Generalkonferenz
Lektionen Gottes für Eltern
Herbst-Generalkonferenz 2023


Lektionen Gottes für Eltern

Eltern gehen mit ihrem himmlischen Vater eine Partnerschaft ein, um ihre kostbaren Kinder in den Himmel zurückzugeleiten

Haben Sie schon einmal ein neugeborenes Kind in den Armen gehalten? Von jedem Neugeborenen geht ein Licht aus und schafft ein besonderes Band der Liebe, welches das Herz der Eltern mit Freude erfüllen kann.1 Ein mexikanischer Schriftsteller schrieb: „Ich habe erkannt, dass ein Neugeborenes, wenn es zum ersten Mal mit seinem Fäustchen den Finger seines Vaters umklammert, ihn für immer im Griff hat.“2

Elternschaft gehört zu den außergewöhnlichsten Erfahrungen im Leben. Eltern gehen mit ihrem himmlischen Vater eine Partnerschaft ein, um ihre kostbaren Kinder in den Himmel zurückzugeleiten.3 Heute möchte ich zum Thema Erziehung auf einige Lektionen aus den heiligen Schriften und von lebenden Propheten eingehen, die uns helfen sollen, als Eltern ein bedeutsames Erbe zu hinterlassen.

In der Kultur des Evangeliums eine höhere Ebene erklimmen

Wir müssen zusammen mit unserer Familie in der Kultur des Evangeliums eine höhere Ebene erklimmen. Präsident Russell M. Nelson hat erklärt: „Jede Familie verdient es, vom Himmel geführt zu werden. Eltern können ihre Kinder nicht allein aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen, ihrer Angst oder Anteilnahme hinreichend beraten.“4

Obgleich unser kultureller Hintergrund, unser Erziehungsstil und unsere persönlichen Erfahrungen für die Erziehung wertvoll sein mögen, reichen diese Fähigkeiten nicht aus, um unseren Kindern bei der Rückkehr in den Himmel zu helfen. Wir brauchen Zugang zu einer erhabeneren „Reihe von Werten … und Verhaltensweisen“5, einer Kultur sowohl der Liebe als auch der Erwartungen, in der wir mit unseren Kindern „auf eine höhere, heiligere Weise“6 umgehen. Präsident Dallin H. Oaks bezeichnete die Kultur des Evangeliums als „eine besondere Lebensweise, eine Reihe von Werten, Erwartungen und Verhaltensweisen … Die Kultur des Evangeliums beruht auf dem Erlösungsplan, den Geboten Gottes und den Lehren der lebenden Propheten. Sie leitet uns dabei an, wie wir unser Familienleben gestalten und unser Leben führen.“7

Jesus Christus steht im Mittelpunkt dieser Evangeliumskultur. Die Kultur des Evangeliums in unserer Familie anzunehmen ist entscheidend dafür, dass ein fruchtbares Umfeld geschaffen wird, in dem der Same des Glaubens gedeihen kann. Damit wir eine höhere Ebene erklimmen, forderte Präsident Oaks uns auf, „eigene und familiäre Traditionen und Gewohnheiten, die den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage … entgegenstehen“8, aufzugeben. Liebe Eltern, wenn wir zögern, die Kultur des Evangeliums zu etablieren, könnte dies dem Widersacher gestatten, in unserem Zuhause oder, was noch schlimmer ist, im Herzen unserer Kinder Fuß zu fassen.

Wenn wir uns dafür entscheiden, die Kultur des Evangeliums zur vorherrschenden Kultur in unserer Familie zu machen, dann werden unser derzeitiger Erziehungsstil, unsere Traditionen und Gewohnheiten durch den mächtigen Einfluss des Heiligen Geistes9 gefiltert, ausgerichtet, verfeinert und verbessert.

Das Zuhause zu dem Zentrum machen, wo das Evangelium gelernt wird

Präsident Russell M. Nelson hat erklärt, dass das Zuhause das „Zentrum [sein soll], wo das Evangelium gelernt wird“10. Der Zweck hinter allem Lernen im Evangelium besteht darin, „unsere Bekehrung zum Vater im Himmel und zu Jesus Christus zu vertiefen und einander dabei zu helfen, mehr wie sie zu werden“11. Betrachten wir nun drei grundlegende Erziehungsaufgaben, die Propheten und Apostel dargelegt haben und die uns helfen können, in unserem Zuhause eine höhere Evangeliumskultur zu schaffen.

Erstens: Frei und offen lehren

Der Vater im Himmel unterwies Adam in Bezug auf Jesus Christus und seine Lehre. Er wies ihn an, „dies alles [seine] Kinder frei und offen zu lehren“12. Mit anderen Worten: Der Vater im Himmel trug Adam auf, all dies freimütig, in reichem Maße und uneingeschränkt zu lehren.13 In den heiligen Schriften wird berichtet: „Adam und Eva priesen den Namen Gottes, und sie taten alles ihren Söhnen und ihren Töchtern kund.“14

Wir unterweisen unsere Kinder in reichem Maße, wenn wir bewusst Zeit mit ihnen verbringen. Wir unterweisen sie uneingeschränkt, wenn wir heikle Themen wie Bildschirmzeit besprechen und dabei auf Material zurückgreifen, das die Kirche bereitgestellt hat.15 Wir unterweisen unsere Kinder freimütig, wenn wir mit ihnen die heiligen Schriften studieren, den Leitfaden Komm und folge mir nach! dabei verwenden und dem Heiligen Geist die Rolle des Lehrenden einräumen.

