder Rasband, kennen Sie Rulon und Verda Rasband?“

Ich erwiderte strahlend: „Ja, das sind meine Eltern!“

Sie ahnen wahrscheinlich schon, was jetzt kommt. Rebecca ist heute mit ihrer Familie unter uns im Konferenzzentrum und hat mir erlaubt, die Geschichte ihrer Familie zu erzählen.12

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Sister Verda Rasband und Elder Rulon Rasband

Meine Eltern, Elder Rulon und Sister Verda Rasband, dienten als Missionarsehepaar in der Florida-Mission Fort Lauderdale.13 Sie gingen von Tür zu Tür und klopften infolge göttlicher Führung auch an Rebeccas Haustür. Rebecca war damals eine Jugendliche und hörte gern die Osmonds, ganz besonders unseren Freund Donny, der heute ebenfalls hier ist.14 Interviews in den Medien hatte sie entnommen, dass die Osmonds der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehörten. Sie spürte, dass diese Gruppe irgendwie anders war, und führte dies auf ihre Religion zurück. Daher hatte sie sich schon zwei Jahre lang in der Schulbibliothek über die Glaubensansichten in dieser Kirche informiert. Und als dann ein freundlich wirkendes Ehepaar anklopfte und sich als Missionare der Heiligen der Letzten Tage vorstellte, verschlug es ihr geradezu die Sprache.

„Meine Mutter meinte gleich, ich solle sie wegschicken“, schrieb Rebecca später, „doch das Herz sagte mir ‚Nein!‘ Ich blickte ihnen ins Gesicht – sie strahlten so viel Wärme und Liebe aus. Allein der Gedanke an diese erste Begegnung treibt mir heute noch Tränen in die Augen und berührt mich zutiefst.“15

Rebecca bat sie also herein, und meine Eltern sprachen mit ihr sowie den beiden jüngeren Schwestern und – trotz ihrer Vorbehalte – der Mutter über das Evangelium.

Rebecca schrieb mir: „Ihre Eltern waren beide sehr gut darin, alle unsere Fragen zu beantworten. Wenn ich mich so an ihr Gesicht zurückerinnere, meine ich immer noch, es sei von Licht umstrahlt gewesen. Wir umarmten Ihre Mutter jedes Mal zum Abschied, und ihr wiederum war es wichtig, dass sich unsere Mutter wohl und respektiert fühlte. Wenn Ihr Vater über Jesus Christus sprach, fingen seine Augen immer zu leuchten an. Er versuchte stets, auch meinen Vater ins Gespräch einzubeziehen, und mit der Zeit gewann er sein Herz. Mein Vater war Koch in einem Country Club vor Ort. Er kochte für Ihre Eltern und machte ihnen dazu auch das Lieblingsdessert Ihres Vaters, den bekannten Limettenkuchen aus Florida.“16

Elder und Sister Rasband baten Rebecca und ihre Familie, das Buch Mormon zu lesen, und Rebecca las es in nur fünf Tagen durch. Sie wollte sich sofort taufen lassen, doch der Rest der Familie war noch nicht so weit. Vier Monate später drängte Rebecca darauf, sich durch die Taufe der wahren Kirche anschließen zu dürfen. Sie erinnerte sich: „Mit jeder Faser meines Seins wusste ich, dass die Kirche wahr ist.“17 Am 5. April 1979 tauften Missionare die 19-jährige Rebecca sowie ihre Mutter und zwei ihrer Schwestern. Mein Vater fungierte dabei als Zeuge.

Als ich Rebecca und ihre Familie in der Kirche kennenlernte, machten wir auch ein Foto von uns allen. Ich zeigte es meiner schon betagten Mutter, und sie drückte es ans Herz und meinte: „Ronnie, das ist einer der glücklichsten Tage meines Lebens.“

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Rebecca Guzman mit einer Angehörigen, das Ehepaar Rasband und das Ehepaar Osmond

Die Antwort meiner Mutter wirft eine Frage an alle unsere Senioren auf: „Was machen Sie jetzt in dieser Lebensphase?“ Auf vielerlei Weise können ältere Missionare tun, was sonst niemand vermag. Sie sind eine beachtliche Kraft zum Guten – in der Kirche erfahren und imstande, Gottes Kindern Mut zu machen und sie zu retten.

