Generalkonferenz
Denken Sie celestial!
Herbst-Generalkonferenz 2023


Denken Sie celestial!

Die Entscheidungen, die Sie treffen, bestimmen dreierlei: wo Sie in alle Ewigkeit leben werden, mit was für einem Körper Sie auferstehen werden und mit wem Sie für immer zusammen sein werden

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin zutiefst dankbar, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen. In meinem Alter bringt jeder neue Tag wunderbare, aber auch unangenehme Überraschungen mit sich. Vor drei Wochen habe ich mir die Muskeln am Rücken verletzt. Nachdem ich schon über 100 Generalkonferenzansprachen im Stehen gehalten habe, dachte ich daher, ich könne heute mal sitzen. Ich bete, dass der Heilige Geist meine heutige Botschaft Ihnen ins Herz trägt.

Vor kurzem habe ich meinen 99. Geburtstag gefeiert und bin somit jetzt in meinem 100. Lebensjahr. Ich werde oft nach dem Geheimnis eines langen Lebens gefragt. Eine bessere Frage wäre: „Was haben Sie in fast einem Jahrhundert Lebenserfahrung gelernt?“

Die Zeit lässt es nicht zu, dass ich diese Frage heute ausführlich beantworte, aber ich möchte doch auf eine der wichtigsten Lektionen eingehen.

Ich habe gelernt, dass der Plan des himmlischen Vaters für uns einfach fabelhaft ist, dass es wirklich darauf ankommt, was wir in diesem Leben tun, und dass das Sühnopfer des Erretters den Plan unseres Vaters erst möglich macht.1

Als ich wegen der Verletzung, die ich mir kürzlich zugezogen habe, unter starken Schmerzen litt, habe ich noch tiefere Dankbarkeit für Jesus Christus und die unfassbare Gabe seines Sühnopfers empfunden. Denken Sie nur darüber nach! Der Erretter litt „Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art“2, damit er uns trösten, uns heilen, uns retten kann – in Zeiten der Not.3 Jesus Christus beschrieb sein Erlebnis im Garten Getsemani und auf Golgota mit den Worten: „Dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten.“4 Meine Verletzung hat mich veranlasst, immer wieder über „die Größe des Heiligen Israels“5 nachzudenken. Im Laufe meiner Genesung hat der Herr seine göttliche Macht auf friedvolle und unverkennbare Weise kundgetan.

Dank des unbegrenzten Sühnopfers Jesu Christi ist der Plan unseres himmlischen Vaters ein perfekter Plan! Die Einsicht in diesen fabelhaften Plan Gottes löst das Rätsel unseres Daseins auf und nimmt unserer Zukunft die Ungewissheit. Jeder von uns kann sich entscheiden, wie er sein Leben hier auf der Erde führen will und wo er für immer leben will. Die haltlose Vorstellung „Iss, trink und sei lustig, denn morgen sterben wir, und es wird uns wohl ergehen“6 gehört zu den abwegigsten Lügen im Universum.

Die großartige Nachricht des Planes Gottes ist: Das, was aus Ihrem irdischen Leben das Bestmögliche macht, entspricht genau dem, was aus Ihrem Leben in aller Ewigkeit das Bestmögliche macht! Um Ihnen dabei zu helfen, sich für die reichen Segnungen bereitzumachen, die der Vater im Himmel für Sie bereithält, lege ich Ihnen heute ans Herz, dass Sie sich angewöhnen, „celestial zu denken“!7 Celestial zu denken bedeutet, geistig gesinnt zu sein. Von Jakob, einem Propheten aus dem Buch Mormon, erfahren wir: „Geistig gesinnt zu sein ist ewiges Leben.“8

Das Erdenleben ist ein Meisterkurs dafür, dass wir lernen, uns für das zu entscheiden, was in Ewigkeit von höchster Bedeutung ist. Viel zu viele Menschen leben so, als sei dieses Leben alles. Die Entscheidungen, die Sie heute treffen, bestimmen jedoch dreierlei: wo Sie in alle Ewigkeit leben werden, mit was für einem Körper Sie auferstehen werden und mit wem Sie für immer zusammen sein werden. Denken Sie also celestial.