Zweitens: Vorbildliche Jünger sein

Im Johannesevangelium lesen wir, dass Jesus, als mehrere Juden den Erretter wegen seines Verhaltens in Frage stellten, auf sein Vorbild, nämlich seinen Vater, hinwies. Er sagte: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn.“16 Liebe Eltern, was müssen wir unseren Kindern vorleben? Christus nachzufolgen.

Als Eltern können wir lehren, wie wichtig es ist, Gott an die erste Stelle zu setzen, wenn wir über das erste Gebot sprechen, aber wir leben es vor, wenn wir weltliche Ablenkungen aufgeben und den Sabbat jede Woche heilighalten. Wir können die Bedeutung der Tempelbündnisse darlegen, wenn wir über die Lehre von der celestialen Ehe sprechen, aber wir leben dies vor, wenn wir unsere Bündnisse ehren und unseren Ehepartner würdevoll behandeln.

Drittens: Zum Handeln auffordern

Der Glaube an Jesus Christus soll im Mittelpunkt des Zeugnisses unserer Kinder stehen, und dieses Zeugnis muss jedem Kind durch persönliche Offenbarung zuteilwerden.17 Um unsere Kinder bei der Erarbeitung ihres Zeugnisses zu unterstützen, bestärken wir sie darin, ihre Entscheidungsfreiheit zu nutzen, um zu tun, was richtig ist,18 und bereiten sie auf ein Leben auf Gottes Weg der Bündnisse vor19.

Es ist ratsam, dass wir einem jeden unserer Kinder ans Herz legen, Präsident Nelsons Aufforderung nachzukommen und die Verantwortung für das eigene Zeugnis von Jesus Christus und seinem Evangelium zu übernehmen – daran zu arbeiten, es zu nähren, sodass es wächst, es mit Wahrheit zu füttern und es nicht mit falschen Philosophien ungläubiger Männer und Frauen zu verschmutzen.20

Rechtschaffene und bewusste Erziehung

Die göttlichen Absichten unseres himmlischen Vaters als Vater wurden in einer Offenbarung an Mose deutlich gemacht: „Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit: die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“21 Präsident Nelson hat dazu ausgeführt: „Gott tut, was er nur kann, um euch beizustehen, damit ihr die größten Segnungen der Ewigkeit nicht verpasst. Nur eines macht er nicht: Er nimmt euch nicht die Entscheidungsfreiheit.“22

Als Eltern sind wir Gottes Beauftragte für das Wohlergehen unserer Kinder.23 Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um ein Umfeld zu schaffen, in dem unsere Kinder seinen göttlichen Einfluss spüren können.

Der Vater im Himmel hat nie gewollt, dass wir Eltern als Zuschauer an der Seitenlinie sitzen und zusehen, wie sich das geistige Leben unserer Kinder entfaltet. Lassen Sie mich diesen Ansatz der bewussten Erziehung anhand einer persönlichen Erfahrung veranschaulichen. Als ich in einem kleinen Zweig in Guatemala in die Primarvereinigung ging, begannen meine Eltern, mir den Stellenwert des Patriarchalischen Segens nahezubringen. Meine Mutter nahm sich Zeit und schilderte, wie sie ihren Patriarchalischen Segen, der ihr viel bedeutete, empfangen hatte. Sie ging auf die Lehre in Bezug auf den Patriarchalischen Segen ein und gab Zeugnis für verheißene Segnungen. Ihre bewusste Erziehung weckte in mir den Wunsch, meinen Patriarchalischen Segen zu empfangen.

Als ich zwölf war, halfen mir meine Eltern bei der Suche nach einem Patriarchen. Das war notwendig, weil es in dem Distrikt, in dem wir lebten, keinen Patriarchen gab. Ich reiste zu einem Patriarchen, der sich in einem 156 Kilometer entfernten Pfahl befand. Ich weiß noch genau, wie der Patriarch mir die Hände auflegte, um mich zu segnen. Durch machtvolle geistige Bestätigung wusste ich ohne jeden Zweifel, dass der Vater im Himmel mich kannte.

Als zwölfjähriger Junge aus einer Kleinstadt bedeutete mir das alles. An diesem Tag wandte sich mein Herz meinem himmlischen Vater zu, weil meine Mutter und mein Vater großen Wert auf bewusste Erziehung legten, und dafür werde ich ihnen ewig dankbar sein.

Schwester Joy D. Jones, ehemalige Präsidentin der Primarvereinigung der Kirche, hat gesagt: „Wir dürfen nicht darauf warten, dass sich die Bekehrung im Leben unserer Kinder einfach irgendwie ereignet. Zufällige Bekehrung ist kein Grundsatz des Evangeliums Jesu Christi.“24 Unsere Liebe und unsere inspirierten Aufforderungen können großen Einfluss darauf haben, wie unsere Kinder ihre Entscheidungsfreiheit nutzen. Präsident Nelson hat betont: „Keine Arbeit übertrifft [eine] rechtschaffene und bewusste Erziehung!“25

Zum Abschluss

Liebe Eltern, diese Welt ist angefüllt mit Philosophien, Kulturen und Meinungen, die um die Aufmerksamkeit unserer Kinder wetteifern. Das große und geräumige Gebäude wirbt täglich über die aktuellsten Medienkanäle um Mitgliedschaft. „Aber indem Gott seinen Sohn gab“, erklärte der Prophet Moroni, „hat er einen noch vortrefflicheren Weg bereitet.“26

Wenn wir durch Bündnisse mit Gott zusammenarbeiten und seine Beauftragten für das Wohlergehen unserer Kinder werden, wird er unsere Absichten heiligen, unsere Unterweisungen mit Inspiration erfüllen und unsere Aufforderungen maßvoll halten, „damit unsere Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können“27. Im Namen Jesu Christi. Amen.