Einige von Ihnen denken vielleicht: „Aber wie können wir denn die Enkelkinder im Stich lassen? Wir würden so vieles verpassen – Geburtstage, Freundschaften – sogar unser Haustier bliebe zurück.“ Hätte ich meine Mutter gefragt, aus welchem Grund sie und mein Vater auf Mission gegangen sind, weiß ich, sie hätte gesagt: „Ich habe Enkelkinder und möchte, dass sie wissen, dass wir eine Mission erfüllt haben. Wir wollten unseren Nachkommen ein gutes Beispiel geben – und wir sind dafür überreich gesegnet worden.“

Bei meinen Besuchen in den Missionen in aller Welt sehe ich den bemerkenswerten Dienst unserer vielen Senior-Missionare. Sie sind eindeutig glücklich dabei, den „Willen des Herrn“ zu tun und in „des Herrn Angelegenheit“ tätig zu sein.18

Für einige – hoffentlich für Tausende von Ihnen – ist der Vollzeitdienst in einem anderen Teil der Welt genau der richtige Weg.19 Für andere ist vielleicht eine Service-Mission bei sich zuhause die bessere Alternative. Aus gesundheitlichen Gründen oder anderen Umständen können manche gar nicht auf Mission gehen. Wir verstehen derlei Umstände, und ich hoffe, Sie finden Möglichkeiten, wie Sie andere Missionare unterstützen können. Halten Sie sich an den Rat des Propheten und beten Sie, um zu erfahren, was der Herrn von Ihnen erwartet.

Missionen in aller Welt wünschen sich sehnlichst Ihre Unterstützung. Präsident Nelson hat über unsere Senior-Missionare gesagt: „Sie sind jung im Geist, weise und arbeitswillig.“20

Im Missionsgebiet bietet sich Ihnen eine reichhaltige Palette an Möglichkeiten: Sie können im Missionsbüro oder im Tempel dienen, junge Missionare stärken, einen kleinen Zweig unterstützen, in einem FamilySearch Center oder an einer historischen Stätte arbeiten, im Institut unterrichten, humanitären Dienst leisten, mit jungen Erwachsenen arbeiten, in einer Arbeitsberatungsstelle helfen oder auf einer Farm der Kirche mitarbeiten. Konkrete Möglichkeiten zum Dienen, was für Sie am besten geeignet ist, wo Sie gebraucht werden und wie Sie sich auf die Mission vorbereiten – zu all diesen Themen finden Sie Informationen auf der Website für Senior-Missionare.21 Sie können sich auch an Ihren Bischof oder Zweigpräsidenten wenden.

Ich habe viele Ehepaare zum Missionsdienst berufen und dabei miterlebt, wie das Licht Christi ihren Gesichtsausdruck erfüllt.22 Bei ihrer Rückkehr haben sie dann erzählt, wie sie dem Herrn und einander nähergekommen sind, wie sie gespürt haben, dass sich der Geist des Herrn über sie ergießt, und wie sie gemerkt haben, dass ihr Dienen etwas bewirkt.23 Wer würde das nicht wollen?

Eine Mission kann das vielleicht großartigste Kapitel im Leben eines Ehepaares sein. Als Überschrift empfiehlt sich vielleicht: „Da will haben er mich, mein Herr.“24 Vielleicht ist alles Neuland für Sie, doch die Macht des Heiligen Geistes wird bewirken, dass Sie sich wie zuhause fühlen.

Meine Eltern sowie zehntausende weitere zurückgekehrte Missionarsehepaare geben Zeugnis für die Freude, die sie durch die Missionsarbeit gefunden haben. In neuzeitlicher heiliger Schrift bestätigt der Herr: „Und wenn es so ist, dass ihr alle eure Tage arbeitet, um dieses Volk zur Umkehr zu rufen, und auch nur eine einzige Seele zu mir führt, wie groß wird eure Freude mit ihr im Reich meines Vaters sein!“25

Jesaja schildert in dichterischer Sprache, was es bedeutet, im Missionsfeld zu dienen. In den heiligen Schriften heißt es ja: „Der Acker ist die Welt.“26 Dieser große Prophet aus alter Zeit beschreibt das so: „In Freude werdet ihr ausziehen und in Frieden heimgebracht werden. Berge und Hügel brechen vor euch in Jubel aus und alle Bäume auf dem Feld klatschen in die Hände.“27 Berge, Hügel, Felder und Bäume können für Missionspräsidenten, Bischöfe, Distriktsleiter, Mitglieder und diejenigen stehen, die nach Wahrheit suchen, aber „nicht wissen, wo sie zu finden ist“28. Sie alle bezeugen, dass die Senior-Missionare mit ihrem Zeugnis von unserem Erretter und Erlöser Jesus Christus wahrlich das Gelände verändern.