In meiner ersten Botschaft als Präsident der Kirche habe ich Ihnen empfohlen, von Anfang an das Ende vor Augen zu haben. Das bedeutet, dass Sie das celestiale Reich zu Ihrem Ziel für die Ewigkeit machen und dann sorgfältig überlegen, wohin jede der Entscheidungen, die Sie hier auf Erden treffen, Sie in der nächsten Welt bringen wird.9

Der Herr hat unmissverständlich erklärt, dass nur Männer und Frauen, die als Ehemann und Ehefrau im Tempel gesiegelt sind und die ihre Bündnisse halten, in der Ewigkeit zusammen sein werden. Er sagte: „Alle Bündnisse, Verträge, Verbindlichkeiten, Verpflichtungen, Eide, Gelöbnisse, Handlungen, Bindungen, Vereinbarungen und Erwartungen, die nicht … geschlossen und eingegangen und vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt werden …, haben ein Ende, wenn die Menschen tot sind.“10

Wenn wir uns also unklugerweise dafür entscheiden, jetzt nach telestialen Gesetzen zu leben, entscheiden wir uns dafür, mit einem telestialen Körper aufzuerstehen. Wir entscheiden uns dafür, nicht mit unserer Familie für immer zusammen zu sein.

Meine lieben Brüder und Schwestern, wie und wo und mit wem wollen Sie für immer leben? Es ist Ihre Entscheidung.11

Wenn Sie Entscheidungen treffen, bitte ich Sie, auf lange Sicht zu denken – auf ewige Sicht. Setzen Sie Jesus Christus an die erste Stelle, denn Ihr ewiges Leben hängt von Ihrem Glauben an ihn und sein Sühnopfer ab.12 Es hängt auch davon ab, ob Sie seine Gesetze befolgen. Gehorsam ebnet den Weg für ein glückliches Leben heute und einen großartigen ewigen Lohn morgen.

Wenn Sie in einem Dilemma stecken, denken Sie celestial! Wenn Sie von Versuchung geprüft werden, denken Sie celestial! Wenn das Leben oder geliebte Menschen Sie enttäuschen, denken Sie celestial! Wenn jemand vor seiner Zeit stirbt, denken Sie celestial! Wenn sich jemand lange mit einer schweren Krankheit plagen muss, denken Sie celestial! Wenn die Belastungen des Lebens Sie bedrängen, denken Sie celestial! Und wenn Sie von einem Unfall oder einer Verletzung genesen, wie ich gerade, denken Sie celestial!

Wenn Sie sich darauf konzentrieren, celestial zu denken, können Sie mit Widerständen rechnen.13 Vor Jahrzehnten kritisierte mich ein Arbeitskollege und meinte, ich hätte „zu viel Tempel“ in mir, und mehr als ein Vorgesetzter machte mir wegen meines Glaubens das Leben schwer. Ich bin jedoch überzeugt, dass celestial zu denken meine Karriere gefördert hat.

Wenn Sie celestial denken, wird sich Ihr Herz allmählich wandeln. Sie möchten häufiger und aufrichtiger beten. Bitte lassen Sie Ihre Gebete nicht wie eine Einkaufsliste klingen. Die Sichtweise des Herrn übersteigt Ihre irdische Weisheit. Seine Antwort auf Ihre Gebete mag Sie überraschen und hilft Ihnen, celestial zu denken.

Denken Sie an die Antwort des Herrn, als Joseph Smith im Gefängnis zu Liberty um Hilfe flehte. Der Herr erklärte dem Propheten, dass die unmenschliche Behandlung, die ihm widerfuhr, ihm Erfahrung bringen und ihm zum Guten dienen werde.14 „Wenn du gut darin ausharrst“, verhieß der Herr, „wird Gott dich in der Höhe erhöhen.“15 Der Herr hielt Joseph Smith also dazu an, celestial zu denken und sich den ewigen Lohn vorzustellen, anstatt sich auf die gegenwärtigen schmerzlichen Probleme zu konzentrieren. Unsere Gebete können – und sollen – lebendige Gespräche mit unserem Vater im Himmel sein.

Wenn Sie celestial denken, stellen Sie fest, dass Sie alles vermeiden wollen, was Sie Ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt. Jegliche Sucht – ob Online-Spiele, Glücksspiele, Schulden, Drogen, Alkohol, Zorn, Pornografie, Sex oder sogar Essen – beleidigt Gott. Warum? Weil Ihre Besessenheit Ihr Gott wird. Sie suchen darin Trost, anstatt bei ihm Trost zu suchen. Sollte Ihnen eine Sucht zu schaffen machen, bemühen Sie sich um die geistige und fachmännische Unterstützung, die Sie brauchen. Bitte lassen Sie nicht zu, dass eine Besessenheit Sie Ihrer Freiheit beraubt, Gottes fabelhaftem Plan zu folgen.

Celestial zu denken hilft Ihnen auch, das Gesetz der Keuschheit zu halten. Nur weniges macht das Leben schneller kompliziert, als dieses göttliche Gesetz zu brechen. Für jemanden, der Bündnisse mit Gott eingegangen ist, ist Unsittlichkeit mit der schnellste Weg, sein Zeugnis zu verlieren.

Viele der unablässigen Versuchungen des Widersachers sind mit Verletzungen der sittlichen Reinheit verbunden. Die Kraft, Leben zu schaffen, ist das eine Vorrecht des Gottseins, das der Vater im Himmel seine irdischen Kinder ausüben lässt. Deshalb hat Gott klare Richtlinien festgelegt, wie diese lebendige göttliche Kraft zu nutzen ist. Körperliche Intimität ist nur einem Mann und einer Frau gestattet, die miteinander verheiratet sind.

Die meisten in der Welt sind nicht dieser Ansicht, aber die öffentliche Meinung entscheidet nicht darüber, was wahr ist. Der Herr hat verkündet, dass kein unkeuscher Mensch ins celestiale Reich gelangen wird. Wenn Sie also Entscheidungen treffen, bei denen es um Sittlichkeit geht, denken Sie bitte celestial! Und sollten Sie unkeusch geworden sein, bitte ich Sie inständig, umzukehren. Kommen Sie zu Christus und empfangen Sie die von ihm verheißene vollständige Vergebung, wenn Sie vollständig von Ihren Sünden umkehren.16

Wenn Sie celestial denken, sehen Sie Prüfungen und Widerstand in einem neuen Licht. Sollte jemand, der Ihnen nahesteht, die Wahrheit angreifen, dann denken Sie celestial und hinterfragen Sie nicht Ihr eigenes Zeugnis. Der Apostel Paulus prophezeite: „In späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen; sie werden sich betrügerischen Geistern und den Lehren von Dämonen zuwenden.“17

Die Täuschungen des Satans nehmen kein Ende. Bitte wappnen Sie sich dagegen. Nehmen Sie nie Rat von denen an, die nicht glauben. Lassen Sie sich von den Stimmen führen, denen Sie vertrauen können – von Propheten, Sehern und Offenbarern und von den Einflüsterungen des Heiligen Geistes, der „euch alles zeigen [wird], was ihr tun sollt“18. Leisten Sie bitte die geistige Arbeit dafür, dass Sie immer besser imstande sind, persönliche Offenbarung zu empfangen.19

Wenn Sie celestial denken, nimmt Ihr Glaube zu. Als junger Praktikant verdiente ich 15 Dollar im Monat. Eines Abends fragte mich meine Frau Dantzel, ob ich von meinem mageren Gehalt den Zehnten zahle. Ich hatte ihn nicht gezahlt. Rasch kehrte ich um und zahlte bei unserem monatlichen Zehnten zusätzlich einen Dollar fünfzig.

Änderte es irgendetwas an der Kirche, dass wir nun mehr Zehnten zahlten? Natürlich nicht. Aber den vollen Zehnten zu zahlen, änderte mich. Damals erkannte ich, dass das Zahlen des Zehnten ganz allein mit Glauben zu tun hat, nicht mit Geld. Da ich nun jemand war, der den vollen Zehnten zahlte, öffneten sich mit der Zeit die Schleusen des Himmels für mich. Ich schreibe einige später folgende berufliche Chancen der Tatsache zu, dass wir treu den Zehnten zahlten.20

Den Zehnten zu zahlen erfordert Glauben, doch es stärkt auch den Glauben an Gott und seinen geliebten Sohn.

In einer sexualisierten, politisierten Welt aus eigener Entscheidung heraus ein tugendhaftes Leben zu führen, stärkt den Glauben.

Mehr Zeit im Tempel zu verbringen, stärkt den Glauben. Zudem helfen Ihnen der Dienst und die Gottesverehrung im Tempel, celestial zu denken. Der Tempel ist ein Ort der Offenbarung. Dort wird Ihnen gezeigt, wie Sie Fortschritte in Richtung eines celestialen Lebens machen können. Dort kommen Sie dem Erlöser näher und erhalten vermehrt Zugang zu seiner Macht. Dort erhalten Sie Führung, um Lösungen für Ihre Probleme zu finden, selbst für die kompliziertesten.