Als Apostel des Herrn Jesus Christus bitte ich Sie, sich als Missionar an der Sammlung Israels zu beteiligen – und vielleicht sogar eine weitere Mission in Betracht zu ziehen. Wir brauchen Sie. Wir brauchen Sie! Wir sind Ihnen, den älteren Mitgliedern, dankbar für das Leben, das Sie geführt haben, und für das gute Beispiel, das Sie zuhause sowie in Ihrer Gemeinde und Ihrem Pfahl geben. Ich bitte Sie: Nehmen Sie Ihr Wissen und Ihr durch die Jahre bewährtes Zeugnis zur Hand und gehen Sie auf Mission! Ich bete darum, dass das nächste Mal, wenn ich Missionarsehepaare ihrem Missionsgebiet zuweise, Hunderte von Ihnen schon darauf warten, endlich ihre Berufung zu erhalten.

Ich verheiße Ihnen zudem: Auf Mission werden Sie die Liebe des Herrn verspüren. Sie werden ihn kennen und er kennt Sie, und Ihre Freude wird groß sein29. Ihr hingebungsvoller Dienst für Jesus Christus wird Ihrer Familie Segen und Inspiration sein – Kindern, Enkeln und Urenkeln. „Friede und Liebe [sind dann mit ihnen] in Fülle“30 auf Jahre hinaus. Das verheiße ich. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Russell M. Nelson, „Hoffnung Israels“, Andacht für Jugendliche in aller Welt, 3. Juni 2018, Archiv Kirchenliteratur

  2. Siehe Lehre und Bündnisse 18:10

  3. 3 Nephi 10:18

  4. Lehre und Bündnisse 78:18

  5. Die Kirche hat derzeit in 414 Missionen in aller Welt insgesamt 71.000 Vollzeitmissionare – von Nord- und Südamerika über Europa und Afrika bis nach Asien und Australien/Ozeanien; zudem gibt es 34.000 Senior-Service-Missionare (Zahlen laut Missionsabteilung, Stand September 2023)

  6. Siehe Ronald A. Rasband, „Missionare – von Gott berufen“, Liahona, Mai 2010, Seite 51ff.

  7. Siehe Russell M. Nelson, „Herrliche Momente als Missionarsehepaar“, Liahona, April 2016, Seite 27

  8. Russell M. Nelson, „Ältere Missionare und das Evangelium“, Liahona, November 2004, Seite 81

  9. Lehre und Bündnisse 4:3

  10. Siehe Johannes 4:36

  11. Ich war im April 2006 zur Taufe unserer Enkelin Brooklyn und zur Segnung unserer Enkelin Ella in New York

  12. Brief von Rebecca Guzman an Elder Ronald A. Rasband, 8. September 2009

  13. Meine Eltern dienten 1979 in der Florida-Mission Fort Lauderdale

  14. Die Osmonds waren eine bekannte US-amerikanische Musikgruppe, die vor allem mit ihren Popsongs Berühmtheit erlangte. Ihre größten Erfolge hatte die Gruppe in der ersten Hälfte der 1970er Jahre. Damals trat sie in etlichen Fernsehshows auf. Donny und Marie machten weiterhin Karriere auf der Bühne und im Fernsehen, während die Osmond Brothers jahrzehntelang als Countrymusiker in Branson in Missouri auftraten.

  15. Brief von Rebecca Guzman vom 8. September 2009

  16. Brief von Rebecca Guzman vom 8. September 2009

  17. Brief von Rebecca Guzman vom 8. September 2009

  18. Lehre und Bündnisse 64:29

  19. Der Missionsdienst für Senior-Missionare ist äußerst vielseitig. Ehepaare und ältere Schwestern können ihr bevorzugtes Einsatzgebiet angeben und sich für eine Vollzeitmission oder eine Service-Mission entscheiden. Der Prophet der Kirche spricht letztlich die Berufung für den Vollzeitdienst aus. Der Pfahlpräsident spricht die Berufung zu einer Service-Mission aus. Die Dauer des Missionsdienstes liegt zwischen 6 und 23 Monaten. Senior-Missionare haben einen flexibleren Tagesablauf und weniger anstrengende Tätigkeiten als junge Missionare; siehe seniormissionary.ChurchofJesusChrist.org.

  20. Russell M. Nelson, „Ältere Missionare und das Evangelium“, Liahona, November 2004, Seite 79

  21. Siehe seniormissionary.ChurchofJesusChrist.org

  22. Siehe Alma 5:14. Der „Gesichtsausdruck“ lässt sich auch so umschreiben, dass sich darin die geistige Einstellung oder Geisteshaltung eines Menschen widerspiegelt.

  23. Siehe Mosia 4:20

  24. Siehe „Ich gehe, wohin du mich heißt“, Gesangbuch, Nr. 180

  25. Lehre und Bündnisse 18:15

  26. Der Herr hat erläutert: „Der Acker ist die Welt; … die Ernte ist das Ende der Welt.“ (Matthäus 13:38,39.)

  27. Jesaja 55:12

  28. Lehre und Bündnisse 123:12

  29. Siehe Lehre und Bündnisse 18:15

  30. Judas 1:2