Die Verordnungen und Bündnisse des Tempels sind von ewiger Bedeutung. Wir bauen weiterhin mehr Tempel, damit jeder von Ihnen diese heiligen Möglichkeiten auch für sich in Anspruch nehmen kann. Wir sind dankbar, dass wir unsere Pläne zum Bau eines Tempels an den folgenden Standorten bekanntgeben können.

  • Savai’i, Samoa

  • Cancún, Mexiko

  • Piura, Peru

  • Huancayo, Peru

  • Viña del Mar, Chile

  • Goiânia, Brasilien

  • João Pessoa, Brasilien

  • Calabar, Nigeria

  • Cape Coast, Ghana

  • Luanda, Angola

  • Mbuji-May, Demokratische Republik Kongo

  • Laoag, Philippinen

  • Osaka, Japan

  • Kahului, Maui, Hawaii

  • Fairbanks, Alaska

  • Vancouver, Washington

  • Colorado Springs, Colorado

  • Tulsa, Oklahoma

  • Roanoke, Virginia

  • Ulan-Bator, Mongolei

Der Herr weist uns an, diese Tempel zu bauen, um uns zu helfen, celestial zu denken. Gott lebt. Jesus ist der Messias. Seine Kirche wurde wiederhergestellt, damit alle Kinder Gottes gesegnet werden. Dies bezeuge ich im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Johannes 6:38

  2. Alma 7:11

  3. Siehe Alma 7:12

  4. Lehre und Bündnisse 19:18

  5. 2 Nephi 9:40

  6. 2 Nephi 28:7

  7. Es mag sich zeigen, dass es leichter ist, hier, während unser Geist noch mit unserem Körper vereint ist, umzukehren und geistig Fortschritt zu machen, als in der nächsten Welt zwischen dem Tod und der Auferstehung. Amulek erklärte den abtrünnigen Zoramiten: „Dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen“ (siehe Alma 34:32-35).

  8. 2 Nephi 9:39

  9. Siehe Mosia 4:30. Hier mahnt König Benjamin sein Volk: „Wenn ihr nicht achthabt auf euch und eure Gedanken und eure Worte und eure Taten und nicht die Gebote Gottes beachtet und nicht im Glauben … festbleibt, …müsst ihr zugrunde gehen.“

  10. Lehre und Bündnisse 132:7; Hervorhebung hinzugefügt

  11. Natürlich kann Ihre Entscheidungsfreiheit nicht die Entscheidungsfreiheit eines anderen samt den dazugehörigen Konsequenzen außer Kraft setzen. Ich wollte unbedingt an meine Eltern gesiegelt werden. Doch ich musste warten, bis sie sich entschieden, das Endowment zu empfangen. Damals waren sie über 80 Jahre alt. Sie wurden als Mann und Frau gesiegelt, und dann wurden wir Kinder an sie gesiegelt.

  12. In den heiligen Schriften wird wiederholt bezeugt, dass die Gabe des ewigen Lebens nur durch die Verdienste, die Barmherzigkeit und die Gnade des Erretters Jesus Christus ermöglicht wird (siehe beispielsweise Moroni 7:41; siehe auch 2 Nephi 2:6-8,27).

  13. Siehe 2 Nephi 2:11

  14. Siehe Lehre und Bündnisse 122:7

  15. Lehre und Bündnisse 121:8

  16. Siehe Jesaja 1:16-18; Lehre und Bündnisse 58:42,43

  17. 1 Timotheus 4:1. Im nächsten Vers heißt es weiter: „getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt ist“ (Vers 2). Paulus verkündete zudem, dass alle, „die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, … verfolgt werden“ (2 Timotheus 3:12).

  18. 2 Nephi 32:5; Hervorhebung hinzugefügt. Wenn wir bitten, können wir „Offenbarung um Offenbarung, Erkenntnis um Erkenntnis empfangen“ (Lehre und Bündnisse 42:61).

  19. Siehe Russell M. Nelson, „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“, Liahona, Mai 2018, Seite 96

  20. Das soll nicht heißen, dass hier eine Ursache-Wirkung-Beziehung vorliegt. Manchen, die nie den Zehnten zahlen, eröffnen sich gute berufliche Möglichkeiten, während andere, die den Zehnten zahlen, keine erhalten. Die Verheißung ist dergestalt, dass sich demjenigen, der den Zehnten zahlt, die Schleusen des Himmels öffnen werden. Die Art der Segnungen kann ganz unterschiedlich sein.